Umweltschutz:Klimakonferenz endet ernüchternd

Die Weltklimakonferenz konnte sich nicht auf mehr Geld für Entwicklungsländer einigen. Was bleibt, ist eine flammende Gore-Rede und die Hoffnung auf die Regierung Obama.

Die Weltklimakonferenz in Posen ist am Samstag nach zwei Wochen Verhandlungen in der Frage nach mehr Geld für ärmere Länder gescheitert.

Al Gore auf Weltklimakonferenz in Posen; dpa

"Wir müssen die Lähmung überwinden": Friedensnobelpreisträger Al Gore mahnt auf der Weltklimakonferenz zum Handeln.

(Foto: Foto: dpa)

Die Vertreter der rund 190 Staaten konnten sich nicht darauf verständigen, ob und wie die bisherigen Mittel für einen Fonds für die Entwicklungsländer zur Anpassung an den Klimawandel aufgestockt werden. "Das ist einer der traurigsten Momente", sagte der Vertreter Indiens.

Die Konferenz beschloss allerdings ein größeres Mitspracherecht der Entwicklungsländer für diesen Fonds.

Nüchtern bewertete Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) den Gipfel: "Posen hat die Ergebnisse erreicht, die wir hier erreichen konnten." Er war allerdings schon abgereist, als der Verhandlungsmarathon in die Nacht zum Samstag zu Ende ging und die Vertreter von rund 190 Staaten über die letzten Knackpunkte berieten.

Das Klimapaket der EU, das am Freitag in Brüssel beschlossen wurde, sollte Rückenwind für die Klimakonferenz geben. Immerhin ist die EU die erste Region, die nun feste Ziele zur Senkung der Treibhausgase hat. Das Paket wurde aber durch viele Ausnahmen aus Sicht von Umweltschützern so aufgeweicht, dass es nur noch als Lüftchen in Posen ankam.

Die Umweltorganisationen sehen den Klima-Zug seit der Konferenz in Bali vor einem Jahr zwar nicht auf dem Abstellgleis, aber auch nicht auf neuer Fahrt. "Eine Führungsfunktion hat die EU zum ersten Mal nicht ausgeübt", sagt Greenpeace-Klimaexperte Tobias Münchmeyer. "Man hat sich 12 Monate im Kreis gedreht." Die Entwicklungsländer hätten dagegen Verantwortung gezeigt und mit nationalen Klimaschutzplänen erstmals eine Führungsrolle übernommen.

Keine konkreten Beschlüsse, aber dafür mehr Dampf kam aus den USA. "Obama" war einer der meist genannten Namen in Posen. Der Nobelpreisträger und Ex-US-Vizepräsident Al Gore begeisterte Klimaschützer mit einer flammenden Rede, in der er zum Handeln mahnt: "Wir müssen die Lähmung überwinden", sagte der ehemalige US-Vizepräsident. Angesichts schmelzender Gletscher, von Dürren, Stürmen und sich ausbreitenden Wüsten dürfe man keine Zeit mehr verlieren.

Der künftige US-Präsident Barack Obama hatte bereits zuvor ein ehrgeiziges Klimaschutzprogramm verkündet: Er möchte bis 2020 den Treibhausgasausstoß auf den Stand von 1990 zurückfahren. "Das ist ein sehr engagiertes Ziel", meint der WWF-Leiter für europäische Klimaschutzpolitik, Stephan Singer. Von 2008 an gerechnet müssten die USA ihre Emissionen bis 2020 im eigenen Land dann stärker reduzieren als die EU. Denn die EU könne viele Klimaschutzauflagen durch Umweltprojekte in den Entwicklungsländern erfüllen.

Bis zu einem internationalen Klimavertrag mit den USA ist es in jedem Fall noch ein weiter Weg. Die USA werden nach den Aussagen von Obamas Klimaexperten, Senator John Kerry, einem künftigen Klimavertrag nur beitreten, wenn auch Länder wie China mitmachen.

Zudem braucht Obama für einen internationalen Vertrag eine Zweidrittelmehrheit im US-Senat. In der kleineren Kammer des US-Kongresses war damals sein Vorgänger Bill Clinton gescheitert. Dessen Delegation hatte das Klimaprotokoll von Kyoto mit ausgehandelt.

Mangels Rückendeckung aus dem Senat wurde es jedoch nicht in Kraft gesetzt. Präsident George W. Bush hatte sich dann völlig abgewandt. Klimaschützer blicken dennoch ein wenig positiv in die Zukunft, weil Obama am 20. Januar US-Präsident wird: "Wir hoffen, dass wir beim nächsten Arbeitstreffen des UN-Klimasekretariats im März in Bonn eine US-Delegation haben, die zumindest einen neuen Wind reinbringt", sagt Singer.

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