Treffen in Washington:Merkels Besuch bei Trump verschoben

Wegen angekündigter Schneestürme an der amerikanischen Ostküste kann die Bundeskanzlerin den US-Präsidenten erst am Freitag treffen. Die deutsche Wirtschaft erwartet von ihr, sich für Freihandel einzusetzen.

Von Marc Beise

Bundeskanzlerin Angela Merkel steht vor ihrem überraschend verschobenen Treffen mit US-Präsident Donald Trump unter hohem Erwartungsdruck deutscher Manager und Unternehmer. Die für diesen Dienstag geplante Begegnung musste wegen der Wetterverhältnisse in den USA vertagt werden; sie soll nun nach US-Angaben am Freitag stattfinden. Meteorologen erwarteten, dass Washington von einem Blizzard heimgesucht wird, deshalb wurde Merkels Flug kurzfristig abgesagt. Trump hatte Merkel zuvor angerufen und zehn Minuten mit ihr gesprochen.

Merkels erstes Treffen mit dem neuen US-Staatsoberhaupt gilt der deutschen Wirtschaft als entscheidend für das weitere Verhältnis der Staaten. Die Hoffnung ist groß, dass die Bundeskanzlerin einen persönlichen Zugang zu Trump findet und ihn von den beiderseitigen Vorteilen freien Handels, offener Märkte und freien Kapitalverkehrs überzeugen kann.

Am Montagvormittag hatte sich Merkel in München beim "Spitzengespräch" im Rahmen der Internationalen Handwerksmesse mit den Präsidenten der großen Wirtschaftsverbände sowie 40 Unternehmern aus Industrie und Handwerk beraten. Dabei spielte die gegenseitige Verflechtung der Volkswirtschaften eine zentrale Rolle. Rund 750 000 Arbeitsplätze in den USA würden durch deutsche Firmen gestellt, zählte Merkel auf, dazu kämen bis zu zwei Millionen Jobs, die von deutschen Unternehmen abhingen. Aber auch in Deutschland hingen Hunderttausende Jobs von US-Unternehmen ab. Dieser Austausch sei für beide Seiten von Vorteil, ihn zu erschweren, werde allen schaden.

Angesichts der allgemeinen Stimmung und der Erwartungen an sie, sagte die Kanzlerin, könne man fast den Eindruck gewinnen, sie fahre mit einer großen Last nach Washington. Dies sei aber nicht der Fall, sie freue sich ausdrücklich auf das Treffen. "Das direkte Gespräch ist immer viel besser, als wenn man übereinander redet. Miteinander reden statt übereinander reden - das wird mein Motto sein bei diesem Besuch."

Die Wirtschaft ist durch Ankündigungen Trumps alarmiert, mit Handelsbarrieren und Strafsteuern den eigenen Markt abzuschotten. Das würde Deutschland hart treffen. Jeder vierte Arbeitsplatz hierzulande hängt am Export, die USA sind neben China größter Handelspartner. Allerdings exportiert Deutschland viel mehr Güter in die USA als umgekehrt - das will Trump ändern.

Arbeitgeberpräsident Ingo Kramer forderte, man müsse immer wieder deutlich machen, wie verzahnt die weltweite Wirtschaft sei. "Handelsbeziehungen sind keine Einbahnstraße, sondern ein gegenseitiges Geben und Nehmen." Gerade weil der US-Präsident wie ein Geschäftsmann auftrete, werde er das wohl verstehen.

Merkel hat geplant, die Vorstandsvorsitzenden dreier großer deutscher Konzerne - Siemens, BMW und Schaeffler - auf die Reise mitzunehmen. Die Firmen produzieren in den USA und sichern dort viele Arbeitsplätze. Das soll den US-Präsidenten beeindrucken. Auch amerikanische Manager werden an den Gesprächen teilnehmen.

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