Trauerfeier für Margaret Thatcher:Pompöser Abschied für die "Eiserne Lady"

Fast wie ein Staatsbegräbnis: Tausende Menschen begleiten den Trauerzug für die ehemalige britische Premierministerin Margaret Thatcher durch London. Kritiker sind empört, dass ausgerechnet die schärfste Verfechterin eines schlanken Staats auf Kosten der Steuerzahler mit so viel Aufwand bestattet wird.

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Fast wie ein Staatsbegräbnis: Tausende Menschen begleiten den Trauerzug für die ehemalige britische Premierministerin Margaret Thatcher durch London. Das große Zeremoniell mit militärischen Ehren sorgte im Vorfeld für Kritik.

Eingehüllt in den britischen Union Jack und mit weißen Rosen geschmückt: Der Sarg mit dem Leichnam der "Eisernen Lady", Margaret Thatcher, wird vom Parlamentsgebäude im Regierungsviertel Westminster in einem schwarzen Leichenwagen - vorbei an der Downing Street, dem Amtssitz des Regierungschefs - in die Innenstadt gebracht. Dort wird er auf eine offene Geschützlafette umgeladen.

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"Aber wir haben sie geliebt": Am Rande des Trauerzugs versammeln sich Tausende Menschen. Einige von ihnen halten Banner mit Danksagungen an Thatcher oder mit Bildern der Politikerin hoch. Dabei war sie in ihrer Heimat sehr umstritten.

Thatcher verfolgte eine konsequent liberale Wirtschaftspolitik und trat für einen schlanken Staat ein: Privatisierung von Staatsbetrieben, Sozialkürzungen, Zurückdrängung der damals in Großbritannien sehr mächtigen Gewerkschaften, das war ihr Programm. Später gaben Beobachter dieser Epoche den Namen "Thatcherismus".

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Kritiker sind deshalb empört, dass ausgerechnet die schärfste Verfechterin eines freien Markts ein pompöses Quasi-Staatsbegräbnis auf Kosten der Steuerzahler bekommt. Über die auf bis zu zehn Millionen Pfund (etwa zwölf Millionen Euro) geschätzten Begräbniskosten wird in Großbritannien heftig diskutiert.

Zwar ist Thatchers Beisetzung streng genommen kein Staatsbegräbnis. Eine ähnlich prächtige Trauerfeier wurde allerdings zuletzt dem legendären früheren Premierminister und Nazi-Gegner Winston Churchill zuteil. Erstmals seit dessen Beisetzung im Jahr 1965 wohnt diesmal zudem Königin Elisabeth II. einer solch ehrenhaften Trauerfeier bei. Auch das Schweigegebot für die Glocken des Big Ben galt in dieser Form zuletzt vor 48 Jahren.

Coffin of Former U.K. Prime Minister Thatcher Rests In Westminster Hall

Quelle: Pool via Bloomberg

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Die aufwendigen Feierlichkeiten für die britische Ex-Premierministerin begannen bereits am Dienstag. Der Sarg der "Eisernen Lady" wurde am Dienstagnachmittag für eine feierliche Zeremonie in die St.-Mary-Undercroft-Kapelle des Londoner Westminster-Palasts gebracht. Zu dem Gottesdienst im kleinen Kreis waren etwa 100 Familienmitglieder und Parlamentarier geladen.

Nach dem kurzen Gottesdienst in der gotischen Kapelle sollten alle Parlamentsmitglieder des britischen Ober- und Unterhauses die Möglichkeit bekommen, sich von der früheren Regierungschefin zu verabschieden. Anschließend wachte Pfarrerin Rose Hudson-Wilkin während der Nacht über Thatchers Sarg, bevor am Mittwoch die eigentliche Trauerprozession zur St.-Paul's-Kathedrale begann.

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Dort warteten die Trauernden am Mittwochmorgen in einer langen Schlange auf Einlass. An der anglikanischen Zeremonie nehmen 2000 Gäste aus aller Welt teil, darunter neben Königin Elisabeth II. auch die Familie des früheren südafrikanischen Präsidenten Nelson Mandela.

Die Schauspielerin Shirley Bassey und der bekannte BBC-Fernsehmoderator Jeremy Clarkson haben ihre Teilnahme laut Downing Street bereits zugesagt, dagegen habe der frühere sowjetische Präsident Michail Gorbatschow aus gesundheitlichen Gründen abgesagt.

Nur eine Regierungschefin wurde von Thatchers Familie nicht eingeladen: die argentinische Präsidentin Cristina Fernández de Kirchner. Nach den Regeln des Protokolls wäre es üblich, dass Vertreter aller Staaten eingeladen werden, zu denen Großbritannien gefestigte diplomatische Beziehungen unterhält. Grund für die ausdrückliche Nichteinladung Kirchners ist der Krieg um die vor Argentinien liegenden Falklandinseln während Thatchers Amtszeit und den politischen und diplomatischen Auswirkungen auf die Gegenwart.

The Ceremonial Funeral Of Former British Prime Minister Baroness Thatcher

Quelle: Getty Images

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Dafür sind andere politische Größen wie der frühere US-Außenminister Henry Kissinger bei der Trauerzeremonie anwesend. Außenminister Westerwelle würdigte unmittelbar vor dem feierlichen Abschied das Lebenswerk der früheren britischen Premierministerin.

Sie habe ihr Land nach langer Durststrecke wirtschaftlich wieder auf die Beine gebracht und damit auch dafür gesorgt, dass Großbritannien außenpolitisch wieder erfolgreich sein konnte, sagte Westerwelle. "Der Wille Margaret Thatchers und ihr Glaube an die Kraft des Individuums waren die Grundlage für Großbritanniens Comeback in Europa und in der Welt", sagte Westerwelle.

Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte sich schon zuvor in das Kondolenzbuch für Margaret Thatcher eingetragen. Sie würdigte die frühere britische Premierministerin als eine der großen politischen Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts.

The Ceremonial Funeral Of Former British Prime Minister Baroness Thatcher

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Auf der 1,9 Kilometer langen Prozessionsstrecke zur St.-Paul's-Kathedrale erwiesen Thatcher auch 700 Soldaten aus Zeiten des Falkland-Kriegs, einem der prägendsten Ereignisse ihrer Amtszeit, die letzte Ehre. Mehrere Militärmusikkorps spielten Trauermärsche von Chopin, Beethoven und Mendelssohn. Während der Prozession donnerten 19 Kanonenschüsse in den Himmel über London.

The Ceremonial Funeral Of Former British Prime Minister Baroness Thatcher

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Man solle Thatcher als Mensch, nicht als Politikerin gedenken: Das forderte der Bischof von London, Richard Chartres, in seiner Trauerrede. Nach ihrem Tod war nicht nur über die Kosten des Begräbnis diskutiert worden, im Parlament war auch eine Debatte um den politischen Kurs der ehemaligen Premierministerin entbrannt. "Hier und heute" sei laut Chartres für derlei Auseinandersetzungen aber "weder die richtige Zeit noch der richtige Ort".

Nach der Zeremonie, bei der der derzeitige Premierminister David Cameron und Thatchers Enkelin Amanda Bibelverse vortrugen, sollte die Leiche Thatchers im Familienkreis eingeäschert werden.

© Süddeutsche.de/AFP/dpa/vks/leja
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