Umstrittene Zwangsarbeit:China plant Reform der Umerziehungslager

Es trifft Dissidenten, Mitglieder religiöser Gruppen oder auch Menschen, die sich geringfügiger Vergehen schuldig gemacht haben: Seit Jahrzehnten werden in China Menschen in Umerziehungslager geschickt - ohne Gerichtsurteil und oft für Jahre. Nun scheint die Regierung in Peking die umstrittene Praxis ändern zu wollen.

China will sein umstrittenes System der Umerziehungslager reformieren. Wie weit die Justizreform geht, ist aber noch unklar. Berichte über eine "Abschaffung" der Lager, die zunächst über die Staatsmedien verbreitet worden waren, wurden gelöscht oder korrigiert.

Peking werde das System der "Umerziehung durch Arbeit" reformieren, sagte das Politbüromitglied Meng Jianzhu bei einem Treffen von Justiz- und Sicherheitsvertretern nach Berichten staatlicher Medien. Ein Gesetz über Reformen werde dem chinesischen Parlament, dem Nationalen Volkskongress, vorgelegt werden. Details nannte er nicht.

Seit mehr als zehn Jahren wird in China über die Rechtmäßigkeit der Umerziehungslager diskutiert. Das System erlaubt die Inhaftierung in Arbeitslagern für bis zu drei Jahre ohne Gerichtsverfahren. Chinesischen Medien zufolge sind theoretisch sogar maximal vier Jahre Haft möglich. Menschenrechtsgruppen schätzen, dass 2011 zwischen 200.000 und 400.000 Menschen in den etwa 30 Umerziehungslagern festgehalten wurden.

Viele Rechtsexperten und auch Regierungsvertreter halten das System für verfassungswidrig. Zu Lagerhaft verurteilt werden oft Dissidenten, Mitglieder verbotener religiöser Gruppen wie der Falun-Gong-Sekte, Petitionssteller oder Menschen, die geringfügiger Vergehen ohne Verfahren für schuldig befunden wurden. Medienberichten zufolge wurden auch Chinesen, die Parteifunktionäre kritisierten oder kritische Inhalte im Internet verbreiteten, zu Umerziehungen in Lager geschickt.

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