Weltwirtschaftsforum:Trump ist in Davos eingeschwebt

Der US-Präsident ist mit Tochter und Schwiegersohn zu Besuch beim Weltwirtschaftsforum in der Schweiz. Sein Finanzminister erwartet ihn schon.

Von Charlotte Theile, Davos

Langsam ruckelt die Bergbahn Richtung Davos, vorbei an verschneiten Hügeln, die Sonne bricht immer mal wieder strahlend hell durch die Berge, es ist ein fantastischer Tag zum Skifahren. Ja, sagt einer der Anzugträger, zufrieden lächelnd, natürlich habe er seine Langlauf-Ski dabei. Eine junge Frau aus Indien kramt die aktuelle New York Times hervor, das Titelfoto zeigt die Anti-Trump-Demo in Zürich (in Zürich, nicht in Davos, wie die Bildzeile behauptet), es sieht nach erbittertem Widerstand aus. Den Schweizer Zeitungen war die Kundgebung nicht einmal eine Notiz wert. Aus hiesiger Sicht waren das ein paar engagierte Sozialdemokraten, die mit Plakaten durch den Ort zogen. Who cares.

Nachdem sich alle im Abteil versichert haben, dass Davos, diese verschlafenen Kleinstadt in den Bergen, auch heute "safe" sei, tauchen vor dem Zugfenster Hunderte Fotografen auf, die Objektive auf ein verschneites Feld gerichtet. "They are waiting for the helicopters", erklärt einer das Offensichtliche. US-Präsident Donald Trump ist zu diesem Zeitpunkt bereits in Zürich gelandet, die Boulevardblätter der Schweiz (und längst nicht nur die) berichten live "vom Planespotter-Hügel".

Im Laufe des Donnerstags will Trump mit der britischen Regierungschefin Theresa May und dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu sprechen. Sein großer Auftritt beim Weltwirtschaftsforum ist erst für Freitag geplant; es wird befürchtet, dass der Präsident bei dieser Gelegenheit die handelspolitische Konfrontation zwischen den USA und dem Rest der Welt noch ein bisschen weiter eskaliert.

Die Einzelhändler in Davos scheinen wenig beeindruckt davon, dass gerade die Weltwirtschaft zu Gast ist. Sie werben für ihren Bergkäse: "Fondue und Raclette Zeit", die Inschrift ist auf Schweizerdeutsch. Die gigantische Delegation aus den USA, die schon seit Tagen hier alles für den US-Präsidenten vorbereitet, sieht man offenbar nicht als potentielle Kundschaft. In den Dorfstraßen von Davos ist wenig los. Die Wege sind glatt, zum Streuen fehlte wohl die Zeit. Transporter mit schwarzgetönten Scheiben bringen die, die nicht laufen müssen, zum Kongresszentrum in der Mitte des Ortes.

Einer der Hotspots des Forums ist das Supermarkt-Restaurant, zu dem man einen weiten Umweg nehmen muss. Auch dieser ist nicht gestreut. Was sind schon Fußgänger. Aber dafür endlich: Weltpolitik, Security, Passkontrolle. In der Tiefgarage des Supermarktes stapeln sich Luxus-Limousinen, oben sitzen die Chauffeure und essen Polenta mit Bohnen. Noch zehn Minuten, dann kommt der US-Präsident. Die Boulevard-Zeitung Blick hat eine Handynummer auf ihre Titelseite gedruckt:, "Dear Mister President, welcome to Switzerland, please call immediately +41 76 823 0047". Doch der Präsident ist noch im Hubschrauber und kann daher die drängenden Fragen der "Schweiz im Trump-Fieber" nicht beantworten. Obwohl sie ihm durchaus gefallen dürften: "Wann erhält die Schweiz endlich einen Trump Tower?", heißt es da zum Beispiel. Wer die Blick-Nummer wählt, bekommt tatsächlich ein euphorisches "Hello Mister President!" zu hören. Angerufen haben bisher aber nur Leser.

Im meterhohen Schnee vor den Scheiben des Chauffeur-Restaurants wird es jetzt aufgeregter. Der schwarze Hubschrauber des Präsidenten ist vor den Objektiven der Planespotter zu Boden gesunken, in wenigen Minuten werden die schwarzen Limousinen eintreffen. Unbeirrt kämpft sich der Linienbus in Richtung "Wolfgang" einen Weg durch die abgesperrten Straßen. Öffentlicher Verkehr ist der Schweiz ebenso heilig wie das Skifahren, der Bus darf problemlos passieren. Der US-Präsident stapft durch den Schnee zu seiner Wagenkolonne, drinnen im Kongresszentrum spricht König Abdullah von Jordanien über das Miteinander der Religionen.

Inzwischen ist auch klar, wer alles dabei ist: Tochter Ivanka, Schwiegersohn Jared Kushner. Finanzminister Steven Mnuchin ist schon in Davos, seine Einlassungen zum Dollarkurs sorgten am Mittwoch für Wirbel. Waren seine Andeutungen über den schwachen Dollar ein weiterer Hinweis darauf, dass die Regierung Ausfuhren aus den USA billiger machen und so Exporteuren aus China das Leben schwer machen will? Schließlich hatte die Trump-Regierung erst am Montag hohe Zölle auf den Import von Solarmodulen und Waschmaschinen verhängt und damit in China und Südkorea Empörung ausgelöst.

Was genau Mnuchin meinte, könnte womöglich der schweizerische Finanzminister Ueli Maurer beantworten, angeblich sind die beiden bereits beim Du. Vielleicht ist es aber auch nur ein Missverständnis, man fühlt sich an das Bonmot "You can say you to me" erinnert. In jedem Fall wurde der Schweizer Regierung ein Treffen mit Trump zugesichert.

Trump Davos Weltwirtschaftsforum Demonstranten

Nicht jeder heißt Trump hier vorbehaltlos willkommen.

(Foto: Charlotte Theile)

Wer in Davos an diesem Mittwoch nach Demonstranten sucht, findet nur drei einsame Menschen mit Trump-Masken, die die Promenade hinauf- und hinuntermarschieren. Das größte Ereignis für diese "Demonstration"? Wenn sich tatsächlich jemand die Mühe macht, sie zu fotografieren. Dann fotografieren die drei nämlich eifrig zurück. In der Hinsicht haben sie von Trump gelernt: Aufmerksamkeit ist auch ihre Währung.

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