Terrorismus:Balinesischer Islamistenführer vorzeitig freigelassen

Der Geistliche saß 26 Monate in Haft, weil er die Bombenanschläge in Bali unterstützt hat. Über 300 Anhänger empfingen ihn.

Der wegen der Bombenanschläge von Bali verurteilte Islamistenführer Abu Bakar Bashir ist nach 26 Monaten Haft vorzeitig auf freien Fuß gesetzt worden. Vier Monate vor Ablauf seiner regulären Strafe verließ der mutmaßliche Anführer des Extremistengruppe Jemaah Islamiyah am Mittwoch das Gefängnis in Jakarta, wo ihn mehr als 300 Anhänger mit Jubel begrüßten.

Terrorismus: Inmitten seiner Anhänger und der Medien: Hassprediger Bakar Bashir

Inmitten seiner Anhänger und der Medien: Hassprediger Bakar Bashir

(Foto: Foto: Reuters)

In einer kurzen Ansprache kündigte er an, weiter für die Errichtung eines islamischen Staats in Indonesien zu kämpfen. Die USA und Australien kritisierten Bashirs Freilassung.

Bashir war ursprünglich zu 30 Monaten Haft verurteilt worden; im vergangenen Jahr kam er aus Anlass des 60. Jahrestags der indonesischen Unabhängigkeit in den Genuss einer Amnestie. Bei den Anschlägen auf der indonesischen Ferieninsel Bali wurden im Oktober 2002 insgesamt 202 Menschen getötet, unter ihnen sechs Deutsche.

Bashir war verurteilt worden, weil er dem Attentats-Drahtzieher Amrozi sein Plazet für die blutigen Taten gegeben haben soll. Bei seiner Freilassung rief Bashir seinen Anhängern zu: "Ich werde weiter für die islamische Scharia kämpfen." Es wolle die "islamische Brüderlichkeit" stärken, um "ein einziges Ziel" zu erreichen: die Einführung des islamischen Rechtssystems, der Scharia, in Indonesien.

Nach Angaben eines Vertrauten begab sich der 68-jährige Bashir in seine Heimatstadt Solo im Westen Javas, wo er an dem von ihm gegründeten religiösen Internat unterrichten wolle.

Ein Sprecher des US-Außenministeriums in Washington kritisierte den Umgang der indonesischen Justiz mit Bashir. Das verhängte Strafmaß sei "zu mild" für einen Täter, dem Beihilfe zu einem Bombenanschlag nachgewiesen worden sei. Der australische Außenminister Alexander Downer zeigte sich "besorgt". Bashir glaube an die "Prinzipien des Dschihad" und es sei nicht auszuschließen, dass seine Freilassung eine Gefahr darstelle. Die vorzeitige Freilassung bezeichnete Downer als "Enttäuschung". Unter den Opfern der Bali-Anschläge waren 88 Australier.

Bashir hatte stets bestritten, etwas mit den anti-westlichen Anschlägen in Indonesien zu tun zu haben. Der stets mit einem weißen Schal und einer weißen Kappe bekleidete Geistliche war eine Woche nach den Attentaten festgenommen worden. Im Prozess wurde jedoch die Anklage wegen Terrorismus fallen gelassen, Bashir wurde lediglich wegen "Verschwörung" verurteilt.

Dem Religionsgelehrten konnte in dem Prozess auch nicht nachgewiesen werden, an der Spitze der Extremistengruppe Jemaah Islamiyah zu stehen. Das werfen ihm insbesondere die Vereinigten Staaten und Australien ihm vor. Bashir selbst bestreitet es. Die Jemaah Islamijah kämpft für die Errichtung eines Gottesstaats in den moslemischen Ländern Südostasiens. Indonesien ist weltweit das Land mit den meisten moslemischen Staatsangehörigen.

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