Tibet, China und Olympia:Dalai Lama für friedliche Proteste

Der Dalai Lama hat erneut die Legitimität von anti-chinesischen Demonstrationen am Rande des olympischen Fackellaufs betont. In Oman, wo die olympische Flamme am Morgen eintraf, wird jedoch kaum mit Protesten gerechnet.

Der Dalai Lama hat sich erneut für friedliche Proteste am Rande des olympischen Fackellaufs ausgesprochen. Das geistliche Oberhaupt der Tibeter sagte am Sonntag vor Journalisten in Seattle im US-Bundesstaat Washington, diese Form des Protests müsse erlaubt sein.

Ali bin Massud bin Ali el Sunaidi, Liu Ging Min, afp

Omans Sportminister Ali bin Massud bin Ali el Sunaidi (l) und Liu Ging Min vom IOC halten die Laterne, mit der die olympischen Flamme nach Oman geflogen wurde.

(Foto: Foto: afp)

Die olympische Fackel ist derweil am Montag im Sultanat Oman eingetroffen. Omans Sportminister Ali bin Massud bin Ali el Sunaidi nahm die olympische Flamme in der Hauptstadt Maskat gegen 5.30 Uhr Ortszeit in Empfang, wie das Nationale Olympische Komitee mitteilte.

In Maskat, wo Demonstrationen ohnehin selten sind, wurden keine nennenswerten Störungen durch anti-chinesische Proteste erwartet. Zum Schutz der Fackel und der Athleten sollten nach Angaben des Nationalen Olympischen Komitees jedoch Polizeibeamte eingesetzt werden. Der 20 Kilometer lange Fackellauf, an dem etwa 80 Athleten teilnehmen, sollte wegen hoher Tagestemperaturen von bis zu 40 Grad am Abend stattfinden.

Der Dalai Lama wiederholte in Seattle seine Drohung, dass er als politischer Führer zurücktreten würde, falls die Lage in Tibet außer Kontrolle geraten sollte, berichtete die Seattle Times.

Deutsche gegen Olympia-Boykott

Nach den Worten des 72-Jährigen, der sich im Rahmen einer mehrtägigen Konferenz in Seattle aufhält, gibt es private Gespräche seiner Vertreter mit den Chinesen. Er selbst habe keine direkten Kontakte. Der Dalai Lama betonte in Bezug auf Tibet: "Früher oder später muss die Kommunistische Partei Chinas die Realität anerkennen und gemäss der Realität handeln".

Er unterstütze das chinesische Bestreben Supermacht zu werden. Jedoch fehle China ein wichtiges Element dazu. China sei groß genug dafür, habe auch die entsprechende militärische und wirtschaftliche Macht. Peking fehle aber die "moralische Autorität". Um eine wichtigere Rolle weltweit zu spielen, "ist moralische Autorität sehr nötig", sagte der Dalai Lama.

In Seattle erneuerte der Dalai Lama auch seine Unterstützung für Peking als Austragungsort der Olympischen Spiele. Jedoch müsse es den Staats- und Regierungschefs überlassen werden, ob sie die Eröffnungsfeierlichkeiten boykottieren wollten oder nicht.

Die deutsche Bevölkerung ist mehrheitlich gegen einen Boykott der Olympischen Spiele. Das ist das Ergebnis einer vorab veröffentlichten Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Ipsos im Auftrag der Financial Times Deutschland. Etwa 62 Prozent der Befragten sprachen sich dagegen aus, dass die deutschen Sportler und Repräsentanten dem Sportereignis fernbleiben, nur etwas mehr als ein Viertel (27 Prozent) ist für einen Boykott.

Die überraschend hohe Ablehnung wird von 43 Prozent der Befragten damit begründet, dass dies jetzt oder in der Zukunft negative Auswirkungen für Deutschland und seine Wirtschaft haben könnte. Fast ein Viertel der Befragten hat allerdings angekündigt, sich aufgrund der Vorkommnisse in Tibet die Fernsehübertragungen nicht wie gewohnt ansehen zu wollen.

Waffenfund in tibetischem Tempel

Unterdessen haben chinesische Sicherheitskräfte einem Medienbericht zufolge im Südwesten des Landes Waffen in einem tibetischen Tempel gefunden. Die 30 halbautomatischen Schusswaffen seien in einem Kloster im Bezirk Aba in Sichuan entdeckt worden, sagte ein Polizist am Montag im staatlichen Fernsehen.

Demnach bekamen die Sicherheitskräfte einen Hinweis aus der Bevölkerung. Die Waffen seien bereits im vergangenen Monat gefunden worden. Einem örtlichen Regierungsvertreter zufolge wurden die Schusswaffen umgebaut, um die Verwendung von Munition zu ermöglichen, die von der Armee herausgegeben wird.

Aba war in den vergangenen Wochen mehrfach Schauplatz heftiger Auseinandersetzungen zwischen der Polizei und tibetischen Demonstranten gewesen. Die Menschen protestierten gegen die chinesische Herrschaft und forderten die Rückkehr ihres geistlichen Oberhaupts, des Dalai Lama.

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