UN-Tag der indigenen Völker:Tag der Dschungelkinder

Exotisch, fremd - und benachteiligt: Auf der ganzen Welt verteilt leben 370 Millionen Ureinwohner. Ihre Rechte werden mit Füßen getreten. Wo und wie sie leben: Eine Bildergalerie von Sarina Märschel

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Quelle: SZ

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... die Ureinwohner haben außerdem schlechteren Zugang zu medizinischer Versorgung, Bildung, angemessenem Wohnraum und Leistungen des Sozialsystems.

Im Bild: Ein junger Quechua-Indio in Bolivien.

Foto: AP

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In manchen Ländern wohnen mehr als 50 Prozent der Ureinwohner in Städten. In den vergangenen 30 Jahren zogen sie von ihren traditionellen Lebensräumen in städtische Gebiete - teilweise, weil sie nach Bildung und Arbeit suchten. Und teilweise, weil sie unter Einsatz von Gewalt aus ihren Gebieten vertrieben wurden.

Im Bild: Eine indigene Frau in der bolivianischen Millionenstadt La Paz, im Hintergrund Wahlplakate an einem Gebäude.

Foto: AP

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Die Vereinten Nationen melden, dass Ureinwohner nach wie vor immer wieder Opfer von Verstößen gegen ihre individuellen und kollektiven Menschenrechte werden. Potentiell betroffen sind Millionen Menschen: Mindestens 5000 verschiedene indigene Gruppen leben auf der Erde - in mehr als 70 Staaten.

Im Bild: Mitglieder eines indigenen Stammes protestieren in Manila. Sie fordern von der Präsidentin der Philippinen, ihnen die Kontrolle über sogenanntes Stammesland zu übertragen und Gesetze aufzuheben, durch die sich die Ureinwohner unterdrückt fühlen.

Foto: AFP

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Die Lebensräume der Urvölker schrumpfen - sie verlieren die Kontrolle über ihre natürlichen Ressourcen, Plantagen breiten sich aus und nehmen ihnen Land, ...

Im Bild: Ein Mädchen und ihr kleiner Bruder sitzen in der Provinz Riau in der Nähe von brennenden Pflanzen - in Indonesien roden Palmöl-Bauern weite Flächen, um Platz für neue Plantagen zu gewinnen.

Foto: AP

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... Regenwälder werden abgeholzt. All das bedroht indigene Völker existenziell. Nicht nur einzelne Menschen sind dadurch in Gefahr, sondern auch ganze Kulturen.

Im Bild: Blick von oben auf Kamula Dosa, westliches Papua Neuguinea. Nach Angaben von Greenpeace werden Regenwälder in Malaysia, Indonesien und Papua Neuguinea geplündert, um aus dem Holz vor allem Möbel und Furnier für Industrieländer herzustellen.

(Foto: Reuters)

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Ihre Kulturen sind ein großer Schatz der indigenen Völker: So werden zum Beispiel rund 4000 der ungefähr 6700 Sprachen, die weltweit existieren, von Ureinwohnern gesprochen.

Foto: Ein Mann vom Stamm der Kamoro trägt seinen Sohn auf den Schultern. Sie nehmen an einem Ritual teil, das den Übergang zum Erwachsensein markiert: Die Eltern tanzen dabei unter freiem Himmel mit ihren Söhnen - in der Hoffnung, dass die erwachsenen Kinder weiterhin im Einklang mit der Natur leben.

Foto: Reuters

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Beispiel Ecuador: Je nach Schätzung gehören zwischen zehn und 30 Prozent der 12 Millionen Einwohner einer indigenen Volksgruppe an.

In der ecuadorianischen Verfassung von 1998 sind kollektive Rechte für die Urvölker verankert, mit der Umsetzung hapert es allerdings noch: Die Regierung hat zwar versucht, Möglichkeiten zu schaffen, um die Ureinwohner am politischen Prozess zu beteiligen. Im Laufe der Zeit hat der Staat indigene Territorien anerkannt und zeigte sich zu Verhandlungen über die Nutzung des Landes und der Ressourcen bereit. Die Ureinwohner sind nach einem Bericht der Vereinten Nationen zu einer politischen Größe im Land geworden.

Doch was wirtschaftliche und soziale Aspekte betrifft sind die Eingeborenen im Vergleich zum Durchschnitts-Ecuadorianer nach wie vor benachteiligt: niedrigere Einkommen, höhere Arbeitslosenquoten, schlechtere Bildungschancen und Gesundheitsversorgung. Vor Gericht fehlt es an interkultureller Sensibilität der Juristen, es gibt zu wenige Übersetzer. Die Rechte einiger von der Zivilisation abgeschotteten Urvölker werden missachtet: Auf ihrem Land werden illegal Bäume abgeholzt, es wird nach Öl gesucht.

Im Bild: Eine Ecuadorianerin vom Volk der Cofan in einem Dorf im Amazonasgebiet.

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Allein im Amazonas-Gebiet leben ungefähr 400 verschiedene indigene Gruppen.

Im Bild: Eine Luftaufnahme des Trans-Amazonas-Highway im brasilianischen Teil des Amazonsgebiets.

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Beispiel Kenia: Dass Völker wie die Maasai, die Ogiek oder die Elmolo in Kenia politisch und rechtlich kaum beachtet werden, spiegelt die wirtschaftliche, soziale und politische Marginalisierung dieser Gruppen wieder.

In einem Bericht diagnostizieren die Vereinten Nationen Verstöße gegen wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte der Stämme. Vor allem Frauen und Kinder leiden unter dem Mangel an adäquater Gesundheitsversorgung, das HI-Virus breitet sich innerhalb der Gemeinschaften stark aus.

Die Regierung hat jedoch damit begonnen, Programme zur Förderung von Minderheiten umzusetzen, um die Armut zu bekämpfen und Bildung zu fördern. Falls die Strategien Erfolg haben, könnte das die Gesamtsituation der indigenen Gemeinschaften in Kenia verbessern.

Im Bild: Eine Gruppe kenianischer Männer vom Stamm der Maasai demonstriert in Nairobi für die Rückgabe von Land.

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Beispiel Arktis: Die indigenen Bewohner der Arktis leiden unter den direkten Folgen der Ressourcenausbeutung auf ihrem Gebiet und unter den sie indirekt betreffenden Auswirkungen der CO2-Verbrennungen, meldet die Gesellschaft für bedrohte Völker.

Durch die ungewohnte Wärme gab es Todesfälle, weil Menschen an zuvor sicheren Stellen plötzlich ins dünner gewordene Eis einbrachen. Häuser und Wohnungen seien durch Erosion der Küsten gefährdet. "Das Recht auf Entwicklung kann nicht gelebt werden, weil der Klimawandel sich so schnell vollzieht, dass die Menschen sich nicht mehr anpassen können", warnt die Organisation in einem Report über die Arktis.

Dass die Ureinwohner ihrer traditionellen Lebensweise nicht mehr nachgehen können, führe häufig zu Entwurzelung und Verlust der kulturellen Identität - Alkoholmissbrauch ist weit verbreitet, Suizid- und Kriminalitätsraten sind hoch.

Die Ressourcenförderung in der Arktis geht außerdem mit Umweltverschmutzung einher. Die Giftstoffe werden über die Nahrungskette an den Menschen weitergegeben. Die in unmittelbarer Umgebung von Förderstätten lebenden Menschen trinken nach Angaben der Gesellschaft für bedrohte Völker verseuchtes Wasser, essen verseuchten Fisch und atmen vergiftete Luft ein. Dies führe zu Atemwegs- und Krebserkrankungen.

Folgen der Verschmutzung des arktischen Ozeans seien eine sinkende Lebenserwartung und ein insgesamt katastrophaler Gesundheitszustand der indigenen Bevölkerung.

Im Bild: Eisbärenfelle auf Stangen in einem Inuit-Dorf in Alaska nahe der russischen Grenze.

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Beispiel Sibirien: Die Gesellschaft für bedrohte Völker berichtet auch davon, dass der Goldabbau in Sibirien in die Lebensbedingungen der indigenen Völker Magadans eingreift. Und zwar durch die Infrastruktur für die Produktionsstätten und die Arbeiter - dazu gehören zum Beispiel Städtebau, Straßen, Vergnügungsstätten, Alkohol und Prostitution.

Ewenen, Korjaken und Itelmenen leben dort noch immer vorwiegend von Fischfang, Zucht und Nutzung zahmer Rentiere sowie der Jagd auf wilde Rentiere und anderes Wild.

Die Tiere verändern jedoch ihre Wildwechsel, wenn sie durch den Goldabbau und seine Folgeerscheinungen gestört werden, so dass sie für die Jäger immer schwerer zu erreichen sind.

Bei der Trennung des Goldes vom Begleitgestein wird zudem Zyanid eingesetzt, dessen Rückstände die Gewässer verseuchen. Die im Gebiet der Minen lebenden Ureinwohner werden nicht ausreichend über die Umweltrisiken und die damit einhergehende Gefahr für ihre traditionellen Wirtschaftszweige informiert oder gar an den Entscheidungen über Bergbauprojekte beteiligt.

Für die Beseitigung des Abraums stillgelegter Minen fühlt sich niemand zuständig. Alles verrottet, sodass Rückstände unkontrolliert in Erde und Grundwasser gelangen können.

Im Bild: Eine Rentierherde in Krasnoye, weit im russischen Norden. Die indigenen Hirten schlachten die Tiere und nutzen Fleisch, Fell und Geweihe.

Foto: Reuters

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Beispiel Niger und Mali: 3,5 Millionen Tuareg- und Peulh- (Fulbe-)Nomaden leben in Niger und Mali. Hungersnöte, Überweidung und Vernichtung ihrer Viehherden, Konflikte um Land- und Weiderechte mit Bauern, Verelendung und mangelnde Unterstützung durch die Behörden bedrohen das Fortbestehen der Nomadengesellschaft.

Für viele unter anhaltender Trockenheit leidende Regionen ist die nomadische Lebensweise die einzige Wirtschaftsform, die ökologisch vertretbar ist und die Böden nicht langfristig zerstört.

Die große Flexibilität der Nomaden und geringe Kosten für die Unterhaltung der Herden waren lange vorteilhaft für den Ausbau dieses Wirtschaftszweiges.

Doch wachsende Hygiene-Anforderungen und zunehmende Konkurrenz durch Billigfleisch-Importe aus Industrieländern bedrohen die Lebensgrundlage der Nomaden.

Im Bild: Ein Tuareg-Nomade im südlichen Niger.

Foto: Reuters

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