TV-Debatte:Acht Republikaner kommen zur Sache

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Die Präsidentschaftskandidaten der Republikaner versammeln sich vor ihrer vierten TV-Debatte, die diesmal in Milwaukee, Wisconsin, stattfindet. Einen klaren Gewinner gab es nicht. (Foto: AP)
  • Die vierte TV-Debatte der Republikaner ist die erste wirklich sachliche, hat dafür aber keinen klaren Gewinner.
  • Alle Präsidentschaftskandidaten versprechen Steuersenkungen und einen ausgeglichenen Haushalt - aber Details bleiben sie schuldig.
  • Jeb Bush ist engagierter als bei vorherigen Debatten.

Von Johannes Kuhn, San Francisco

Mitte November 2015 ist es so weit: Im vierten Versuch erinnert die TV-Debatte der Republikaner erstmals mehr an eine sachpolitische Diskussion als eine Zirkusvorstellung mit Präsidentschaftskandidaten.

Schon vor zwei Wochen wollten die Konservativen über die Wirtschaftspolitik debattieren, doch am Ende stand ein allgemeines Chaos. Am Dienstagabend in Milwaukee holte die von zehn auf acht Kandidaten geschrumpfte Runde - Chris Christie und Mike Huckabee waren ins Vorprogramm versetzt worden - dies nun im Wirtschaftsprogramm des den Republikanern nahestehenden Senders Fox nach.

Mehr Schweißer, weniger Philosophen

"Ich mache mir wirklich Sorgen um die Armen", erklärte der erstaunlich populäre Neurochirurg Ben Carson - viel sozialer wurde es an diesem Abend nicht. Die Republikaner sehen traditionell Regulierung und hohe Steuern als das größte Hindernis der US-Bürger auf dem Weg zum Wohlstand.

"Das Steuerhandbuch hat mehr Worte als die Bibel, und keines davon so gut", fasste der texanische Senator Ted Cruz die Sache zusammen. Ebenso wie Carson ("Ich wüsste nicht, was fairer sein sollte") plädiert er für eine Einheitssteuer (Flat-Rate-Tax).

Steuersenkungen sollen verbunden mit Ausgabenkürzungen nicht nur zu einem ausgeglichenen Haushalt führen, sondern sogar noch eine Steigerung des jetzt schon fast 600 Milliarden Dollar großen Militärbudgets zulassen. Einzig der Libertäre Rand Paul wagte, dieser Rechnung zu widersprechen - und wurde gleich als "Isolationist" in die Schranken gewiesen, der die Sicherheit Amerikas nicht achte.

"Wir brauchen mehr Schweißer und weniger Philosophen", forderte Marco Rubio und umriss damit den Abend: Viele Argumente und Haltungen teilten die acht Kandidaten, inklusive ihrer wie immer heftigen Kritik an der wahrscheinlichen Gegenkandidatin Hillary Clinton. Differenzen gibt es weiterhin in der Frage der - in der Praxis ohnehin kaum umsetzbaren - Abschiebung von Millionen illegal im Land lebender Latinos. Ohios Gouverneur John Kasich kritisierte das als "blöde und unerwachsen".

Auch außenpolitisch ist noch nicht klar, wie genau die Republikaner die Syrienkrise lösen wollen - außer indem sie oft beschworene Stärke zeigen. "Alle sollten rein und den IS bekämpfen", erklärte Donald Trump. Gleichzeitig merkte er an, dass die amerikanische Infrastruktur das Geld nötiger habe. Das reiche Deutschland solle sich um die Lösung der Ukraine-Krise kümmern - was schon ziemlich nach einem linken Demokraten klang. Und Carson wiederum begrüßte den von Obama angekündigten Einsatz von Spezialkräften.

"Warum darf sie andauernd unterbrechen?"

Ohnehin konnten weder Trump noch Carson mit Detailwissen glänzen; ob dies für die beiden Umfrage-Anführer Folgen haben wird, steht auf einem anderen Blatt. Erneut kanzelte Trump mit Carly Fiorina die einzige Frau auf der Bühne ab ("Warum darf sie andauernd unterbrechen?").

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Dass der Texaner Ted Cruz bei der Aufzählung der fünf Behörden, die er abschaffen wollte, das Handelsministerium gleich zwei Mal nannte, wird nur Politikjournalisten in Erinnerung bleiben. Cruz ist Profi genug, dass der Fauxpas in seinem Redefluss nicht groß auffiel.

Am Ende könnte das Narrativ des Abends sein, dass Jeb Bush seinen Niedergang gestoppt hat. Zum ersten Mal wirkte er wach und engagiert. Er überzeugte allerdings wenig, als er von "geköpften Christen im Libanon" sprach und "moderate Islamisten" sagte, als er moderate Muslime meinte.

Die große Frage wird letztlich sein, wie Amerikas Mittelschicht die Botschaft der Kandidaten aufnimmt - jene US-Bürger also, gegen die keine Wahl zu gewinnen ist.

Unter der aktuellen demokratischen Regierung wächst die Zahl der Jobs zwar langsam, aber sie wächst stetig. Die Angst vor dem Absturz existiert trotzdem, hier könnte eine Erhöhung des Mindestlohns abhelfen, aber die haben nur die Demokraten im Programm.

Die Steuersenkungen der Republikaner dürften hingegen vor allem Wohlhabenden und Firmen nutzen. Auch darin waren sich die Kandidaten einig und erwähnten dies an diesem Abend nicht.

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