Tod des Anwalts Magnitski:Russische Justiz stellt Ermittlungen ein

Keine Spuren von Folter oder physischer Gewalt - so erklärt Russlands Justiz, dass sie die Untersuchung zum Tod des Juristen Sergej Magnitski einstellt. Der war 2009 in Untersuchungshaft gestorben. Ein Anwalt der Familie will die Entscheidung anfechten.

Die russische Justiz hat ihre Ermittlungen zum Tod des in Haft verstorbenen Anwalts Sergej Magnitski eingestellt. Es gebe keinerlei Beweise dafür, dass ein Verbrechen vorliege, teilte das russische Ermittlungskomitee am Dienstag mit. Bei dem Juristen seien weder Spuren von Folter noch anderer physischer Gewalt gefunden worden.

Menschenrechtler, frühere Kollegen sowie Angehörige Magnitskis werfen den Behörden vor, den 37-Jährigen 2009 in Haft zu Tode gefoltert zu haben. Ein Anwalt seiner Mutter kündigte an, die Entscheidung der russischen Justiz anzufechten.

Magnitski hatte in Russland für die US-Anwaltsfirma Firestone Duncan gearbeitet und den westlichen Investmentfonds Hermitage Capital beraten. Der Jurist hatte Offiziere des Innenministeriums beschuldigt, den Staat um mehr als 200 Millionen US-Dollar geprellt zu haben. Er war daraufhin festgenommen worden und starb im Untersuchungsgefängnis. Nach offiziellen Angaben erlag der an Diabetes und Hepatitis erkrankte Magnitski einer Herzschwäche und einem Blutgerinnsel.

Der einzige wegen Magnitskis Tod angeklagte Beamte, der damalige Vize-Direktor des Gefängnisses, Dmitrij Kratow, wurde Ende Dezember von einem Gericht in Moskau freigesprochen.

Die USA haben gegen Funktionäre, die gegen Magnitski vorgegangen waren, Sanktionen wie Einreiseverbote und Kontosperren verhängt. Das russische Parlament beschloss als Reaktion darauf ein Gesetz zum Verbot von Adoptionen russischer Kinder durch US-Bürger. Die Beziehungen der beiden Länder erreichten in der 13-jährigen Amtszeit von Russlands Staatschef Wladimir Putin einen Tiefpunkt.

Gegen Magnitski läuft derzeit ein posthumes Gerichtsverfahren wegen mutmaßlicher Steuerhinterziehung. Der nächste Prozesstag ist für Freitag angesetzt.

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