Terrorvorwürfe:Britische Journalisten in der Türkei verhaftet

  • Zwei britische Journalisten sitzen in türkischer Haft. Der Vorwurf: Unterstützung einer terroristischen Organisation.
  • Sie wurden während einer Reportage im Bezirk Baglar festgenommen, wo Kurden und türkische Sicherheitskräfte oft aneinandergeraten.
  • Die Vorwürfe gegen sie seien "haltlos und alarmierend falsch", sagt ihr Redaktionsleiter Kevin Sutcliffe.

"Haltlose und alarmierend falsche" Vorwürfe

Zwei britische Journalisten und ihr Assistent sind nach ihrer Festnahme im vornehmlich von Kurden bewohnten Südosten der Türkei der Unterstützung einer terroristischen Organisation beschuldigt worden. Ein Gericht in der Stadt Diyarbakir entschied nach Angaben eines Gerichtsbeamten ferner, dass die drei bis zu ihrem Prozess in Haft bleiben müssen. Der Arbeitgeber der Journalisten, die in New York ansässige Mediengruppe Vice News, kritisierte die Festnahmen und forderte ihre sofortige Freilassung.

Die Männer waren am Donnerstag während einer Reportage in Diyarbakir im Bezirk Baglar festgenommen worden, wo kurdische Jugendliche oft mit Sicherheitskräften aneinandergeraten. Offen blieb, welcher terroristischen Vereinigung die Männer geholfen haben sollen. Die Vorwürfe gegen sie seien "haltlos und alarmierend falsch", sagte der für Europa zuständige Redaktionsleiter Kevin Sutcliffe in einer Erklärung. Ihre Festnahme sei ein Versuch der türkischen Regierung, "unsere Reporter, die aus der Region wichtige Berichte geliefert haben, zum Schweigen zu bringen".

Bei dem neu aufgeflammten Konflikt zwischen der türkischen Regierung und den ethnischen Kurden im Südosten der Türkei sind seit Juli rund 60 Soldaten, Polizisten und Dorfwachen ums Leben gekommen. Etwa 90 Angehörige der in der Türkei verbotenen Kurdischen Arbeiterpartei PKK starben bei Zusammenstößen mit den Sicherheitskräften der Regierung, wie staatliche Medien berichteten. Die Kämpfe haben einen zweieinhalb Jahre alten Friedensprozess zunichte gemacht.

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Razzia in türkischem Medienkonzern

In einem anderen Fall durchsuchte die türkische Polizei die Zentrale eines regierungskritischen Medienkonzerns. Die Aktion gegen die Koza-Ipek-Holding sei ein Versuch, die Presse zum Schweigen zu bringen, erklärte Erhan Basyurt, Chefredakteur der zum Konzern gehörenden Zeitung Bugün, auf Twitter. Auch Privatwohnungen der Inhaberfamilie sowie eine zum Konzern gehörende Universität wurden durchsucht. Gründe wurden zunächst nicht mitgeteilt. Bugün berichtete in seiner Dienstagsausgabe über angebliche Waffenlieferungen aus der Türkei an die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat in Syrien.

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