Thailand:Explosion und Tote in Bangkok

Thailand: Augenzeugen beschreiben chaotische Szenen mit Feuer, Rauch und vielen Opfern, die teils reglos am Boden lagen.

Augenzeugen beschreiben chaotische Szenen mit Feuer, Rauch und vielen Opfern, die teils reglos am Boden lagen.

(Foto: AP)

Bei einer Detonation in einem Touristenviertel der Hauptstadt sterben zahlreiche Menschen. Die Hintergründe sind bislang noch unklar.

Von Arne Perras, Singapur

Bei einer schweren Bombenexplosion im Zentrum der thailändischen Hauptstadt Bangkok sind mindestens 19 Menschen ums Leben gekommen, unter ihnen offenbar auch mehrere Ausländer. Etwa 120 Personen wurden verletzt. Die Detonation ereignete sich am Abend im belebten Viertel Chidlom, nahe des viel besuchten Erawan-Schreins, der täglich Massen von Touristen und Thailänder anzieht, die dort für ihr Glück beten. Unter den Verletzten seien viele Besucher aus China und Taiwan, hieß es in den lokalen Medien. Die deutsche Botschaft in Bangkok bemühte sich am Montagabend zu klären, ob Deutsche unter den Opfern sind. Thailands Verteidigungsminister Prawit Wongsuwong sagte, die Täter wollten Wirtschaft und Tourismus zerstören. Sie hätten auf Ausländer gezielt. "Es war eine TNT-Bombe", sagte der Minister. Zu dem Anschlag im Herzen der südostasiatischen Metropole bekannte sich zunächst niemand. Die Polizei fand zwei weitere Sprengsätze, deren Detonation sie verhindern konnte. Zeugen beschrieben chaotische Szenen zwischen Feuer, Rauch und Qualm, teils schwer verbrannte Opfer lagen am Boden. Viele Menschen flohen panisch vom Ort des Schreckens, vorbei an verbrannten Motorrädern, die die Wucht der Detonation herumwirbelte. Die Massen blockierten den Zugang für die heraneilenden Rettungskräfte, die versuchten, schwer Verletze zu versorgen. Die Bombe war der Polizei zufolge an einem Motorrad befestigt, das am Eingang des Schreins stand. Sie riss einen riesigen Krater in die Erde. Bangkoks Zentrum wird von Sicherheitskräften besonders streng überwacht, seitdem das Militär die Herrschaft übernahm und Proteste und Anschläge von politischen Gegnern fürchtet. Viele Straßen sind videoüberwacht.

Es waren Bilder großer Zerstörung, wie sie Bangkok bislang kaum erlebt hat. Die Regierung forderte die Bevölkerung auf, Ruhe zu bewahren und nicht in Panik zu verfallen. Über mögliche politische Hintergründe der Explosion oder Drahtzieher wurde zunächst nichts bekannt. Im Süden Thailands tobt, weitgehend unbemerkt von der Welt, ein brutaler Krieg zwischen muslimischen Separatisten und dem Militär. In diesem Konflikt kam es immer wieder zu Anschlägen und Überfällen auf Sicherheitskräfte, die im Süden als Besatzer betrachtet werden. Bei den Auseinandersetzungen starben bislang mehr als 5000 Menschen, doch nie zündeten diese aufständischen Kräfte in all den Jahren eine große Bombe in der Hauptstadt. Bis zum Abend gab es in Bangkok auch keinen Hinweis, dass Separatisten etwas mit der Explosion zu tun haben.

Von Brahma, dem Gott des Schreins, erbitten die Menschen Glück

Seit dem Putsch des Militärs im Mai 2014, der monatelange Demonstrationen zwischen zwei verfeindeten politischen Lagern in Thailand beendete, kam es allerdings zu zwei kleineren Detonationen, die zwei Menschen leicht verletzten, eine Tat, die manche als Widerstand gegen die Herrschaft der Armee deuteten. General Prayut Chanocha führt als Premier das Land mit harter Hand, er begründet seine Herrschaft mit der Notwendigkeit, Thailands Einheit zu wahren und das Königtum zu schützen. Der südostasiatische Staat steckt in einer tiefen Krise, weil die konservativen Eliten durch die Emanzipation der ländlichen Schichten um ihre Privilegien und ihren Einfluss fürchten. Die Armee sieht sich in der Rolle des Hüters der Nation, um eine Spaltung zu verhindern. Es verspricht, eine neue Verfassung auf den Weg zu bringen und dann auch Neuwahlen zu ermöglichen. Eine Rückkehr zur Demokratie liegt aber noch immer in weiter Ferne, Militärgerichte nutzen scharfe Gesetze zur Majestätsbeleidigung, um Kritiker einzuschüchtern, während der 87-jährige König Bhumibol, den die Thailänder teils wie einen Gott verehren, kaum noch in der Öffentlichkeit zu sehen ist. Der Erawan-Schrein, der in unmittelbarer Nähe eines Hotels in den 50er-Jahren er-richtet wurde, machte schon 2006 Schlagzeilen, als ein offenkundig geisteskranker Mann die Statue des hinduistischen Gottes Brahma zerstörte und kurz darauf von aufgebrachten Gläubigen erschlagen wurde. Von Gott Brahma erbitten sich die Menschen Liebe oder Geld, Gesundheit oder Erleuchtung, niemand ahnte, dass dieser Ort zu einer tödlichen Falle werden könnte.

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