Umstrittener Wahlausgang:Foto-Finish in Simbabwe

Weil die Regierung nach wie vor keine Wahlergebnisse veröffentlicht, stellt die Opposition eigene Hochrechnungen an. Sie sieht sich vorn - und beruft sich auf fotografierte Ergebniszettel.

Martin Kotynek

Auch der dritte Morgen nach den Wahlen in Simbabwe bringt keine Gewissheit über ihren Ausgang. Weil die Wahlkommission immer noch keine Resultate veröffentlicht, stellt die Oppositionspartei MDC ihre eigenen Hochrechnungen an. Der MDC zufolge liegt ihr Kandidat Morgan Tsvangirai mit 60 Prozent der Stimmen vor Amtsinhaber Robert Mugabe (Zanu-PF), der auf 30 Prozent der Stimmen kommen soll. Damit sieht sich die Opposition bereits als Sieger.

Umstrittener Wahlausgang: Ein typischer handgeschriebener Aushang in einem Wahllokal in Simbabwe - die Opposition fotografiert sie, um das Wahlergebnis zu ermitteln.

Ein typischer handgeschriebener Aushang in einem Wahllokal in Simbabwe - die Opposition fotografiert sie, um das Wahlergebnis zu ermitteln.

(Foto: Foto: AP)

Doch die Hochrechnungen der Opposition basieren auf den Aushängen an den Wahllokalen. "Vor den Wahllokalen werden die Teilergebnisse auf handschriftlichen Zetteln veröffentlicht", sagt Locardia Shayamunda von der Entwicklungshilfeorganisation Miserior in Harare zu sueddeutsche.de. "Beobachter fotografieren diese Zettel, sobald sie ausgehängt werden und schicken die Bilder dann in die Parteizentrale." Einem Sprecher der MDC zufolge seien rund 4000 Menschen mit Kameras für seine Partei im Einsatz.

Die Berechnungen der Opposition sind jedoch ungenau, da ihre Beobachter vor allem in den Städten arbeiten, sagt Robert Franck, der Sprecher der Bürgergruppe in der Städtepartnerschaft München-Harare.

Die Daten der MDC würden daher vor allem die Ergebnisse in den Städten wiedergeben, wo die Oppositionspartei traditionell stärker als die Partei von Robert Mugabe sei. "Auf dem Land ist der Rückhalt für Mugabe größer, diese Daten gehen aber kaum in die Hochrechnungen ein", sagt Franck.

Unsicherheit führt zu Spannungen

Verlässlicher seien die Daten des Zimbabwe Election Support Network (ZESN), sagt Locardia Shayamunda. "Auch sie arbeiten mit Fotoapparaten, haben ihre Beobachter aber im ganzen Land." Das ZESN sieht ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen dem Oppositionsführer Morgan Tsvangirai, der bei 49 Prozent der Stimmen liegt, und Robert Mugabe mit 41 Prozent der Stimmen.

Auch neuesten Hochrechnungen der Zanu-PF zufolge liegt Tsvangirai vor Amtsinhaber Mugabe - allerdings wäre dann eine Stichwahl nötig. Demnach erreichte der Oppositionskandidat 48,3 Prozent gegenüber 43 Prozent für Mugabe, der das südafrikanische Land seit der Unabhängigkeit 1980 autoritär regiert. Für einen direkten Einzug ins Amt hätte ein Kandidat 51 Prozent der Stimmen erhalten müssen.

Die Ungewissheit über den Ausgang der Wahlen führt zu Spannungen in Simbabwe. Militär und Polizei wurden in höchste Alarmbereitschaft versetzt. "Jeder hier ist ängstlich, wir fragen uns, warum wir so lange auf die Ergebnisse warten müssen", sagt Shayamunda. Befürchtungen wurden laut, dass die Verzögerung genutzt werden soll, um gefälschte Wahlzettel in die Auszählung einfließen zu lassen.

Noch sei die Stimmung aber nicht so weit aufgeladen, dass Unruhen ausbrechen könnten, sagt Robert Franck. Am Montag sollen jedoch Gruppen von Menschen von fünf Orten in der Hauptstadt Harare aus zum Zentralen Wahlkommando gezogen sein, berichtet Shayamunda. Dort wollten sie die Veröffentlichung der Resultate fordern. Die Polizei habe die Gruppe aus etwa hundert Menschen jedoch auf halbem Wege gestoppt, sagt Shayamunda.

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