Tübingen:Reue nach dem Sturm

Von der Hautfarbe auf einen Asylbewerber geschlossen: Der Grüne OB Boris Palmer hatte sich in Rage geredet und muss sich nun ausführlich entschuldigen.

Der Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer (Grüne) hat seine umstrittenen Äußerungen über einen dunkelhäutigen Radfahrer als Fehler bezeichnet. Dies sei ein "Kommunikationsdesaster", sagte er am Dienstag dem Onlineportal faz.net. Palmer hatte sich bei einer Veranstaltung der Südwest Presse Ende April über einen wohl rüpelhaften Radfahrer mit dunkler Hautfarbe aufgeregt, der ihm auf dem Weg zum Veranstaltungsort begegnet war. In einer Facebook-Diskussion zur Frage, warum er die Hautfarbe des Mannes genannt habe, schrieb Palmer der Südwest Presse zufolge: "Weil der Typ mit nacktem Oberkörper, Kopfhörer und einer unglaublichen Dreistigkeit um die Leute rum gekurvt ist. Das gehört sich für niemand und für einen Asylbewerber schon dreimal nicht." Kritiker warfen ihm vor, er habe von der Hautfarbe eines Radfahrers auf einen Asylbewerber geschlossen. Die Grünen im Landkreis und in der Stadt Tübingen hatten Palmers Aussagen als rassistisch kritisiert.

Dem Portal faz.net sagte er nun: "Ich habe nur ganz offen beschrieben, was ich - und nach meiner Erfahrung nicht ich allein - in solchen Situationen denke, wenn einige Sachen zusammenkommen: Jung, männlich, Verhaltensweise, Dresscode und im konkreten Fall schwarzafrikanische Herkunft. Ich knüpfe daran eine Vermutung. Aber ich habe da einen schweren Fehler gemacht, ich würde das heute so nicht mehr sagen." Es tue ihm leid, "dass ausgerechnet die Menschen, die ich damit schützen will - nämlich Migranten mit schwarzer Hautfarbe - sich angegriffen und pauschal stigmatisiert fühlen".

© SZ vom 09.05.2018 / dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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