Umfrage:Deutsche haben kaum noch Vertrauen in Politiker

Das Vertrauen der Deutschen in ihre Politiker ist verschwindend gering. 72 Prozent glauben laut ZDF-Politbarometer, dass die Politik nicht in der Lage ist, die wichtigsten Probleme in Deutschland zu lösen.

Die politische Stimmung für die große Koalition ist weiter nicht besonders rosig, wie das am Freitag veröffentlichte ZDF-Politbarometer ergab. Die vom Wähler als zerstritten wahrgenommene Union stagniert weiter bei 33 Prozent, während sich die vergleichsweise geschlossen wirkende SPD um einen Punkt auf 32 Prozent verbessern würde, wenn am nächsten Sonntag Bundestagswahl wäre.

Damit liegt die Union in der Wählergunst weiter so tief wie seit der Wiedervereinigung nicht mehr. Die FDP sank um zwei Prozentpunkte auf elf Prozent, Grüne und Linkspartei.PDS stiegen um jeweils einen Punkt auf 10 beziehungsweise 8 Prozent.

SPD geschlossener als Union

Ursache für das schlechte Abschneiden der Union könnte sein, dass nur noch 24 Prozent glauben, dass die Partei geschlossen hinter ihrer Chefin Angela Merkel steht, 69 Prozent glauben dies nicht. Im August glaubten noch 30 Prozent an eine Geschlossenheit.

Die Sozialdemokraten werden dagegen zunehmend als einheitlicher wahrgenommen: Nach 44 Prozent im August sind jetzt 54 Prozent der Meinung, dass die Partei in wichtigen Fragen voll hinter ihrem Vorsitzenden Kurt Beck steht.

Sehr unterschiedlich wird auch das Verhältnis der Vorsitzenden der Koalitionspartei wahrgenommen: Nur 24 Prozent sehen ein gutes Verhältnis zwischen Edmund Stoiber (CSU) und Merkel (CDU), 67 Prozent halten es für schlecht. Das Verhältnis zwischen Merkel und Beck halten 43 Prozent für gut und nur 38 Prozent für schlecht.

Nur noch 27 Prozent der Wähler haben die Hoffnung, dass die Politik die wichtigsten Probleme in Deutschland löst. Juso-Chef Björn Böhning äußerte im ZDF große Besorgnis über diese Entwicklung: "Wer außer der Politik soll denn demokratisch gestalten?

Mehrheit der Befragten hält an Atomausstieg fest

Bei der Gesundheitsreform glauben lediglich zehn Prozent an eine langfristige Problemlösung. Nur 38 Prozent gehen davon aus, dass die Reform so als Gesetz verabschiedet wird, 57 Prozent erwarten noch grundlegende Änderungen. Große Skepsis herrscht auch zu den Hartz IV-Regelungen, die 73 Prozent als erfolglos ansehen. Zudem vermuten 67 Prozent einen großen Missbrauch bei Sozialleistungen.

Bei einer weiteren Überarbeitung halten es 71 Prozent für richtig, dass das Arbeitslosengeld gekürzt wird, wenn jemand eine angebotene Arbeit nicht annimmt, gleichzeitig wollen aber auch 80 Prozent für soziale Härtefälle eine größere Unterstützung.

Bei der Atomenergie halten die Deutschen am Ausstieg fest: Während 45 Prozent finden, dass die Kernkraftwerke über das Jahr 2021 hinaus genutzt werden sollen, wollen 50 Prozent den Ausstieg.

Steinmeier bleibt die Nummer Eins

Allerdings gibt es starke Unterschiede bei den Parteianhängern: Unionsanhänger unterstützen deutlich (67 Prozent) eine Verlängerung, während Grünen-Wähler dies mit 89 Prozent klar ablehnen. SPD-Anhänger sind überwiegend dagegen (63 Prozent), ebenso die Wähler der Linkspartei.PDS (55 Prozent), FDP-Anhänger überwiegend dafür (57 Prozent).

Bei der Bewertung der zehn wichtigsten Politiker führt weiterhin Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) mit einem unveränderten Wert von 1,7. Ebenfalls unverändert bleibt mit 1,3 der niedersächsische Ministerpräsident Christian Wulff (CDU). Auf Platz drei und als einzige mit leichten Verbesserungen folgt Angela Merkel mit 1,1, genauso viel wie der nach unten gerutschte Beck. Am Schluss liegen mit nur noch minus 1,0 CSU-Chef Edmund Stoiber und Gesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD).

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: