Treffen mit Popstar aus Südkorea:Obamas Handschlag mit Psy erzürnt Republikaner

"Gangnam Style": Rapper Psy trifft Barack Obama

Umstrittene Geste: US-Präsident Barack Obama schüttelt dem südkoreanischen Musiker Psy die Hand. Der Rapper hatte sich zuvor dafür entschuldigt, in der Vergangenheit anti-amerikanische Parolen skandiert zu haben.

(Foto: dpa)

Sein Lied "Gangnam Style" ist auf der ganzen Welt bekannt, seine Vergangenheit noch nicht: Der südkoreanische Rapper "Psy" hat einst anti-amerikanische Parolen gesungen. Dass ihm US-Präsident Obama in Washington jetzt trotzdem die Hand schüttelt, erzürnt Konservative. Dabei hat Psy sich zuvor entschuldigt.

Von Michael König

In Südkorea ist "Psy" den Musik-Fans schon länger ein Begriff. Die Welt aber traf der Erfolg seines Liedes "Gangnam Style" ziemlich unvorbereitet. Wie aus dem Nichts bahnte sich der eingängige Track den Weg in die Charts, das zugehörige Video mit dem Pferde-Tanz ist der meistgesehene Clip auf YouTube. Prominente wie UN-Generalsekretär Ban Ki Moon und Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel tanzten bereits den "Pferde-Tanz" mit Psy.

Obwohl sich der Südkoreaner in dem Lied über den Lebensstil neureicher Bewohner Seouls aus dem Stadtteil Gangnam lustig macht, galten beide - Stück und Künstler - als unpolitisch. Das änderte sich jedoch, als bekannt wurde, dass Psy vor einigen Jahren bei Auftritten in seiner Heimat anti-amerikanische Parolen skandiert hatte. Ein Treffen Psys mit US-Präsident Barack Obama am Sonntag bei der Benefiz-TV-Show "Christmas in Washington" wurde so zu einem hochbrisanten Termin.

Der konservative TV-Sender Fox News empörte sich vor dem Auftritt:

"Long before Korean star Psy got America to dance 'Gangnam Style', he had a different rap: Urging the torture and murder of Americans."

Aus Protest gegen die massive Präsenz des US-Militärs in Südkorea soll Psy bei einem Konzert 2002 ein Modell eines amerikanischen Schützenpanzers zerstört haben. Kurz zuvor hatte ein US-Militärfahrzeug nahe Seoul bei einem Verkehrsunfall zwei südkoreanische Mädchen getötet. 2004, im Angesicht des Abu-Ghuraib-Folterskandals, zitierte Psy den Song einer südkoreanischen Metal-Band:

"Kill those f****** Yankees who have been torturing Iraqi captives / Kill those f****** Yankees who ordered them to torture / Kill their daughters, mothers, daughters-in-law, and fathers / Kill them all slowly and painfully"

Psy räumte den Fehler noch vor dem Auftritt ein und entschuldigte sich in einer schriftlichen Erklärung, aus der die Nachrichtenagentur dpa zitiert:

"'Ich verstehe die Opfer, die amerikanische Soldaten und Soldatinnen gebracht haben, um Freiheit und Demokratie in meinem Land und in der ganzen Welt zu schützen', schrieb der 34-jährige Sänger. Das Stück von damals sei Teil 'einer tiefen emotionalen Reaktion auf den Krieg gewesen'. 2004 habe eine allgemeine Anti-Kriegsstimmung geherrscht."

Für den bekannten Korea-Blog Marmot's Hole, den ein Amerikaner in Seoul betreibt, übertraf diese Entschuldigung die Erwartungen, weil Psy nicht auf die Vergangenheit einging, als die USA noch die Diktatur in Südkorea unterstützen.

"In fact, the apology he gave went way beyond anything I was expecting, even mentioning the "sacrifices American servicemen and women have made to protect freedom and democracy in my country and around the world." Not to sound like a raving lefty loon, but given that the US did back a series of (admittedly, quite competent) military dictators in South Korea between 1961 and 1987, he didn't have to put it that way."

Mehr Hintergründe zu der Ursache der Proteste und der anti-amerikanischen Stimmung in Südkorea in den Jahren 2002 und 2004 hat die Washington Post in einem Artikel gesammelt. Das Bündnis beider Länder habe unter der massiven Präsenz des US-Militärs in Südkorea gelitten. Der Blogger Ask A Korean versucht in einem Beitrag zu erklären, wie es sich anfühlt, wenn Tausende junge Männer ins Land kommen, "die auch mal Dummheiten machen", aber nicht von der lokalen Polizei zur Verantwortung gezogen werden können. Regelmäßig berichten südkoreanische Medien über mutmaßliche Verbrechen von US-Soldaten, von Verkehrsdelikten bis Vergewaltigungen. Manche Bars in Seoul verbieten GIs den Zutritt.

Hinzu kam die "Sonnenschein"-Politik von Kim Dae Jung und Roh Moo Myun, schreibt die Washington Post: Um sich dem kommunistischen Nordkorea anzunähern, distanzierten sich die südkoreanischen Präsidenten rhetorisch von den USA. Das wirkte sich auf die Stimmung im Land aus.

"Some crucial events inform - though do not, on their own, fully explain - why Psy and other Korean performers would show such animosity toward the United States."

Obwohl Konservative die Verbannung Psys von der Benefiz-TV-Show forderten, trat der Südkoreaner auf. US-Präsident Barack Obama, der nach eigenen Angaben den Gangnam-Move tanzen könnte, traf ihn auf der Bühne und schüttelte ihm die Hand. Vizepräsident Joe Biden posierte mit Psy für die Fotografen. Oder, wie es die konservative Website breitbart.com formulierte: "Obama, Biden cozy up to anti-american rapper Psy."

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