Umfrage:Sich einmischen

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Immer mehr Bundesbürger wollen ein deutsches Engagement in Krisen. Das zeigt eine aktuelle Umfrage der Körber-Stiftung.

Von isabel Pfaff, München

Immer mehr Deutsche sind der Meinung, dass Deutschland sich außenpolitisch stärker engagieren sollte. Das zeigt eine aktuelle Umfrage der Körber-Stiftung. Lag der Anteil derer, die sich in internationalen Krisen ein stärkeres deutsches Engagement wünschen, im April 2014 noch bei 37, im Januar dieses Jahres sogar bei 34 Prozent, so ist er bis Oktober auf 40 Prozent gestiegen. Zwar ist immer noch eine Mehrheit der Befragten dafür, sich außenpolitisch "weiterhin eher zurückzuhalten" (55 Prozent). Doch den Ergebnissen der Befragung zufolge nimmt die Zustimmung zu dieser Aussage ab. Insbesondere jüngere Menschen, Personen mit höherem Bildungsgrad und in Westdeutschland lebende Befragte tendieren zu mehr Engagement.

Etwa 1000 Personen ab 18 Jahren wurden im Auftrag der Körber-Stiftung von TNS Infratest Mitte Oktober zu außenpolitischen Themen befragt. Die Vergleichsdaten lieferten eine ältere Studie der Körber-Stiftung aus dem Frühjahr 2014 sowie eine Befragung im Januar 2015 für den Munich Security Report. Dabei stellte sich unter anderem heraus, dass das grundsätzliche Interesse an außenpolitischen Themen ungebrochen groß ist: 67 Prozent der Befragten gaben ihr Interesse mit stark oder sehr stark an. Im April 2014 lag dieser Anteil bei 68 Prozent. Die jüngste Befragung zeigt sogar, dass sich mehr Personen "sehr stark" für Außenpolitik interessieren: 18 Prozent gegenüber zwölf im Vorjahr. Je älter die Befragten sind und je höher ihr Bildungsgrad, desto größer ist ihr Interesse.

Die Macher der Studie fragten auch nach den wichtigsten Herausforderungen der deutschen Außenpolitik. Die mit Abstand meisten Studienteilnehmer sehen in den Flüchtlingen die größte Herausforderung (45 Prozent). Darauf folgt, mit 16 Prozent, der Bürgerkrieg in Syrien. Zwölf Prozent halten die Situation in der Ukraine für die zentrale außenpolitische Herausforderung, elf Prozent das Freihandelsabkommen TTIP. Neun Prozent möchten vor allem die Beziehungen zu Russland gepflegt wissen; sieben Prozent sehen im Nahostkonflikt eine wichtige Herausforderung. Etwa gleich viele, nämlich sechs bzw. fünf Prozent der Befragten, räumen Griechenland und der Finanzkrise Priorität ein.

Ausgehend von der großen Bedeutung, die die Befragten der Flüchtlingskrise zumessen, sollten die Teilnehmer anschließend angeben, wie die deutsche Außenpolitik damit umgehen sollte. Zur Auswahl standen fünf Maßnahmen, über die derzeit in der Öffentlichkeit diskutiert wird: Eine deutliche Mehrheit (83 Prozent) befürwortet demnach erhöhten Druck auf die europäischen Nachbarstaaten, mehr Flüchtlinge aufzunehmen. 66 Prozent halten eine bessere Sicherung der EU-Außengrenzen für sinnvoll, 63 eine deutsche Beteiligung an direkten Verhandlungen mit Syriens Diktator Baschar al-Assad. Eine verstärkte Zusammenarbeit der EU mit der Türkei befürworten 61 Prozent. Am wenigsten Zustimmung erhielt die militärische Option: 82 Prozent der Befragten lehnen eine Militärintervention in Syrien unter deutscher Beteiligung "eher" oder "strikt" ab; nur eine Minderheit von 16 Prozent befürwortet einen solchen Eingriff.

© SZ vom 10.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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