Terrornetzwerk:Al-Qaida dementiert Tod von Dschihadistenführer Belmokhtar

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Ist er doch noch am Leben? Mokhtar Belmokhtar auf einem Archivbild

(Foto: AFP)
  • Mehrere Terrorgruppen dementieren den Tod des algerischen Dschihadistenführers Mokhtar Belmokhtar.
  • Die libysche Regierung hatte am Sonntag erklärt, der nordafrikanische Topterrorist sei bei einem US-Angriff getötet worden. Die USA bestätigten den Angriff, nicht aber den Tod Belmokhtars.
  • "Der Einäugige", wie Belmokhtar genannt wird, wurde schon mehrfach für tot erklärt.

Al-Qaida dementiert Tod von Terrorchef Belmokhtar

Ist er doch noch am Leben? Schon mehrfach wurde der Tod von Mokhtar Belmokhtar vermeldet - zuletzt vergangenen Sonntag - und jedes Mal tauchte der 43-Jährige wieder auf. Nicht umsonst gilt Belmokhtar, einer der meist gesuchten Terroristen Nordafrikas, bekannt unter den Namen "der Einäugige", "der Prinz", "der Unergreifbare" oder "Mister Marlboro", als Mann mit den sieben Leben.

Das Terrornetzwerk al-Qaida im Islamischen Maghreb (Aqmi) hat Meldungen über den Tod des algerischen Dschihadistenführers jedenfalls dementiert. Er sei noch am Leben und es gehe ihm gut, erklärte die Extremistengruppe in einer in der Nacht zum Freitag auf islamistischen Internetseiten veröffentlichten Mitteilung. Das eigentliche Ziel eines US-Luftangriffs seien libysche Kämpfer gewesen.

Belmokhtar war früher Anführer von Aqmi. Die Gruppe al-Mourabitoun, deren Anführer Belmokhtar ist, hatte den Tod ihres Chefs am Donnerstag ebenfalls dementiert, wie die mauretanische Nachrichtenagentur al-Akhbar berichtete. Auch die libysche Dschihadistengruppe Ansar al-Scharia wies die Nachricht vom Tod Belmokhtars zurück.

Belmokhtar war Ziel eines US-Angriffs

Die international anerkannte libysche Regierung hatte am Sonntag Belmokhtars Tod verkündet. Er sei bei einem US-Einsatz in der Nacht im Osten des Landes getötet worden. Das US-Verteidigungsministerium erklärte lediglich, der Extremist sei "Ziel" eines Angriffs gewesen und bestätigte dessen Tod nicht.

Der Luftangriff war der erste amerikanische Militäreinsatz in Libyen seit Muammar al-Gaddafis Sturz. Er fällt in eine Zeit, in der die Miliz Islamischer Staat (IS) ihre Präsenz in dem Land ausweitet, das seit vier Jahren in Anarchie und Bürgerkrieg versinkt. Die US-Webseite Daily Beast meldet, Belmokhtar habe sich mit einer "20-köpfigen Gruppe" hoher al-Qaida-Kämpfer und IS-Mitgliedern getroffen, als die Bomben fielen.

Frankreichs Verteidigungsminister Jean-Yves Le Drian sagte dem französischen Sender BFMTV am Donnerstag, es sei "wahrscheinlich", das Belmokhtar bei dem Angriff getötet worden sei. Der Luftangriff habe einem Ort gegolten, an dem sich der Dschihadist aufgehalten haben soll. Dennoch könne der Tod Belmokhtars nicht offiziell bestätigt werden.

Radikalisiert beim "Vater des Dschihad"

Mokhtar Belmokhtar wurde 1972 im algerischen Ghardaia geboren. Radikalisiert haben soll ihn der Tod von Abdullah Azzam in Pakistan 1989, "Vater des Dschihad" und Mentor Osama Bin Ladens. Mit 19 schloss er sich den Mudschaheddin in Afghanistan an und verlor bei Kämpfen am Hindukusch ein Auge. 1993 kehrte Belmokhtar gut ausgebildet in den algerischen Bürgerkrieg zurück. Er kämpfte erst in der Salafistischen Gruppe für Predigt und Kampf (GSPC), aus der die Aqmi hervorging, und formte später eine eigene Organisation namens "Die mit dem Blut unterzeichnen", die zwischen Südalgerien, Mali, Tschad und Mauretanien operierte.

Belmokhtar war für die Geiselnahme auf dem algerischen Gasfeld Ain Amenas 2013 verantwortlich, bei der mindestens 38 Menschen starben, darunter drei Amerikaner. Die mediale Aufmerksamkeit, die er damals erhielt, soll ihm gefallen haben. Für al-Qaida war er "ein mühsamer Mitarbeiter", schreibt die Journalistin Rukmini Callimachi, früher Büroleiterin der Agentur AP in Westafrika: unkontrollierbar und getrieben von seinem "angeschlagenen Ego". Belmokhtar finanzierte sich und seine Truppe hauptsächlich mit Lösegeld. Er war auf Entführungen spezialisiert, knöpfte Afrikanern, die ans Mittelmeer wollten, ihr letztes Geld ab, schmuggelte Kokain, Waffen, Zigaretten. Robert R. Fowler, ein kanadischer Diplomat, den Belmokhtar 2008 entführte, beschreibt ihn in der New York Times als "schlank, sehr ernst und souverän".

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