Tödlicher Zwischenfall in Afghanistan:Missachtung der Regeln?

Im Fall der in Nordafghanistan erschossenen drei Zivilisten sollen Bundeswehrsoldaten die geltenden Einsatzrichtlinien überschritten haben.

Die Financial Times Deutschland berichtet, ausschließlich deutsche Soldaten hätten am Donnerstagabend an der Straßensperre auf das betroffene Fahrzeug geschossen. Es gebe jedoch Regeln, nach denen lediglich die afghanischen Polizeikräfte Fahrzeuge kontrollieren und eventuell das Feuer eröffnen dürften, berichtet die Zeitung weiter.

Tödlicher Zwischenfall in Afghanistan: Bundeswehrsoldat in Afghanistan

Bundeswehrsoldat in Afghanistan

(Foto: Foto: AP)

Die Einsatzregeln der Bundeswehr verböten den Soldaten selbst in Notsituationen, nach dem Abbruch eines Angriffs auf Flüchtende zu schießen, schrieb das Blatt weiter. Außerdem sollen flüchtende Fahrzeuge mit Schüssen auf die Reifen oder in den Kofferraum gestoppt werden, weil sie keine unmittelbare Bedrohung mehr darstellen. Die Schüsse an der Straßensperre bei Kundus am Donnerstagabend seien jedoch durch die Fenster des Autos gegangen.

Nach Bundeswehrangaben waren an der Sperre zunächst zwei Fahrzeuge gestoppt worden. Als einer der Wagen plötzlich wieder anfuhr, schossen Sicherungskräfte auf das Auto. Eine Frau und zwei Kinder wurden getötet, zwei weitere wurden verletzt.

Trauerfeier für toten Soldaten

Der Parlamentarische Staatssekretär im Verteidigungsministerium, Christian Schmidt (CSU), sagte der Passauer Neuen Presse: "Ich gehe davon aus, dass sich unsere Soldaten entsprechend ihrem Auftrag verhalten haben. Man kann von keinem Soldaten verlangen, dass er in einer für ihn unüberschaubaren lebensbedrohenden Situation nicht reagiert." Es werde in alle Richtungen ermittelt.

Schmidt wies Forderungen nach einem schnellen Abzug der Bundeswehr aus Afghanistan zurück. "Wenn bei jedem tödlichen Vorfall der Abzug der Truppen gefordert wird, schwächt das die Position der Nato und der Soldaten vor Ort", sagte Schmidt. Ein Abzug der Truppe wäre verantwortungslos. "Wer das will, fällt nicht nur den deutschen Soldaten in den Rücken, er schadet auch dem afghanischen Volk", sagte Schmidt.

Für den in der vergangenen Woche in Afghanistan getöteten Bundeswehrsoldaten findet an diesem Montag im pfälzischen Zweibrücken eine Trauerfeier statt. An dem Gottesdienst in der Heilig-Kreuz-Kirche nimmt neben Bundesverteidigungsminister Franz-Josef Jung auch der Generalinspekteur der Bundeswehr, Wolfgang Schneiderhahn, teil.

Der 29-jährige Hauptfeldwebel war am vergangenen Mittwoch bei Kundus in eine Sprengfalle geraten und getötet worden. Der Soldat war Angehöriger der in Zweibrücken stationierten Fallschirmjägerbrigade 263.

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