Übergriffe auf Asylbewerber:NRW zieht European Homecare aus Flüchtlingsheim ab

European Homecare

Auch gegen den Geschäftsführer von European Homecare, der Betreiberorganisation des Flüchtlingsheims in Burbach, wird nun ermittelt.

(Foto: dpa)
  • Nordrhein-Westfalen entzieht European Homecare den Betrieb des Flüchtlingsheims in Burbach.
  • Zuvor war bekannt geworden, dass die Staatsanwaltschaft nach den gewalttätigen Übergriffen in dem Asylbewerberheim ihre Ermittlungen ausweitet.
  • Im Fokus stehen nun auch der Leiter der Unterkunft sowie der Geschäftsführer der Betreiberorganisation. Sie sollen von dem Zimmer gewusst haben, in dem die Misshandlungen stattfanden.

Rotes Kreuz übernimmt Flüchtlingsheim in Burbach

Nordrhein-Westfalens Innenminister Ralf Jäger (SPD) hat der Organisation European Homecare den Betrieb des Flüchtlingsheims in Burbach nach den Missbrauchsvorwürfen entzogen. Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) übernimmt die Aufgaben, wie Jäger am Dienstag mitteilte. "Angesichts der massiven Verdachtsmomente gegen den Leiter der Einrichtung und weitere Mitarbeiter ist das Vertrauen für eine zuverlässige Zusammenarbeit mit diesem Dienstleister in Burbach nicht mehr gegeben", erklärte Jäger.

Vorwürfe gegen leitende Mitarbeiter

Zuvor war bekannt geworden, dass die Ermittlungen nach den Übergriffen auf Flüchtlinge sich ausweiten. Neben den bisher im Fokus stehenden Wachmännern werde nun auch gegen den Leiter der Unterkunft in Burbach und den Geschäftsführer der Betreiberorganisation European Homecare ermittelt, teilte die Staatsanwaltschaft in Siegen mit. Zudem hätten sich Verdachtsmomente gegen weitere Personen ergeben, denen nun auch nachgegangen werde.

Wohnungsdurchsuchungen am Montag

Die Staatsanwaltschaft hatte am Montag Räume von European Homecare in Essen, die Wohnungen des Geschäftsführers und des Heimleiters und das Büro der Heimleitung in Burbach durchsuchen lassen. Die dabei sichergestellten Unterlagen müssten noch ausgewertet werden. "Es könnte sein, dass noch weitere Beschuldigte dazukommen", sagte Staatsanwalt Johannes Daheim. Es werde in alle Richtungen ermittelt. Weitere Details wollte er nicht nennen.

Wusste Leitung von "Problemzimmer"?

Dem Geschäftsführer und dem Heimleiter wird vorgeworfen, dass sie von dem "Problemzimmer" in der Unterkunft in Burbach und dessen "strafrechtlich relevanter Nutzung gewusst und diese nicht unterbunden" haben sollen. In dem Zimmer entstanden ein vor zweieinhalb Wochen an die Öffentlichkeit geratenes Video und ein Foto, auf denen die Übergriffe dokumentiert sind. Es werde unter anderem wegen Körperverletzung und wegen des Verdachts der Freiheitsberaubung ermittelt.

Ähnliche Vorfälle in Essen und Bad Berleburg

Nach dem Bekanntwerden der Übergriffe von Sicherheitsleuten auf Flüchtlinge in Burbach waren ähnliche Körperverletzungsdelikte in Bad Berleburg und Essen ans Licht gekommen. In Bad Berleburg soll ein Flüchtling von Wachleuten zusammengeschlagen worden sein. Zunächst hatten die Security-Leute ihr Opfer der Polizei als Täter präsentiert, weil der Mann vor dem Übergriff der Wachleute selbst andere Bewohner leicht verletzt haben soll. Im Laufe der Ermittlungen hätten sich dann Zweifel an dieser Darstellung ergeben, so die Polizei.

Außerdem gibt es Vorwürfe eines Mediziners aus Bad Berleburg, der nach eigenen Angaben bereits vor Wochen schriftlich auf unhaltbare Zustände bei der medizinischen Versorgung aufmerksam gemacht hat. Er wirft einem als Sicherheitsmitarbeiter beschäftigten Mann mit medizinischer Grundausbildung vor, seine Kompetenzen überschritten zu haben.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: