Türkei:Istanbuler Polizei löst LGBT-Demo gewaltsam auf

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Die Polizei in Istanbul hat eine LGBT-Demo gewaltsam aufgelöst. (Foto: REUTERS)
  • Die Polizei in Istanbul hat eine Demonstration für die Rechte Homosexueller gewaltsam aufgelöst.
  • Etwa 50 Anhänger der Homosexuellen-Bewegung und zahlreiche Unterstützer waren zur "Trans Pride" erschienen.
  • Türkischen Medienberichten zufolge kam es auch zu Festnahmen.

Mit Wasserwerfern und Tränengas ist die Polizei in Istanbul gewaltsam gegen einige Dutzend Teilnehmer einer Demonstration für die Rechte Homosexueller vorgegangen. Auch Gummigeschosse kamen der Nachrichtenagentur AFP zufolge zum Einsatz.

Etwa 50 Anhänger der Homosexuellen-Bewegung und rund hundert Unterstützer waren in der Nähe des Taksim-Platzes im Zentrum der Millionenmetropole zusammengekommen - und wurden von mehreren hundert Spezialkräften erwartet. Als diese gewaltsam gegen die Demonstration vorgingen, flohen die Teilnehmer in die umliegenden Gassen. Türkischen Medienberichten zufolge wurden zwei Menschen festgenommen.

Die Demonstranten hatten sich vor der Kundgebung vor einem Büro der Homosexuellen-Bewegung nahe dem Taksim-Platz versammelt und dort die Regenbogenfahne aufgehängt - das Symbol der Bewegung der Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Transgender (LGBT). Ein Aktivist wurde von einem Polizisten daran gehindert, vor den anwesenden Journalisten eine Erklärung zu verlesen.

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Vor drei Jahren hatte das umstrittene Bauprojekt Massenproteste im ganzen Land ausgelöst. In Istanbul kam es in der vergangenen Nacht zu neuen Protesten - Auslöser war der Angriff auf einen Plattenladen.

"Wir sind Ottomanen, wir wollen hier solche Leute nicht"

Vor der LGBT-Demonstration waren laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Dogan auch etwa ein Dutzend Homosexuellen-Gegner zum Taksim-Platz vorgedrungen. Sie seien von den Sicherheitskräften festgenommen worden. Einer der Demonstranten habe "Wir sind Ottomanen, wir wollen hier solche Leute nicht", gerufen.

Wegen vermeintlicher Sicherheitsbedenken abgesagt

Die Demonstration mit dem Titel "Trans Pride" fand im Zusammenhang mit der beginnenden LGBT-Woche in der Türkei statt, in deren Rahmen zahlreiche Veranstaltungen geplant sind. Die Istanbuler Behörden hatten am Freitag bekanntgegeben, die für kommenden Sonntag als Höhepunkt der LGBT-Woche geplante Gay-Pride-Parade zu verbieten. Die Behörden begründeten dies mit Sicherheitsbedenken, LGBT-Aktivisten werteten das Verbot als verfassungswidrig. Auch im vergangenen Jahr war die Parade in Istanbul abgesagt und schließlich gewaltsam verhindert worden. Damals nannte die Regierung als Begründung den Fastenmonat Ramadan.

Erst am Samstag war die Polizei in Istanbul gewaltsam gegen eine Demonstration vorgegangen, bei der gegen die Stürmung eines Plattenladens durch Islamisten protestiert wurde. Die Angreifer hatten Kunden und Mitarbeiter des Ladens zuvor aus Ärger über deren Alkoholkonsum am Freitag attackiert. Die rund 500 Demonstranten, die gegen die Islamisten protestierten, wurden von der Polizei mit Tränengas und Gummigeschossen auseinandergetrieben.

© SZ.de/AFP/tamo - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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