Trump und Putin:Das erste Rendezvous

In Hamburg treffen sich die Präsidenten Trump und Putin zum ersten Mal. Die Liste ihrer Themen ist lang, sie reicht von Syrien bis Nordkorea. Vor allem aber geht es um die Atmosphäre.

Von Julian Hans, Moskau

Das Fernsehpublikum in Russland ist eingestimmt: Vor der ersten Begegnung von Wladimir Putin und Donald Trump an diesem Freitag in Hamburg wurden die Erwartungen in Nachrichten und Talkshows nach Kräften heruntergedimmt.

Die Zeiten, in denen das Parlament zu Trumps Wahlsieg applaudierte, sind lange vorbei. Jetzt erscheint der US-Präsident als einer, der zwar gern einen Neuanfang mit Moskau starten würde, es aber nicht schafft - zu stark das Establishment, zu schwach der Donald.

Das Treffen von Trump und Putin sollte angeblich parallel zu einer Arbeitssitzung des Gipfels am Freitag, um 16 Uhr stattfinden, meldete die russische Agentur Interfax am Donnerstagabend.

Trump könnte für Putin ein leichtes Opfer sein

Das Treffen werde etwa eine Stunde dauern. Dazu müssten sich Trump und Putin allerdings ausgerechnet aus der zweiten Plenarrunde absetzen, die sich nach dem Willen von Kanzlerin Angela Merkel mit nachhaltiger Entwicklung, Klima- und Energiefragen beschäftigen wird.

Sollte es so kommen, könnte Trump der Diskussion über seine Rolle in der Klimapolitik ausweichen. Die Liste der Themen für das Treffen Trump-Putin ist lang, sie reicht von Deeskalationszonen in Syrien bis zu Nordkorea. Die Ermittler sitzen Trump wegen seiner Russland-Kontakte im Wahlkampf im Nacken und der Kongress hat ein neues Sanktionspaket gepackt, als Mitgift zum ersten Rendezvous mit Putin.

Entscheidend aber wird sein, ob die beiden Männer, die sich bisher nur auf Distanz Lob und Respekt gezollt haben, auch in der persönlichen Begegnung einen Draht zueinander finden.

Der gelernte Agent Wladimir Putin bringt dafür die notwendigen Fähigkeiten mit, er selbst hat sich einmal als "Experte für die Arbeit mit Menschen" beschrieben. Ein selbstbezogener und sprunghafter Immobilienunternehmer könnte ein leichtes Opfer sein.

Im Kreml erwarte man keine konkreten Ergebnisse, hatte Putins außenpolitischer Berater Jurij Uschakow Anfang der Woche erklärt. "Die richtige Atmosphäre" sei wichtig, um viele Fragen zu klären, "von der internationalen Zusammenarbeit bis hin zu bilateralen Aspekten".

Die USA senden widersprüchliche Signale aus

In Washington wie in Moskau herrscht gleichermaßen Ungewissheit, woran man beim jeweils anderen ist. Auf die Aussage von Außenminister Rex Tillerson, er verstehe die russische Linie noch nicht, konterte Putins Sprecher Dmitrij Peskow am Donnerstag, Russland verstehe seinerseits nicht, wie die USA das Verhältnis gestalten wollten.

Kurz vor dem Treffen sandten die Amerikaner widersprüchliche Signale. Während seines Besuchs in Warschau warf Trump Russland "destabilisierendes Verhalten" vor und sicherte dem Nato-Partner in Warschau Unterstützung zu. Polen will amerikanische Patriot-Raketen als Abwehr gegen Iskander-Kurzstreckenraketen anschaffen, die Russland im nahen Kaliningrad stationiert hat. Putins Sprecher wies den Vorwurf zurück: "Mit dieser Sichtweise sind wir nicht einverstanden", sagte Peskow.

Zuvor hatte Tillerson ein neues Angebot für eine Zusammenarbeit mit Russland gemacht. Um die Lage in Syrien zu entschärfen, seien Flugverbotszonen, der Einsatz von Waffenstillstandskontrolleuren am Boden und die Koordination humanitärer Hilfslieferungen denkbar, sagte er. Das russische Außenministerium reagierte auf Anfrage am Donnerstag zunächst nicht.

Stattdessen erklärte Moskau sich grundsätzlich bereit, mit den USA über eine neue UN-Resolution gegen Nordkorea zu sprechen. Sobald Vorschläge auf dem Tisch lägen, werde darüber beraten, sagte Außenamtssprecherin Maria Sacharowa.

Der UN-Sicherheitsrat hatte zuvor in einer Dringlichkeitssitzung mögliche Reaktionen auf nordkoreanische Raketentests beraten. Die US-Botschafterin Nikki Haley kündigte eine Resolution mit "schärferen internationalen Antworten" an.

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