UN-Sicherheitsrat:US-Veto verhindert Verurteilung Israels

Die USA stellen sich vor Israel: Die Mehrheit des Sicherheitsrates strebte eine Verurteilung des israelischen Angriffs an, bei dem vier Blauhelmsoldaten ums Leben kamen. UN-Generalsekretär Annan sprach von einem "anscheinend vorsätzlichen" Angriff, die USA von einem "Versehen".

Die USA haben eine Erklärung im Weltsicherheitsrat blockiert, in der Israel wegen des Angriffs auf einen UN-Beobachterposten im Südlibanon verurteilt werden sollte.

Bei dem Bombardement in der Nacht zum Mittwoch wurden vier Blauhelmsoldaten getötet.

Die USA hatten nach Angaben von UN-Diplomaten Einwände gegen einen Absatz der Erklärung, in dem es hieß, der Sicherheitsrat "verurteilt jeden vorsätzlichen Angriff auf UN-Mitarbeiter und betont, dass solche Angriffe nicht hinnehmbar sind".

Diplomaten der Vereinten Nationen sagten, eine gemeinsame Präsidentschaftserklärung sei deshalb nicht zustandegekommen, weil die Vereinigten Staaten keine Kritik an ihrem Verbündeten Israel zugelassen hätten.

Nach mehrstündigen Beratungen vertagte sich der Sicherheitsrat am Abend ergebnislos auf den Donnerstag.

Verantwortung für die Sicherheit

Die 15 Mitglieder seien sich darüber einig, dass der Sicherheitsrat die Verantwortung für die Sicherheit von UN-Mitarbeitern in aller Welt trage, sagte der französische UN-Botschafter Jean-Marc de la Sablière, der derzeit turnusgemäß den Ratsvorsitz hat, in New York. "Aber der Rat hat keine Übereinstimmung gefunden, wie man den Zwischenfall von gestern einschätzen soll."

Zahlreiche Regierungen hatten zuvor bereits gegen das israelische Bombardement protestiert. UN-Generalsekretär Kofi Annan sprach von einem "anscheinend vorsätzlichen" Angriff auf den Stützpunkt Chiam.

Der israelische Ministerpräsident Ehud Olmert bekundete sein tiefes Bedauern. Er betonte, der UN-Posten sei versehentlich getroffen worden, und sicherte eine gründliche Untersuchung zu.

Die UN-Soldaten dort forderten Israel mehrfach zu einem Ende des Bombardements auf. Sie riefen innerhalb von sechs Stunden zehn Mal bei den israelischen Streitkräften an, wie es am Mittwoch in einem UN-Bericht hieß. Jedes Mal sei ihnen dabei ein Ende der Angriffe zugesagt worden, die sich gegen Ziele in der Umgebung des Beobachterpostens richteten.

Das sagte ein UN-Vertreter, dem der Inhalt des vorläufigen Berichts bekannt war.

Die Opfer des Angriffs stammen nach libanesischen Angaben aus China, Österreich, Kanada und Finnland. Australien kündigte unterdessen am Donnerstag als Reaktion auf den Vorfall an, seine zwölf Blauhelm-Soldaten aus dem Südlibanon abzuziehen.

Angriffe werden fortgesetzt

Die israelische Luftwaffe hat auch in der Nacht zum Donnerstag Ziele im Libanon und im Gazastreifen angegriffen. Nach Berichten israelischer und libanesischer Medien wurde ein Stützpunkt der libanesischen Armee nördlich der Hauptstadt Beirut beschossen.

Auch eine Rundfunk-Sendestation auf einem Feld neben dem Stützpunkt sei getroffen worden. Über mögliche Opfer wurde zunächst nichts bekannt.

Im Norden des Gazastreifens griffen Kampfflugzeuge in der Nacht ein mutmaßliches Waffenlager militanter Palästinenser im Flüchtlingslager Dschabalia an. Wie es hieß, waren die Anwohner zuvor aufgefordert worden, das Gebiet zu verlassen.

Wie die israelische Tageszeitung Haaretz in ihrer Onlineausgabe berichtete, wird der israelische Ministerpräsident Ehud Olmert am Donnerstagmorgen mit seinem Sicherheitskabinett zusammenkommen, um über eine mögliche Ausweitung des Militäreinsatzes im Südlibanon zu beraten. Bei einem ersten Treffen am Mittwochabend habe es diesbezüglich keine Beschlüsse gegeben, hieß es.

Angesichts der zunehmenden Verluste bei den schweren Kämpfen mit der Hisbollah-Miliz und dem anhaltenden Raketenbeschuss Nordisraels gebe es Überlegungen, von den bisher begrenzten Operationen der israelischen Armee im Süden Libanons zu einer breiteren Offensive überzugehen, berichtete Haaretz weiter.

Am Mittwoch hatte die israelische Armee ihre bisher höchsten Verluste erlitten. Nach offiziellen Angaben starben neun israelische Soldaten, 27 weitere wurden verletzt.

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