Ukrainischer Regierungsgegner Bulatow:Unter Folter zu Geständnissen gezwungen

Ukrainischer Regierungsgegner Bulatow: Schwere Schnittwunden im Gesicht und ein abgetrenntes Ohr: Regierungsgegner Bulatow ist noch immer im Krankenhaus.

Schwere Schnittwunden im Gesicht und ein abgetrenntes Ohr: Regierungsgegner Bulatow ist noch immer im Krankenhaus.

(Foto: AFP)

Der ukrainische Aktivist Dmitrij Bulatow ist schwer gezeichnet. Der gefolterte Regierungsgegner hat auf einer Pressekonferenz in Litauen erstmals über sein achttägiges Martyrium gesprochen - und Einzelheiten seiner Folter geschildert.

Er sei "zu allem bereit" gewesen: Der ukrainische Regierungsgegner Dmitrij Bulatow hat in einer Pressekonferenz im litauischen Vilnius über seine mutmaßliche Verschleppung und seine Folter berichtet. Der 35-jährige Oppositionsaktivist ist nach eigenen Angaben von "russischsprachigen Folterern" zu Geständnissen gezwungen worden. Er habe vor einer Kamera sagen müssen, dass er ein US-Spion sei, dass er Geld aus den USA für die Proteste auf dem Kiewer Unabhängigkeitsplatz bekommen habe und dass die Amerikaner ihn dazu motiviert hätten, Unruhen gegen die ukrainische Regierung anzuzetteln.

"Als sie mich schlugen, habe ich auf meinem Gesicht etwas wie geschmolzenes Metall gespürt, sehr, sehr heiß", sagte Bulatow in dem Krankenhaus, in dem er seit seiner Ankunft am Sonntag medizinisch behandelt wird. Wegen der schweren Folter habe er derartige Schmerzen gehabt, dass er seine Peiniger sogar gebeten habe, ihn zu töten. Er habe gedacht, dass es "Mitglieder russischer Sonderdienste" gewesen seien, auf jeden Fall "Profis".

Bulatow war vergangene Woche schwer verletzt in einem Dorf bei Kiew aufgetaucht. Er gab an, am 22. Januar verschleppt, danach gefoltert und schließlich in einem Wald ausgesetzt worden zu sein. In den vergangenen Wochen sollen dutzende weitere Aktivisten entführt und gefoltert worden sein. Nach Bulatow war wegen des Verdachts der "Organisation massiver Unruhen" gefahndet worden. Erst nachdem ein Gericht in Kiew das Verfahren gegen Bulatow eingestellt hatte, durfte er zur medizinischen Behandlung nach Litauen aureisen.

Die litauischen Behörden bestätigten nach einer Untersuchung, dass Bulatow gefoltert wurde. Er weise "eindeutige Anzeichen längerer Folterung und grausamer Behandlung" auf, erklärte das litauische Außenministerium am Dienstag. Die Umsetzung der Anti-Folterkonvention der Vereinten Nationen durch die Ukraine, die die Konvention unterzeichnet habe, gebe Anlass zur Sorge, hieß es in der Erklärung. Das ukrainische Innenministerium dagegen schließt nicht aus, dass er die Entführung inszeniert habe.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: