Treffen in Helsinki:Was Putin und Trump beabsichtigen

Trump-Putin summit in Helsinki

"Ein sehr, sehr guter Anfang für alle": Donald Trump und Wladimir Putin demonstrieren Einigkeit.

(Foto: REUTERS)
  • Donald Trump und Wladimir Putin sprechen beim ersten Gipfel mehr als zwei Stunden miteinander.
  • Danach sind sie erkennbar darum bemüht, der Weltpresse ein gutes Verhältnis vorzuführen.
  • Sie wollen bei Rüstungskontrolle und Cyber-Sicherheit zusammenarbeiten.
  • Eine russische Einmischung in den US-Wahlkampf streiten beide ab.

Von Julian Hans, Helsinki

Russland und die USA wollen einen Neuanfang in ihren Beziehungen versuchen. Beim Gipfeltreffen in der finnischen Hauptstadt sagte der russische Präsident Wladimir Putin: "Es ist unser gemeinsamer Wunsch, die Beziehungen zu verbessern und Vertrauen wieder aufzubauen." US-Präsident Donald Trump ergänzte: "Unsere Beziehungen waren noch nie so schlecht. Aber seit vier Stunden hat sich das geändert." Der US-Präsident lobte die Atmosphäre in Helsinki und meinte, dies sei "ein guter Anfang, ein sehr, sehr guter Anfang für alle" gewesen. Das rund zweistündige Gespräch der beiden, bei dem nur Dolmetscher anwesend waren, dauerte eine halbe Stunde länger als geplant.

In den USA stieß Trump mit seinen Äußerungen beim Gipfel auf scharfe Ablehnung, bei den oppositionellen Demokraten, aber auch bei seinen Republikanern. Trumps Auftritt in Helsinki stelle einen "Tiefpunkt in der Geschichte der amerikanischen Präsidentschaft" dar, sagte der prominente republikanische Senator John McCain. Dabei bezog er sich auf die Äußerungen Trumps über die mutmaßlichen russischen Cyberattacken im US-Wahlkampf. Trump hatte in Helsinki gesagt, er habe keinen Grund zu glauben, dass Russland sich in die Wahl eingemischt habe.

"Der Präsident muss anerkennen, dass Russland nicht unser Verbündeter ist", mahnte der republikanische Vorsitzende des Repräsentantenhauses, Paul Ryan. "Es ist keine Frage, dass Russland in unsere Wahl eingegriffen hat und weiterhin versucht, die Demokratie hier und weltweit zu untergraben." Der Chef der Demokraten im Senat, Chuck Schumer, erklärte, noch nie in der US-Geschichte habe ein Präsident einen "Widersacher" derart unterstützt. Der Nationale Geheimdienstdirektor der USA, Dan Coats, sagte: "Wir sind klar in unserer Einschätzung der russischen Einmischung in den Wahlkampf 2016 gewesen". Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschuss des Senats, Bob Corker, sah Putin gestärkt durch den Gipfel. "Wir tippen, dass er gerade Kaviar isst."

Putin hatte Trump bei der Pressekonferenz gegen Fragen nach einer Einmischung Russlands verteidigt. "Missbrauchen Sie nicht die russisch-amerikanischen Beziehungen in einem innenpolitischen Spiel der USA", sagte er. Erstmals räumte Putin ein, dass er sich einen Sieg Trumps bei der Wahl 2016 gewünscht habe: "Ja, ich wollte, dass er gewinnt. Denn er ist für die Normalisierung der russisch-amerikanischen Beziehungen eingetreten." Wenn die russische Gesellschaft Sympathie gegenüber Trump entwickelt habe, dann, weil dieser für eine Normalisierung der Beziehungen eingetreten sei. Das sei normal. "Jeder hat diese Sympathie auf seine Weise ausgedrückt." Der Kremlchef bot an, US-Sonderermittler Robert Mueller könne die zwölf Mitarbeiter des Geheimdienstes in Russland befragen, denen er Hackerangriffe gegen die US-Demokraten vorwirft - allerdings im Beisein russischer Kollegen. Umgekehrt sollten dann aber auch russische Ermittler Verdächtige in den USA befragen dürfen.

Trump lehnte es ab anzuerkennen, dass es russische Wahlkampfmanipulationen gab. Putin habe alle Vorwürfe "extrem stark und energisch zurückgewiesen. Trump verteidigte die Annäherung an Putin mit den Worten: "Ich gehe lieber ein politisches Risiko ein, um des Friedens willen, als um der Politik willen den Frieden zu gefährden." Die Verantwortung für die schlechten Beziehungen schob er auf seinen Vorgänger. Das solle anders werden. "Wir werden uns sicher öfter treffen."

Die Staatschefs erklärten in Helsinki ihre Absicht, bei der Rüstungskontrolle und der Cyber-Sicherheit zusammenzuarbeiten und die Kontakte der Geheimdienste zu intensivieren. Die beiden größten Nuklearmächte hätten eine besondere Verantwortung für die globale Sicherheit, betonten beide. Russland habe dafür eine Liste mit konkreten Vorschlägen vorgelegt. Putin kündigte zudem an, Russland werde mithelfen, dass Flüchtlinge aus Syrien in ihre Heimat zurückkehren könnten. In Syrien wollen beide Staaten auch dazu beitragen, einen Zusammenstoß syrischer und israelischer Truppen zu verhindern, um die Sicherheit Israels zu gewährleisten. Außerdem soll die Koordination zwischen den Militärstäben Russlands und der USA ausgebaut werden, die in Syrien nach den Worten Trumps bereits gut funktioniert, "besser als die Politik". Zur Ukraine sagte Putin, es sei wichtig, das Abkommen von Minsk umzusetzen. Trump habe ihm zugesagt, in dieser Sache entschiedener auf die ukrainische Führung einzuwirken.

Trump gab seinen Widerstand gegen die Pipeline Nord Stream 2 auf, die russisches Gas durch die Ostsee nach Deutschland leiten soll. Russland und die USA seien Wettbewerber auf dem Energiemarkt, sagte Trump, das sei "als Kompliment gemeint". Vergangene Woche hatte Trump Kanzlerin Merkel vorgeworfen, das Pipeline-Projekt mache Deutschland zu einem "Gefangenen" Moskaus.

Korrektur: In einer früheren Version dieses Artikels haben wir fälschlicherweise geschrieben, dass die Nord-Stream-2-Pipeline über die Nordsee russisches Erdgas nach Deutschland und Westeuropa bringen soll. Es handelt sich hier aber natürlich um die Ostsee.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: