Terrorismus:Bundesgerichtshof entscheidet über Haft für Verdächtige

Einen Tag nach Vereitelung eines geplanten Attentats auf den irakischen Premier Allawi in Deutschland werden die drei Iraker heute dem Richter vorgeführt. Inzwischen sickerten nähere Informationen über die bisherigen Ermittlungen durch.

Ob gegen die festgenommenen Männer Haftbefehl erlassen wird, soll am Nachmittag in Karlsruhe bekannt gegeben werden.

Nach Ansicht von Generalbundesanwalt Kay Nehm gehören die drei Iraker der islamistischen Terrorgruppe Ansar el Islam an.

Eine Telefonüberwachung in Stuttgart hatte die Ermittler auf die heiße Spur geführt. Spezialeinheiten der Polizei durchsuchten am Freitagmorgen neun Wohnungen und Betriebsgebäude in Stuttgart, Berlin und Augsburg und beschlagnahmten Beweismaterial.

Die festgenommenen Iraker haben offenbar die geplante Route des irakischen Ministerpräsidenten beim Staatsbesuch in Berlin ausgekundschaftet.

Die Polizei habe den in Berlin-Neukölln lebenden Tatverdächtigen observiert, als dieser bestimmte Besuchsstationen Ijad Allawis in Berlin ausspähte. Dabei sei der Mann auch in der Nähe des Kanzleramtes beobachtet worden.

Verdächtiger schon 2003 im Visier der Fahnder

Nach Focus-Informationen steht der in Stuttgart festgenommene Verdächtige offenbar in Kontakt mit dem bereits vor über einem Jahr in Italien verhafteten mutmaßlichen Ansar-al-Islam-Mitglied Mohamed Tahir Hamid.

Hamid, der nach eigenen Angaben Rekruten für Selbstmordattentate im Irak geworben hatte, nannte den Verdächtigen in einem abgehörten Telefonat als Adressaten eines Geldtransfers.

Gegen einen der drei terrorverdächtigen Iraker, die einen Anschlag auf den irakischen Übergangspräsidenten Ijad Allawi in Berlin geplant haben sollen, wird laut Spiegel bereits seit 2003 ermittelt. Das Landeskriminalamt in Stuttgart verdächtige den 31-Jährigen unter anderem der Schleusung.

Brisante persönliche Kontakte

Er soll auch der Kopf der Ansar-el-Islam-Organisation in Baden-Württemberg sein. Nach Erkenntnissen der Fahnder soll der Mann gute Kontakte ins Ausland besitzen. So habe sich die Mailänder Staatsanwaltschaft bereits im März 2003 mit der Bitte um Rechtshilfe an die deutschen Behörden gewandt, weil er telefonischen Kontakt mit einem italienischen Hauptverdächtigen gehabt haben soll.

Dem Bericht zufolge kennt der Terrorverdächtige zudem das geistige Oberhaupt der nordirakischen Gruppe Ansar el Islam, Mullah Krekar, persönlich. Bei Krekars Festnahme in Oslo fanden norwegische Polizisten dem Magazin zufolge 2003 die Telefonnummer des Verdächtigen.

Sein Name tauche auch in einem weiteren Verfahren gegen einen türkischen Unterstützer der Untergrundbewegung im Irak auf.

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