Türkei:Mindestens 38 Tote und 155 Verletzte nach Doppelanschlag in Istanbul

Türkei: Die Explosionen nahe des Stadions waren auf beiden Seiten des Bosporus' zu hören.

Die Explosionen nahe des Stadions waren auf beiden Seiten des Bosporus' zu hören.

(Foto: AP)
  • Bei zwei Explosionen im Zentrum Istanbuls sind 38 Menschen getötet und 155 verletzt worden.
  • Erste Indizien sprächen dafür, dass es sich um eine Bombe handelte, die einem Bus der Bereitschaftspolizei gegolten habe, sagte der türkische Innenminister.
  • Die eine Explosion ereignete sich kurz nach dem Ende eines Fußballspiels im Zentrum Istanbuls im beliebten Ausgehviertel Beşiktaş.
  • Die zweite Explosion soll von einem Selbstmordattentäter verursacht worden sein.

Im Zentrum Istanbuls in der Nähe des Fußballstadions Beşiktaş haben sich am späten Abend zwei schwere Explosionen ereignet. Bei den beiden Anschlägen sind nach Angaben des Innenministeriums mindestens 38 Menschen getötet worden. 155 weitere Menschen seien verletzt worden, erklärte Innenminister Süleyman Soylu in der Nacht zum Sonntag.

Unter den Opfern sollen mindestens 30 Polizisten und sieben Zivilisten sein. Die Identität eines Opfers ist noch nicht geklärt. Präsident Recep Tayyip Erdoğan wird mit den Worten "es gab leider Märtyrer und Verletzte" zitiert.

Autobombe und Selbstmordattentäter

Ziel des einen Anschlags sei die Sondereinsatzpolizei gewesen, sagte Soylu. Etwa anderthalb Stunden vor der Explosion endete das Spiel zwischen den Erstligisten Beşiktaş und Bursaspor. Die Zuschauer hatten sich schon auf den Heimweg gemacht, allerdings waren noch viele Polizisten in der Gegend, die das Station abgesichert hatten. In der Vergangenheit war es immer wieder zu Auseinandersetzungen zwischen den Fangruppen der beiden Vereien gekommen.

Vermutlich wurde eine Autobombe gezündet. Erste Indizien sprächen dafür, dass es sich um eine Bombe gehandelt habe, die einem Bus der Bereitschaftspolizei gegolten habe, so Soylu. Etwa zur gleichen Zeit habe sich im benachbarten Park Maçka "offenbar ein Selbstmordattentäter" in die Luft gesprengt, sagte der Minister vor Journalisten.

Vorwiegend Polizisten unter den Toten

"Die heftigen Explosionen waren auf beiden Seiten des Bosporus' zu hören", beschreibt SZ-Korrespondent Mike Szymanski die Lage vor Ort, "die Menschen auf den Straßen sind geschockt, die Polizei sagt allen, sie sollen nach Hause gehen. Auf den Straßen Istanbuls fahren leere Busse und Kleintransporter mit offenen Türen. Alle sind extrem angespannt."

Auf Fernsehbildern waren Rettungswagen zu sehen, die zur Unfallstelle rasten. Mehrere zerstörte Autos wurden gezeigt, darunter ein Minibus und ein von der Explosion getroffener Wasserwerfer. Beşiktaş ist ein beliebtes Ausgehviertel.

Ein Reporter sagte dem Sender CNN Türk, an diesem Abend seien besonders viele Polizisten zur Absicherung des Spiels im Einsatz gewesen, weil es in der Vergangenheit Auseinandersetzungen zwischen den beiden Fangruppen gegeben hatte. Die Fans von Bursaspor seien wegen einer Strafe überhaupt das erste Mal seit Jahren wieder zu einem Beşiktaş-Spiel zugelassen worden.

Türkische Medien berichten unter Berufung auf das Innenministerium, dass 13 Personen im Zusammenhang mit dem Anschlag festgenommen wurden. In einem Interview mit CNN Türk sagte der stellvertretende Ministerpräsident Numan Kurtulmus: "Die Pfeile zeigen auf die PKK". Gesicherte Informationen über eine Beteiligung der militanten Organisation, die für die Autonomie kurdisch besiedelter Gebiete in der Türkei kämpft, gebe es nicht. Doch die Ausführung der Anschläge spreche für eine Verwicklung der PKK. Die Organisation selbst hat sich noch nicht zu den Anschlägen geäußert.

Die Regierung habe eine eintägige Staatstrauer ausgerufen, meldet die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu. Am Sonntag wurden die Flaggen auf halbmast gesetzt. Das Auswärtige Amt hat einen Sicherheitshinweis herausgegeben: "Reisenden in der Stad‎t wird empfohlen, vorerst in ihren Hotels und Unterkünften zu bleiben und sich über die Medien und diese Reisehinweise zur weiteren Lageentwicklung informiert zu halten."

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