TV-Debatte in den USA:Republikaner im Delirium

TV-Debatte in den USA: Wettbewerber im Fieberwahn: Die republikanischen Bewerber Ben Carson, Donald Trump, Marco Rubio, Jeb Bush, Mike Huckabee (von rechts). Einzig John Kasich (ganz links) sticht inhaltlich heraus.

Wettbewerber im Fieberwahn: Die republikanischen Bewerber Ben Carson, Donald Trump, Marco Rubio, Jeb Bush, Mike Huckabee (von rechts). Einzig John Kasich (ganz links) sticht inhaltlich heraus.

(Foto: AP)

Was die US-Republikaner in ihrer TV-Debatte von sich geben, ist weder glaubwürdig noch realistisch. Nur einer von zehn Wettbewerbern überzeugt mit Sachkenntnis.

Kommentar von Nicolas Richter, Washington

Wenn es für die Republikanische Partei ein Leib- und Magenthema gibt, dann sind es Steuern und Staatsfinanzen. Wie sich nun aber in der dritten TV-Debatte herausgestellt hat, bieten die führenden Kandidaten auch beim Leib- und Magenthema nicht mehr Substanz und Realismus als bei allen anderen Themen.

Donald Trumps drastische Steuersenkungspläne wirkten am Ende nicht glaubwürdiger als vorher. Ben Carson konnte nicht einmal erklären, mit welchem Steuersatz er überhaupt rechnet. Der sehr konservative Ted Cruz schlug sogar vor, das Finanzamt ganz abzuschaffen.

All dies lässt sich so zusammenfassen: Wir nehmen Hunderte Milliarden Dollar weniger ein und sanieren damit den Staatshaushalt. Solche Aussagen erwartet man von Leuten im Delirium, nicht von Kandidaten für das Weiße Haus.

Jeb Bush vergibt eine weitere Chance

Diesen Wettbewerbern im Fieberwahn ist am Mittwoch nur ein Republikaner mit der richtigen Mischung aus Sachkenntnis und Angriffslust entgegengetreten: John Kasich, der Gouverneur von Ohio. Kasich hat die Pläne seiner diversen Konkurrenten, Steuern ins Bodenlose zu senken, das soziale Netz abzuschaffen oder Millionen Ausländer abzuschieben, als Fantasie und als verrückt beschrieben.

Jeb Bush dagegen, der einstige Favorit, hat eine weitere Chance vergeben, seine Erfahrung auszuspielen. Statt die Inkompetenz seiner Rivalen zu geißeln, verschwendete er seine Redezeit damit, den Rivalen Marco Rubio persönlich anzugreifen, der dann auch noch präsenter wirkte als er. Mit dieser Leistung wird es Bush schwerfallen, in den Umfragen wieder aufzuholen und seine Geldgeber bei Laune zu halten.

In dieser Wahlsaison, in der die Partei anscheinend nur überdrehte Außenseiter bevorzugt, müssen sich die ernsthafteren Kandidaten mit einer Hoffnung trösten: Irgendwann legt sich das Trump-und-Carson-Fieber vielleicht, dann kommt die Stunde der Moderaten. Wenn Bush aber so blass bleibt, wenn er weiterhin so lustlos bis unbeholfen auftritt, dann wird er das Weiße Haus nicht erobern.

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