Umweltschutz:Meere voller Müll

Rubbish Litters UK Beaches

Die Verschmutzung der Meere schreitet fort, sichtbar zum Beispiel am Strand nahe dem schottischen Prestwick. Erstmals befassen sich die G 7 nun damit.

(Foto: Christopher Furlong/Getty Images)

Erstmals befasst sich die G 7 mit dem Zustand der Ozeane. Der hat sich dramatisch verschlechtert.

Von Michael Bauchmüller

Ende 2013 war Kim Detloff in Ghana. Detloff ist Meeresschützer beim Naturschutzbund Nabu, seine Reise sollte auch klären, ob sich der Kampf gegen Plastik exportieren lässt. "Wir haben schnell gemerkt, das wird schwer", sagt er heute. Es mangelt an Umweltbildung, es gibt keine Müllsammlung - dafür ein Meer von Tüten. Wenige Jahre zuvor hatte eine neue Hygienevorschrift dem Verkauf von Wasser in Plastiktüten zum Durchbruch verholfen, jetzt schwammen die Tüten im Meer. "Nur die Fischer waren auf unserer Seite", sagt Detloff. An diesem Freitag steht er am Marktplatz von Burg auf der Ostseeinsel Fehmarn und verteilt Baumwollbeutel - im Tausch für jeweils 20 Plastiktüten. Auf 100 Metern Küste, so hatte der Nabu festgestellt, fänden sich 90 Müllteile, drei Viertel davon aus Plastik. "Dagegen wollen wir etwas tun", heißt es bei der örtlichen Anti-Müll- Initiative.

Dagegen wollen auch die sieben Staats- und Regierungschefs etwas tun, mit einem eigenen Abschnitt zum Meeresumweltschutz. Denn in den Weltmeeren sind drei Viertel des Mülls aus Plastik, oft Plastiktüten, Plastikflaschen oder Nylon-Netze von Fischern. Auf jedem Quadratkilometer Meeresoberfläche treiben nach Schätzungen des UN-Umweltprogramms Unep 13 000 Plastikmüllteile. Und weil die sich im Meer in mikroskopisch kleine Teilchen zersetzen, werden sie zunehmend auch von Fischen aufgenommen und finden sich auf Umwegen in Lebensmitteln wieder. An den Stränden picken Vögel den Müll auf und verenden nicht selten daran. Auf den Gipfeltreffen jedoch fanden sich die Weltmeere bisher allenfalls im Zusammenhang mit Schifffahrt oder Piraterie wieder. "Wir sind selbst überrascht, dass es die Meere nun überhaupt auf die Agenda geschafft haben", sagt Heike Vesper von der Umweltstiftung WWF. Zu Recht, findet sie: Immerhin gehe es um das "Erbe der Menschheit".

Doch das Meer hat weit mehr Probleme als nur den Plastikmüll. Etwa die wachsende Ausbeutung: Mitte der Siebzigerjahre, als der Industriestaaten-Klub erstmals tagte, waren Daten der Welternährungsorganisation FAO zufolge nur zehn Prozent der Bestände überfischt - mittlerweile ist es fast ein Drittel. Beim Schutz der Hohen See aber kommen die Staaten kaum voran. Bis 2020 sollten zehn Prozent der Fläche unter Schutz gestellt sein, bislang sind es aber nur gut drei Prozent. "Die G 7 muss sich für ein internationales Abkommen zum Schutz der Hohen See einsetzen", fordert die Meeresexpertin Vesper. Doch die Interessen gehen weit auseinander, auch bei der Ausbeutung seltener Rohstoffe in der Tiefsee, etwa Manganknollen. Das Geschäft wollen sich G-7-Partner wie die USA, Japan oder Kanada nicht entgehen lassen.

Nabu-Mann Detloff agiert nun einstweilen an der deutschen See. "Das Problem ist global, aber die Lösungen können lokal sein", sagt er. "Und wenn Fehmarn das schafft, warum nicht auch Rügen oder Sylt?"

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