Tornado-Einsatz in Afghanistan:"Diese Mission ist keine Kaffeefahrt"

Der Plan zur Entsendung der Bundeswehr-Jets, den Verteidigungsminister Jung heute seinen Nato-Kollegen vorstellen wird, löst in Deutschland eine Debatte aus: Wie hoch ist das Risiko für deutsche Piloten?

Nach dem Votum des Bundeskabinetts für den Einsatz von Tornado-Aufklärungsflugzeugen in Afghanistan wird zunehmend über die Risiken für die deutschen Piloten diskutiert.

Tornado-Aufklärer

Tornado-Aufklärer "Recce"

(Foto: SZ-Grafik)

Der Wehrbeauftragte des Bundestages, Reinhold Robbe, sagte der Neuen Osnabrücker Zeitung: "Auch diese Mission ist - ebenso wie andere - keine Kaffeefahrt."

Das sei den betroffenen Soldaten bewusst, die nach seinen Erkenntnissen "fachlich und mental hervorragend vorbereitet" seien.

Robbe forderte, das Mandat der Tornados exakt zu beschreiben. "Die Aufgaben der Tornado-Besatzungen beziehen sich auf reine Luftaufklärung.

Es geht nicht um die direkte Beteiligung der Aufklärungsflugzeuge an Kampfhandlungen, auch wenn das manchmal behauptet wird."

SPD-Fraktionschef Peter Struck hatte dagegen zuvor von einem "Kampfeinsatz" gesprochen.

Die Bundesregierung hatte am Mittwoch die umstrittene Entsendung von sechs Tornado-Aufklärungsflugzeugen zur Unterstützung der Nato in umkämpften Regionen Afghanistans beschlossen. Die Jets sollen nach der Entscheidung von Mitte April an einsatzbereit sein und anderen Nato-Truppen Bilder für Angriffe auf Taliban-Stellungen liefern.

Gertz: Risiko kalkulierbar

Selbst sollen sie keine Luftangriffe fliegen. Die endgültige Entscheidung wird allerdings der Bundestag im März treffen. Nato- Generalsekretär Jaap de Hoop Scheffer sagte der Berliner Zeitung: "Wenn der Bundestag dieser Entsendung zustimmt, werden wir über eine wichtige Luftaufklärungskapazität verfügen, um unsere Mission durchzuführen."

Nach den Worten des Vorsitzenden des Bundeswehrverbandes, Bernhard Gertz, ist das Risiko eines Einsatzes deutscher Tornado-Aufklärer in Afghanistan kalkulierbar. Relativ groß sei insbesondere die Gefahr bei Starts und Landungen, von Flugabwehrraketen der Taliban-Kämpfer getroffen zu werden, sagte Gertz der Mittelbayerischen Zeitung.

Allerdings würden die Tornados im relativ sicheren Masar-i-Sharif stationiert. Gertz hält den Einsatz für sinnvoll. Die deutschen Aufklärer könnten dazu beitragen, unschuldige Zivilisten von terroristischen Kämpfern zu unterscheiden. Der Verbandschef rechnet jedoch nicht damit, dass der Einsatz bereits im Oktober wieder enden wird. Bis dahin ist das ISAF-Mandat derzeit befristet. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Tornados am 14. Oktober nach Hause fliegen müssen", sagte Gertz.

Der Verteidigungsexperte der Linksfraktion im Bundestag, Gert Winkelmeier, warnte davor, in Kämpfe im Süden des Landes hineingezogen zu werden. Sein Fraktionskollege Norman Paech nannte den Einsatz "rechtswidrig".

Der stellvertretende Grünen-Fraktionsvorsitzende Jürgen Trittin forderte die Bundesregierung auf, zu belegen, dass es tatsächlich einen Bedarf für die Tornados gebe. Bisher sei das Mandat "noch nicht zustimmungsfähig", sagte er der Berliner Zeitung. Der Vorsitzende des Haushaltsausschusses des Bundestages, Otto Fricke (FDP), forderte in der "Netzeitung" eine vernünftige Kostenkalkulation für den Einsatz. Der Bundestag werde keinen "ungedeckten Scheck" ausstellen.

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