Unruhen in Ägypten:Al-Qaida stachelt Mursi-Anhänger auf

Egyptians supporting ousted president Mohamed Morsi protest in Ca

Mursi-Anhänger protestieren in der ägyptischen Hauptstadt Kairo.

(Foto: dpa)

Al-Qaida-Chef al-Zawahiri schaltet sich in den Konflikt in Ägypten ein. Demokratie tauge nicht als Weg zur islamischen Herrschaft, heißt es in einer im Internet veröffentlichten Audiobotschaft. US-Außenminister Kerry schwächt seine umstrittenen Äußerungen dagegen ab.

Die Stimmung in Ägypten ist seit dem Sturz von Präsident Mohammed Mursi bereits hochexplosiv. Nun gießt Al-Qaida-Chef Aiman al-Zawaihri weiter Öl ins Feuer. Am Samstag wurde auf mehreren radikal-islamischen Webseiten eine mutmaßlich vom Kopf der radikalislamischen Terrorgruppe stammende, 14-minütige Audiobotschaft veröffentlicht. Darin fordert al-Zawahiri die Anhänger Mursis auf, sich von der Demokratie abzuwenden und für die Einsetzung der Scharia in ihrem Land zu kämpfen. Was in Ägypten geschehen sei, sei der beste Beweis, dass Demokratie nicht als Weg zur islamischen Herrschaft tauge.

Zugleich wirft der Extremisten-Führer den USA vor, mit dem ägyptischen Militär, Säkularen und Christen in Ägypten gemeinsame Sache gegen Mursi gemacht zu haben. Den ägyptischen Vizepräsidenten Mohamed ElBaradei bezeichnet er als amerikanischen "Gesandten".

Authentizität des Tonbands unklar

Al-Zawahiri war nach der Tötung von Osama bin Laden durch eine US-Spezialeinheit im Mai 2011 an Spitze der Terrororganisation aufgerückt. Der US-Fernsehsender CNN betonte, eine unabhängige Überprüfung der Authentizität des Tonbands sei nicht möglich.

Am Donnerstag hatte der amerikanische Außenminister Kerry während eines Besuchs in Pakistan die Absetzung Mursis als notwendig bezeichnet, um wieder Demokratie in Ägypten herzustellen. Damit hatte sich der US-Politiker nicht nur den Zorn der Muslimbrüder zugezogen, auch international - unter anderem in Deutschland - war Kerrys Äußerung auf Kritik gestoßen.

Bei einem Besuch am Freitag in London bemühte sich Kerry deshalb, die Wogen zu glätten. Ägypten müsse jetzt "zurück zur Normalität finden". Die USA arbeiteten gemeinsam mit anderen Staaten daran, "die beteiligten Parteien zusammen zu bringen, um eine friedliche Lösung zu finden". Ziel sei es dabei, die Demokratie zu stärken und "die Rechte aller zu respektieren", führte Kerry vor Journalisten aus. "Das Letzte, was wir wollen, ist noch mehr Gewalt."

Folter-Vorwürfe gegen Mursi-Anhänger

Seit der Absetzung Mursis durch die Armee am 3. Juli kommt es in Ägypten immer wieder zu gewaltsamen Zusammenstößen zwischen Anhängern des gestürzten Präsidenten und dessen Gegnern sowie Sicherheitskräften. Am Freitag setzte die Polizei nach Angaben von Vertretern der Sicherheitskräfte in Kairo Tränengas ein, um eine Versammlung von Mursi-Anhängern auseinanderzutreiben.

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International (ai) forderte unterdessen eine Untersuchung von Folter-Vorwürfen gegen Anhänger Mursis. Es gebe Hinweise, "darunter Zeugenaussagen von Überlebenden", dass Unterstützer des rivalisierenden politischen Lagers von Mursi-Anhängern "gefoltert" worden seien. Die Vorwürfe seien "äußerst ernst zu nehmen und müssen mit höchster Dringlichkeit untersucht werden", sagte die ai-Vizedirektorin für Nahost und Nordafrika, Hassiba Hadsch Sahraoui. Zugleich warnte sie, die Vorwürfe dürften nicht als Vorwand für eine "kollektive" Bestrafung von Mursi-Anhängern benutzt werden.

Vor allem die starke Muslimbruderschaft steht weiter hinter dem inhaftierten Ex-Präsidenten und will ihn zurück an die Macht bringen. Eine der Partei nahestehende Zeitung bezeichnete Mursi jüngst auf ihrer Titelseite als "Ägyptens Mandela".

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