Union:Traum und Traute

Die Glaubwürdigkeit der CSU hängt an einer simplen Personalfrage.

Von Nico Fried

In Gestalt von Horst Seehofer, Markus Söder und Edmund Stoiber beklagen der amtierende, der Möchtegern- und der heimliche CSU-Vorsitzende seit Wochen die inhaltliche Ausrichtung der CDU - es ist ein politischer Eiertanz sondergleichen. Von historisch einmaligen Meinungsverschiedenheiten ist die Rede. Nun wird verzweifelt nach gemeinsamen Themen gesucht, dabei ist das Problem der CSU eine Person und namentlich bekannt: Angela Merkel. Sie, die antrat mit dem Anspruch, Kanzlerin aller Deutschen zu sein, ist offenbar nicht mehr die Kanzlerin für viele in der CSU.

Es gibt für die Christsozialen zwei Möglichkeiten: Entweder sie versagen Merkel die Gefolgschaft und verweigern sich einer erneuten Kandidatur der Kanzlerin 2017, so sie denn eine anstrebt. Das wäre ein Bruch mit unkalkulierbaren Folgen, von dem die CSU-Spitze vermutlich immer häufiger träumt, für den sie aber noch nicht die Traute hat. Oder aber, die CSU suggeriert irgendwelche inhaltlichen Gemeinsamkeiten und versucht damit genau die persönlichen Vorbehalte zu übertünchen, die sie in der Flüchtlingskrise fortwährend geschürt hat.

Inhalte sind wichtig und richtig. Aber die Glaubwürdigkeit Seehofers und der Christsozialen hängt an einer simplen Personalfrage: Warum will die CSU dem Land für weitere vier Jahre eine Kanzlerin zumuten, mit der sie sich selbst innerhalb eines Jahres völlig überworfen hat?

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