Türkei:Bekenntnis der "Freiheitsfalken"

Die militante Kurdenorganisation TAK will den Anschlag in Ankara verübt haben.

Von Mike Szymanski, Istanbul

Eine militante Kurdenorganisation hat sich am Freitag zu dem verheerenden Autobombenschlag auf einen Militärkonvoi im Zentrum von Ankara bekannt. Die Gruppe "Freiheitsfalken Kurdistans" (TAK) veröffentlichte auf ihrer Internetseite ein Bekennerschreiben. Einer ihrer Kämpfer habe das Attentat auf "Soldaten der faschistischen türkischen Republik" verübt. Es handle sich um Vergeltung für die kurdischen Kämpfer, die bei den Militäroperationen im Südosten des Landes ums Leben gekommen seien. Die TAK, die 2004 aus der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK hervorging, drohte mit weiteren Anschlägen, auch auf Touristen.

Am Mittwochabend hatte ein Selbstmordattentäter einen mit Sprengstoff beladenen Wagen in eine Kolonne von Militärbussen gelenkt. 28 Menschen starben, die meisten von ihnen waren Soldaten. Mehr als 60 Männer und Frauen wurden verletzt. Regierungschef Ahmet Davutoğlu hatte wenige Stunden nach der Tat kurdische Kämpfer für das Attentat verantwortlich gemacht und den Fall für fast gelöst erklärt. Seinen Angaben zufolge habe es sich aber um ein 23-jähriges Mitglied der syrisch-kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG) gehandelt.

Kurz vor Weihnachten attackierten die Gruppe einen Flughafen in Istanbul

Die TAK bezeichnet sich als unabhängig von der PKK. Das wird allerdings in westlichen Sicherheitskreisen angezweifelt. Die türkischen Behörden sehen die Freiheitsfalken als Unterorganisation der PKK an. Dessen Kommandeur Cemil Bayik hatte am Donnerstag erklärt, die PKK sei nicht für das Verbrechen verantwortlich: "Wir wissen nicht, wer das getan hat. Es könnte aber ein Vergeltungsschlag für die Massaker in Kurdistan gewesen sein."

Es ist auch nicht das erste Mal, dass die Freiheitsfalken Anschläge verüben. Kurz vor Weihnachten gab es auf Istanbuls zweitgrößten Flughafen, Sabiha-Gökçen, einen Mörserangriff, bei dem zwei Reinigungskräfte verletzt wurden. Eine der Frauen erlag später ihren Verletzungen. Wenige Tage danach bekannten sich die Freiheitsfalken zu dem Angriff.

Bereits damals nannte die Gruppe die Angriffe auf kurdische Städte im Südosten des Landes als Motiv. Die AKP-Alleinregierung beabsichtige, die Städte "zu Ruinen" zu machen. Mit dem Anschlag auf den Flughafen hatte der Terror das erste Mal westliche Großstädte in der Türkei erreicht, seitdem der Friedensprozess im Sommer abrupt beendet worden war.

Mit dem Bekennerschreiben dürfte der blutig ausgetragene Kurdenkonflikt sich noch einmal zuspitzen. Der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdoğan hatte Vergeltung für den Anschlag auf das Militär angekündigt. Am Freitag erhöhte sich die Zahl der Festgenommenen im Zusammenhang mit dem Anschlag auf 17. Erdoğan sagte, für ihn gebe es an der Täterschaft syrischer Kurden "keinen Zweifel". Er kündigte an, er werde US-Präsident Barack Obama in einem Telefonat darauf hinweisen, wie gefährlich es sei, kurdische Organisationen mit Waffen auszustatten.

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