Terrorverdacht in Hessen:Hobby-Fahrer starten trotz Absage auf Radrennstrecke

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Hobby-Fahrer wollen ein Zeichen setzen - und fahren trotz Bombenfund auf der Strecke in Frankfurt. (Foto: dpa)
  • Der Radklassiker "Rund um den Finanzplatz Eschborn-Frankfurt" wurde wegen eines Bombenfunds abgesagt. Doch Hobbyradler sind am Freitag dennoch auf der Strecke gestartet.
  • Die Polizei verstärkte ihre Präsenz vor Ort. Das Ehepaar, das verdächtigt wird, einen Terroranschlag geplant zu haben, sitzt zwar in Untersuchungshaft. Noch ist aber unklar, ob das Paar Komplizen hat.
  • Hessens Innenminister Peter Beuth (CDU) spricht von einem salafistischen Hintergrund der Verdächtigen.

Die Hobby-Fahrer fahren morgens trotzdem

Trotz der Absage des Radklassikers "Rund um den Finanzplatz Eschborn-Frankfurt" für Profis drehen etliche Hobby-Fahrer auf dem Parcours ihre Runden.

Veranstaltungschef Bernd Moos-Achenbach gab am Morgen des Maifeiertags in Eschborn den Startschuss für das "Jedermann"-Rennen. Die Teilnehmer wollen damit auch ein Zeichen gegen Gewalt und Terror setzen.

Nach einem Bombenfund im Haus eines Ehepaars in Oberursel war die 54. Auflage des Traditionsrennens (früher bekannt unter dem Namen "Rund um den Henninger Turm") am Donnerstagabend wegen Gefährdung der Bevölkerung vom hessischen Landeskriminalamt abgesagt worden.

Zuvor hatte die Polizei mitgeteilt, dass sie trotz der offiziellen Absage des Rennens an der Strecke präsent sein werde. Zwar sitzt das verdächtigte Paar aus Oberursel in Untersuchungshaft. Es ist zunächst aber unklar, ob es Komplizen hat.

Das Ehepaar wohnt in Oberursel, in unmittelbarer Nähe der Radstrecke. Im Keller des 35 Jahre alten Mannes und seiner 34 Jahre alten Frau hatten die Ermittler in der Nacht zum Donnerstag eine funktionsfähige Rohrbombe, 100 Schuss scharfe Munition, Teile eines Sturmgewehrs G3 und eine Übungsgranate für eine Panzerfaust sichergestellt.

Zutaten für einen hochexplosiven Sprengstoff

Das Material sei geeignet, eine Vielzahl von Menschen zu töten oder zumindest schwer zu verletzen, sagte die Präsidentin des hessischen Landeskriminalamts, Sabine Thurau.

Das Paar soll Ende März in einem Frankfurter Baumarkt eine größere Menge Wasserstoffperoxid unter falschem Namen gekauft haben. Der Baumarkt informierte die Polizei. Der Kauf der Chemikalie in größeren Mengen ist meldepflichtig.

Neben drei Litern Wasserstoffperoxid wurde im Keller der Beschuldigten auch Aceton sichergestellt. In Mischung mit Salzsäure entsteht daraus hochexplosiver Sprengstoff.

Nach Angaben der Staatsanwaltschaft unterhielt der beschuldigte Mann Verbindungen zur Extremisten-Szene im Rhein-Main-Gebiet.

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Von Jannis Brühl

Verdächtiger auch wegen anderer Delikte polizeibekannt

Hessens Innenminister Peter Beuth (CDU) sprach von einem salafistischen Hintergrund der Verdächtigen. Der Mann soll der Staatsanwaltschaft zufolge vor Jahren Verbindung zur islamistischen Sauerland-Gruppe gehabt haben.

Vier Mitglieder der Sauerland-Gruppe waren 2012 wegen der Planung von Terroranschlägen verurteilt worden. Der Mann war der Polizei auch wegen anderer Delikte wie Körperverletzung, Einbruch und Nötigung bekannt.

Gegen das Paar, das türkische Wurzeln hat, erließ ein Richter am Donnerstagabend Haftbefehl. Der Grund: Verdacht auf Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat.

Hundertschaften der Polizei durchkämmten Wald an der Strecke

Der Mann sei in den vergangenen Tagen auf Parkplätzen und im Wald entlang der Rennstrecke von Oberursel auf den Feldberg beobachtet worden. Zwar sei ein geplantes Anschlagsziel nicht bekannt, es habe aber deutliche Überschneidungen von Streckenverlauf und Bewegungsprofil der Beschudligten gegeben. Mehrere Hundert Polizisten hatten am Donnerstag den Wald an der Strecke durchkämmt, aber zunächst nichts gefunden.

Sportveranstaltungen gelten als mögliches Ziel für Terroristen. Beim Marathon in Boston (USA) 2013 töteten zwei Islamisten drei Menschen mit Sprengsätzen und verletzten fast 250.

In Deutschland sind wegen befürchteter Terrorgefahr bereits mehrfach Veranstaltungen abgesagt worden, etwa im Januar in Dresden Demonstrationen von Anhängern und Gegnern der Pegida-Bewegung und im Februar der Karnevalsumzug in Braunschweig.

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