Überaltertes Deutschland:Herzog warnt vor "Rentner-Demokratie"

Eindringliche Worte vom Altbundespräsidenten: Roman Herzog reibt sich an der beschlossenen Rentenerhöhung und spricht von der Gefahr, "dass die Älteren die Jüngeren ausplündern".

Angesichts der außerplanmäßig beschlossenen Rentenerhöhung hat Alt-Bundespräsident Roman Herzog vor einer "Rentnerdemokratie" gewarnt. Der Bild-Zeitung sagte das frühere Staatsoberhaupt (1994-1999):

Überaltertes Deutschland: Roman Herzog

Roman Herzog

(Foto: Foto: AP)

"Ich fürchte, wir sehen gerade die Vorboten einer Rentnerdemokratie: Die Älteren werden immer mehr, und alle Parteien nehmen überproportional Rücksicht auf sie. Das könnte am Ende in die Richtung gehen, dass die Älteren die Jüngeren ausplündern."

Herzog, der auch Präsident des Bundesverfassungsgerichts war, hält die jetzt beschlossene Rentenerhöhung zwar für verfassungsgemäß, weil die Kaufkraft der Renten seit Jahren nicht angestiegen sei.

Eine anhaltende Übervorteilung der Jüngeren könne gleichwohl grundgesetzwidrig sein. "Wenn die Älteren die Jüngeren immer stärker zur Kasse bitten, würde die Staatsquote wachsen. Und ich gehe davon aus, dass ab einem gewissen Punkt eine hohe Staatsquote durchaus verfassungswidrig ist", sagte Herzog.

Die Chancen, dass die jetzt ausgefallene Rentendämpfung nach 2011 tatsächlich nachgeholt werde, schätzt Herzog auf "50 zu 50".

Der frühere Haushaltsexperte der Grünen-Politiker Oswald Metzger warnte vor einem "Generationenkrieg". Metzger, der ein CDU-Bundestagsmandat anstrebt, sagte im selben Blatt: "Wir bekommen einen Generationenkrieg, wenn die Politik weiterhin aus wahltaktischen Gründen Geschenke verteilt."

Die Rentenerhöhung, die Metzger "bescheiden genug" nannte, müssten Kinder und Enkelkinder über ihre Sozialbeiträge bezahlen. Die Rentner seien aber "keine Rafkes". Sie würden auf die Rentenerhöhung verzichten, wenn die Politiker den Mut hätten, ihnen die Wahrheit zu sagen, dass die Zeche die Kinder und Enkelkinder zahlen.

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