Treffen mit Peres und Netanjahu:Gauck besucht Israel

Eine "besondere Reise": Bundespräsident Gauck beginnt seinen viertägigen Staatsbesuch in Israel und den Palästinensergebieten. Neben Nahostkonflikt, Atomstreit mit Iran wird wohl auch die Kontroverse um Günter Grass Thema.

Bundespräsident Joachim Gauck reist heute zu einem viertägigen Staatsbesuch nach Israel und in die Palästinensischen Gebiete. Am Dienstag trifft das Staatsoberhaupt in Jerusalem zunächst mit seinem Amtskollegen Schimon Peres zusammen. Peres, der Gauck eingeladen hatte, hat den Besuch vom Antritts- zum Staatsbesuch hochgestuft.

Gauck fliegt nach Israel

Abflug in Tegel: Bundespräsident Joachim Gauck und seine Lebensgefährtin Daniela Schadt besteigen in Berlin die Maschine der Flugbereitschaft, um zum Staatsbesuch nach Israel zu fliegen.

(Foto: dpa)

Gauck besucht in Jerusalem unter anderem die Holocaust-Gedenkstätte Jad Vashem und spricht mit Überlebenden des Attentats auf die israelische Olympiamannschaft in München 1972. Seine Lebensgefährtin Daniela Schadt begleitet ihn. Am Mittwoch stehen "Gegenwart und Zukunft der deutsch-israelischen Beziehungen" auf dem Programm. Geplant ist unter anderem ein Besuch des Weizmann-Instituts für Wissenschaften und ein Mittagessen mit Ministerpräsident Benjamin Netanjahu. Gauck will zudem Überlebende des Holocaust treffen.

Zum Abschluss der Nahostreise fährt der Bundespräsident am Donnerstag in die Palästinensischen Gebiete. Dort wird er eine mit deutschen Mitteln errichtete Mädchenschule eröffnen und in Ramallah mit Präsident Mahmud Abbas und Ministerpräsident Salam Fayyad politische Gespräche führen.

Im Bundespräsidialamt hieß es zur Philosophie der "besonderen Reise", Gauck wolle "ein Zeichen der Solidarität mit Israel in schweren Zeiten" setzen und das "nachhaltige Engagemen" Deutschlands für den Aufbau eines Palästinenserstaates betonen. Bestimmende Themen dürften die schwierige Lage im Nahen Osten und der Atomkonflikt mit Iran sein. Aber auch die Kontroverse um den Schriftsteller Günter Grass, der mit einem kritischen Gedicht für Verstimmung in Israel gesorgt hatte, könnte eine Rolle spielen.

Israelischer Botschaft warnt vor Antisemitismus

Insbesondere mit Blick auf das als antisemitisch kritisierte Gedicht warnte der neue israelische Botschafter in Berlin, Yakov Hadas-Handelsman, vor zunehmendem Antisemitismus und Rassismus. "Antisemitismus ist präsenter in Europa. Wir sehen es leider fast tagtäglich. Auch in Deutschland ist das Phänomen jetzt neuerlich aufgekommen und verbreitet", sagte der Diplomat.

Grass hatte in einem Zeitungsbeitrag Israels Haltung im Atom-Konflikt mit dem Iran scharf attackiert und Israel als Aggressor dargestellt. Die Grass-Debatte werde auch während der Israel-Reise Gaucks eine Rolle spielen, erwartet Hadas-Handelsman. Er wolle dazu aber keine Erwartungen an das deutsche Staatsoberhaupt formulieren. Gauck hatte sich bislang in der Debatte um den Grass-Text, der in Deutschland wie auch in Israel kontrovers diskutiert wurde, nicht öffentlich geäußert.

Antisemitismus dürfe nicht verharmlost werde. Er sei eine "riesige Gefahr für Europa, weil es sich nicht nur gegen die Juden" richte, warnte der israelische Botschafter. "Selbstverständlich ist die Vergangenheit immer da und soll und wird dableiben", sagte Hadas-Handelsman mit Blick auf die NS-Zeit. Dass sein erster Staatsbesuch den Bundespräsidenten nach Israel führe, sei jedoch ein "guter Beweis" für die Bedeutung der Beziehungen beider Länder zueinander.

Große Bedeutung misst auch der Zentralrat der Juden der Reise bei. Der Präsident der Vertretung von rund 105.000 Juden in der Bundesrepublik, Dieter Graumann, sprach von einer großen Chance zur Verstärkung der Freundschaft beider Länder. Es sei ein richtiges Signal, dass das Staatsoberhaupt schon in den ersten Wochen nach seiner Amtsübernahme nach Israel reise.

Graumann hob hervor, dass die Bundesrepublik als der beste Freund Israels in Europa gelte und das Deutschlandbild dort sehr positiv sei. Umgekehrt sei das leider nicht so, und auch deshalb erhoffe er sich von dem Besuch Gaucks neue Impulse. Graumann begleitet den Bundespräsidenten auf der viertägigen Reise.

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