Trauermarsch für Terroropfer von Paris:Sarkozy erntet Spott für Selbstinszenierung

French President Hollande is surrounded by head of states as they attend the solidarity march in the streets of Paris

Wer passt hier nicht hinein? Ex-Staatschef Nicolas Sarkozy (2. v. l.) in der Reihe der amtierenden Staatenlenker.

(Foto: Philippe Wojazer/Reuters)
  • Der französische Ex-Staatsschef Nicolas Sarkozy drängte sich bei den Aufnahmen beim Trauermarsch in Paris in die erste Reihe - und wird dafür im Netz mit spöttischen Fotomontagen bedacht.
  • Doch außerdem wird bekannt: Die symbolträchtigen Aufnahmen der Staatenlenker, die den Zug anführten, sollen gar nicht authentisch sein, sondern in einer Nebengasse inszeniert worden sein.

Dutzende Staats- und Regierungschefs liefen bei dem Trauermarsch zum Gedenken an die Todesopfer in Paris mit - so zeigen es offenbar die Aufnahmen. In der ersten Reihe neben Frankreichs Präsident Hollande zeigten sich europäische Staatslenker wie Kanzlerin Merkel und Italiens Premier Renzi, aber - sehr symbolträchtig - auch Israels Premier Netanjahu und Palästinenser-Präsident Abbas.

Dazwischen fand sich zeitweilig aber auch ein Mann, dessen Auftritt an dieser Stelle vom Protokoll wohl nicht vorgesehen war: Frankreichs früherer Präsident und Politik-Rückkehrer Nicolas Sarkozy. Schon zuvor hatte dieser beim Empfang im Élysée den Platz auf der Treppe neben Hollande auffällig lang nicht geräumt.

Für seinen Ausflug an die Spitze des Zuges erntet der UMP-Chef nun im Internet viel Spott und Hohn. In sozialen Netzwerken tauchen immer mehr Fotomontagen auf, in denen die Omnipräsenz des umtriebigen Ex-Staatschefs auf die Schippe genommen wird. So in einer Variation des Marsches:

Gerne wird sein Abbild aber auch in historische Bilddokumente oder berühmte Filmszenen montiert. So ist Sarkozy beispielsweise Zeuge des Mauerfalls oder erobert mit amerikanischen Truppen im Zweiten Weltkrieg die Philippinen zurück.

Die englischen Royals halten statt Baby George plötzlich Baby Nico im Arm.

Sarkozy überquert mit den Beatles die Abbey Road.

Er radelt den traurigen Außerirdischen E.T. durch die Gegend.

Und auch beim "Titanic"-Untergang mit Leonardo DiCaprio und Kate Winslet schippert er im Hintergrund herum.

Thematisiert wird aber auch, dass der nur etwa 1,65 Meter große Sarkozy gewissermaßen gute Gründe hatte, sich vorzudrängeln. "Ich bin zu klein", lässt ein montierter Nico in diesem Tweet wissen.

Gesammelt werden die Montagen auf dem Tumblr "JeSuisNico".

Bekannt wird derweil aber auch, dass nicht nur Sarkozy ein Gespür für die Macht der Bilder hat, sondern wohl auch die Gesamtheit der Regierenden. So meldet inzwischen unter anderem der britische Independent, dass die Staatenlenker den Trauermarsch gar nicht wirklich angeführt haben. Die symbolträchtigen Aufnahmen wurden demnach in einer Nebenstraße gemacht - und die Akteure eigens dafür aufgestellt.

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