Ungarn:Erfolgreiche Gehirnwäsche

Viktor Orbán gewinnt zum dritten Mal in Folge die Wahlen in Ungarn, weil er seine Anhängerschaft mit viel Pathos bearbeitet hat.

Von Peter Münch

Am Ende war in Ungarn noch einmal Spannung aufgekommen, aber zum dritten Wahlsieg in Folge hat es klar gereicht für Viktor Orbán. Weder sein autokratischer Führungsstil noch die Fülle an Korruptionsgeschichten haben dem 54-jährigen Regierungschef nachhaltig schaden können. Seine treue Anhängerschaft, die er nach Art der Gehirnwäsche stets mit Pathos bearbeitet und mit dem Schreckensszenario einer Invasion von Millionen Muslimen in Bann hält, hat ihn nicht hängen lassen.

Die Fortsetzung von Orbáns Herrschaft bedeutet nichts Gutes für Ungarn und viel Ärger für Europa. Denn dieser gewissenlose Stratege ist ein Meister des Spaltens. Zuhause hat er es allen Beschwörungen der "Nation" zum Trotz längst geschafft, die Gesellschaft mit tiefen Gräben zu durchziehen. Schließlich ist eine zerklüftete politische Landschaft immer noch die beste Garantie dafür, ungestört weiter regieren zu können. Das dazu passende Wahlsystem hat er sich schon 2011 selbst maßgeschneidert.

Nun hat seinen Gegnern nicht einmal die hohe Wahlbeteiligung zur Wende gereicht. Orban kann sein Land weiter zu der von ihm propagierten "illiberalen Demokratie" umbauen - und damit den Spaltpilz nach Europa tragen. Denn Nachahmer hat er längst gefunden - in Polen und anderswo.

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