Trump über Kim:"Er kann mich jetzt anrufen, wenn er irgendwelche Schwierigkeiten hat"

Donald Trump

US-Präsident Donald Trump am Freitag vor dem Weißen Haus.

(Foto: AP)
  • In einem spontanen Interview vor dem Weißen Haus schwärmt US-Präsident Trump im Sender Fox News von Nordkoreas Machthaber Kim.
  • Er verteidigt die Abschlusserklärung des Gipfels in Singapur und seinen militärischen Salut gegenüber einem nordkoreanischen General.
  • In einem neuen Bericht des Justizministeriums sieht er den Beweis, dass das FBI ein Komplott gegen seine Wahl betrieben habe.

"Ich habe ihm eine sehr direkte Nummer gegeben. Er kann mich jetzt anrufen, wenn er irgendwelche Schwierigkeiten hat." Das sagt US-Präsident Donald Trump nicht über seinen Sohn, einen alten Freund oder einen engen Mitarbeiter, sondern über den nordkoreanischen Diktator Kim Jong-un.

Das Gipfeltreffen mit Kim in Singapur hat auf Trump offenbar Eindruck gemacht. Das unterstreichen am Freitag seine Kommentare bei einer Art Spontan-Pressekonferenz in der Auffahrt des Weißen Hauses. Trump tritt dort vor die wartende Presse - und entscheidet sich dann doch für seinen Lieblingssender Fox News, dem er ein Live-Interview gibt. Die Kamerateams aller anderen Sender filmen das Gespräch hilflos von hinten.

"Ich weiß nicht, ob das politisch korrekt zu sagen ist, aber unsere Chemie war gut", schwärmt Trump über Kim. "Er spricht und seine Leute sitzen aufmerksam ganz gerade. Ich wünschte, das wäre bei meinen Leuten auch so." Einem anderen Reporter gegenüber sagte er kurze Zeit später, er habe mit dieser Äußerung nur Spaß gemacht - "Sie verstehen wohl keinen Sarkasmus."

Am Ende des Gipfeltreffens stand eine Abschlusserklärung, in der sich Nordkorea zur Arbeit an der atomaren Abrüstung verpflichtet. Kritik, die Vereinbarung sei zu vage, lässt der Dealmaker nicht zu. Er findet, er habe von Kim "alles" bekommen. "Ich habe eine Vereinbarung unterschrieben, wo wir alles kriegen."

Er betont, dass er nicht vorhabe, Kim wegen dessen Menschenrechtsverletzungen unter Druck zu setzen. Kritiker hatten ihm vorgeworfen, mit dem bloßen Treffen schon Kims Regierung zu legitimieren. Das weist Trump bei Fox mit einem buchstäblichen Totschlagargument zurück: "Natürlich habe ich mit ihm ein Treffen vereinbart. Wenn Sie das nicht haben, wissen Sie, was sie dann haben werden? Sie werden einen Atomkrieg haben." Eine weitere Anmerkung, die Trump nebenbei loswird: Sein Vorgänger Barack Obama habe einen Krieg gegen Nordkorea geplant. Das habe er ihm persönlich gesagt.

Außerdem verteidigt Trump seinen militärischen Salut für einen nordkoreanischen General. Nordkoreanische Staatsmedien hatten davon ein Video veröffentlicht. Darauf ist zu sehen, wie Trump einem General die Hand geben will, während der salutiert. Darauf übernehmen beide die Begrüßungsgeste des jeweils anderen: Trump salutiert, der General streckt die Hand aus. Diese schüttelt Trump dann nach seinem Salut. Die Geste hatte für starke Kritik gesorgt. Zu Fox sagt Trump nur, er habe sich eben respektvoll zeigen wollen.

Trump über Kim: Trump salutiert, General No Kwang Chol streckt die Hand aus: Szene aus Singapur.

Trump salutiert, General No Kwang Chol streckt die Hand aus: Szene aus Singapur.

(Foto: AP)

Die Washington Post berichtet unterdessen unter Berufung auf Kreise, Trump habe den Gipfel fast platzen lassen. Er sei in den Tagen davor so ungeduldig geworden, dass er das Treffen nach vorne verschieben oder gleich wieder abreisen wollte - zum Entsetzen seiner Berater.

Auf die Frage, was er am Sonntag am US-Vatertag tun werde, sagt Trump, er werde sicherlich Kim anrufen.

Er kommt auf seine "guten Freunde" und Partner in Asien zu sprechen, die in dem Streit vermittelt haben. Dazu gehöre auch China. "Wir kommen mit China prima zurecht - vielleicht seit heute Morgen ein bisschen weniger." Die USA haben China im Handelsstreit mit Zöllen auf Produkte im Wert von 50 Milliarden Dollar belegt, China hat bereits Gegenmaßnahmen angekündigt. Trotzdem, sagt Trump, verstehe er sich ausgezeichnet mit Chinas Staatschef Xi Jinping.

Zudem erklärt er zum Bericht des US-Justizministeriums zu E-Mails von Hillary Clinton, dass das FBI "auf höchster Ebene" gegen ihn voreingenommen gewesen sei und ein Komplott gegen seine Wahl betrieben habe. Der Bericht sei eine "Horror-Show".

Über seinen 72. Geburtstag am Donnerstag sagt Trump, er habe "viele Küsse" von seiner Familie und erstaunlicherweise Anrufe von den G-7-Partnern erhalten, mit denen er eigentlich gerade im Clinch liegt. Eigentlich habe er sich aber gar keine Geschenke gewünscht: "Ich will einfach nur ein erfolgreiches Land haben."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: