Trump-Reise:Nur für Sunniten

Trump-Reise: In Trumps Schlepptau: Countrysänger Toby Keith.

In Trumps Schlepptau: Countrysänger Toby Keith.

(Foto: David Rosenblum/AP)

Saudi-Arabien nutzt den anstehenden Besuch des US-Präsidenten zu einer Demonstration seiner Macht. König Salman, der sich als Führer der Sunniten versteht, hat Donald Trumps Kommen zu einem Gipfel mit der islamischen Welt stilisiert.

Von Paul-Anton Krüger

In den Straßen von Riad hängen abwechselnd amerikanische und saudische Flaggen; die Hauptstadt ist herausgeputzt für den Besuch von US-Präsident Donald Trump an diesem Wochenende. Die Saudis treiben die sprichwörtliche arabische Gastfreundschaft ohnehin gern auf die Spitze, aber wenn König Salman den mächtigsten Mann der Welt empfängt, wird der auf unvergleichliche Weise hofiert: Der Hüter der heiligen Stätten von Mekka und Medina, der sich als Führer der Sunniten versteht, hat Trumps Besuch zu einem Gipfel mit der islamischen Welt stilisiert. Es ist auch eine Machtdemonstration; eine Botschaft an Teheran, die da lautet: Die in Riad als überaus iranfreundlich empfundene Politik von Barack Obama ist Geschichte, die Allianz zwischen Washington und Riad lebt auf.

Mehr als 50 Staats- und Regierungschefs muslimisch geprägter Länder - Iran und Syrien sind nicht geladen - werden auf saudischem Boden dem Mann begegnen, der ein Einreiseverbot für Muslime gefordert hat und in einem CNN-Interview sagte: "Ich glaube, der Islam hasst uns" (also die USA). Sudans Machthaber Omar al-Baschir, vom internationalen Strafgerichtshof wegen Völkermordes gesucht, wurde in letzter Minute wieder ausgeladen, um Trump nicht zu blamieren. Auf einer eigens kreierten Internetseite zählt eine Uhr den Countdown zum Treffen herunter, bei dem im gemeinsamen Kampf gegen Extremisten "die Grundlage für einen Neuanfang" gelegt werden soll.

Während sich Trump zu Hause als Opfer einer "Hexenjagd" geriert, wird Saudi-Arabien ihn mit Freundschaftsbekundungen und Ehrerbietungen überhäufen und für sich einzunehmen versuchen. Aus Trumps Heimatstadt wird das Fußballteam New York Cosmos eingeflogen, zu einem Kick gegen den saudischen Klub al-Hilal. Der Country-Sänger Toby Keith, der bei Trumps Amtseinführung auftrat, wird ein Konzert in Riad geben - vor ausschließlich männlichem Publikum. Der Moderator Bret Baier von Trumps Haus- und Hof-Sender Fox News hält eine Rede. Und der Präsident wird im historischen Murabba-Palast dinieren, den Staatsgründer Abdulaziz ibn Saud hatte errichten lassen, um Monarchen standesgemäß zu empfangen. Vergessen scheint zu sein, dass Trump vor nicht allzu langer Zeit klagte, die Sicherheit des Königreichs koste die USA einen Haufen Geld, und Riad zur Kasse bitten wollte - nun sollen Waffenkäufe für 110 Milliarden Dollar besiegelt werden.

Immer wieder werden Vergleiche gezogen zu Obamas Kairoer Rede 2009, mit der er kurz nach Amtsantritt das Verhältnis zur muslimischen Welt auf eine neue Grundlage stellen wollte. Obama habe in den ersten Monaten seiner Präsidentschaft all die richtigen Dinge gesagt und habe dann all die falschen Dinge gemacht, sagte Faisal Abbas, Chef der wichtigsten englischsprachigen Tageszeitung Arab News der Washington Post. "Mit Trump ist es umgekehrt. Es gab viele Fragen wegen seiner Wahlkampfrhetorik, aber est gibt große Unterstützung für seine Entscheidungen."

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