Udai Hussein:Der ausgemusterte Playboy

Der Kommandeur der paramilitärischen Fedajin-Saddam war für seine Gewalttätigkeit berüchtigt. Der 39-Jährige übte auch die Funktion des Präsidenten des Olympischen Komitees, des Fußballverbandes sowie der Journalisten-Vereinigung aus.

In seiner Doktorarbeit sagte Udai einst den Fall der USA als Supermacht voraus. Stattdessen setzte ihn die US-Regierung nach dem Sturz des irakischen Regimes als Nummer 3 auf die Liste der 55 meistgesuchten Iraker.

Udai

Gewaltätig auch gegenüber der eigenen Verwandtschaft: Udai Hussein.

(Foto: AP)

Das für den 39-Jährigen reservierte Herz-Ass könnte nicht besser die Vita des Präsidentensohn umschreiben: Udai galt als Playboy, in dessen Villa nach dem Fall Bagdads kistenweise Alkohol, Waffen sowie Luxusautos und Bilder halb nackter Frauen gefunden wurden.

Wenig Schmeichelhaft beschrieb ihn auch der frühere Generalstabschef Nisar Charadschi nach der Flucht. Er nannte Udai dumm und einen Trinker, der von nichts genug bekommen könne, egal ob vom Reichtum oder der Erniedrigung anderer.

Udai wurde 1964 als ältestes der fünf Kinder Saddams geboren und war 15 Jahre alt, als der Vater die Macht übernahm. Er studierte an der Universität von Bagdad und fiel dort vor allem durch Exzesse und die Jagd auf junge Frauen auf.

Innerhalb des Präsidentenclans sorgte der älteste Sohn immer wieder für Familienfehden. 1988 erschlug er den Vorkoster seines Vaters. Im August 1995 schoss er dem Halbbruder Saddams, Watban Ibrahim, ins Bein. Sein Schwager Hussein Kamil soll sich kurz danach so bedroht gefühlt haben, dass er nach Jordanien flüchtete.

Den Berichten zufolge heiratete Udai die minderjährige Tochter von Saddams Halbbruder Barsan nur, um sie sofort wieder zu verstoßen und den Onkel zu demütigen. Offiziell war Udai seit 1988 mit einer Tochter von Isset Ibrahim el Duri, Saddams Stellvertreter im Revolutionären Kommandorat, verheiratet.

Nach dem Attentat vom Dezember 1996, das Udai schwer verletzt überlebte, nahm das Leben für den bis dahin designierten Nachfolger Saddams eine jähe Wendung. Möglicherweise auch wegen der Behinderung - Udai konnte erst im Sommer 1999 wieder ohne Krücken laufen - baute Saddam den zwei Jahre jüngeren Bruder Kusai als Nachfolger sowie Herrscher über die Sicherheitsapparate auf. Die Weichen zu Gunsten des Bruders waren gestellt, als Kusai 2001 in die Führung der Baath-Partei aufstieg.

Mit den paramilitärischen Fedajin-Saddam besaß Udai als Kommandeur eine eigene Machtbasis und Art Überlebensgarantie angesichts der vielen Feinde. Diese Milizen mit ihren schwarzen Gesichtsmasken und Kampfanzügen sorgten unter anderem mit der Enthauptung von Prostituierten für Angst und Schrecken.

Udai war im totalitären Irak als Multi-Funktionär unter anderem Präsident des Olympischen Komitees, des Fußballverbandes sowie der Journalisten-Vereinigung. 2000 wurde er ins Parlament gewählt. Er besaß einen beliebten Jugendsender.

Mit der einflussreichen Zeitung "Babil", die ihm gehörte, sorgte Udai für Aufstieg oder Fall mancher irakischer Spitzenpolitiker. Stimmen die Berichte, dann leitete Udai auch ein Schmuggelimperium während der Zeit der UN-Sanktionen und scheffelte so Millionen für sich und die Familienkasse.

(sueddeutsche.de/dpa/Hans Dahne)

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: