Terroranschläge in Mumbai:Beweise gegen Pakistan

Indien hat nach Medienberichten Beweise, dass der pakistanische Geheimdienst ISI in die Anschläge in Bombay verwickelt ist. Die Hinweise kämen teilweise vom US-Bundeskriminalamt FBI.

Was derzeit in indischen Zeitungen über die Anschläge von Mumbai (Bombay) zu lesen ist, birgt politischen Sprengstoff und könnte die Spannungen der beiden Länder zusätzlich verschärfen: Medienberichten zufolge solle es konkrete Hinweise für eine Beteiligung der pakistanischen Armee an den Anschlägen von Mumbai mit mehr als 170 Toten.

Terroranschläge in Mumbai: Indische Sicherheitskräfte vor dem angegriffenen Hotel Taj Mahal: Die Beteiligung des pakistanischen Geheimdienstes ISI sei erwiesen, berichten Zeitungen.

Indische Sicherheitskräfte vor dem angegriffenen Hotel Taj Mahal: Die Beteiligung des pakistanischen Geheimdienstes ISI sei erwiesen, berichten Zeitungen.

(Foto: Foto: AFP)

Entsprechende Beweise lägen der Regierung vor und kämen teilweise vom US-Bundeskriminalamt FBI, berichteten die Zeitungen am Freitag. Die Times of India schrieb unter Berufung auf indische Geheimdienstkreise, die Beteiligung des pakistanischen Militärgeheimdienstes ISI sei erwiesen. Sowohl die Namen der Ausbilder als auch die Orte der Trainings seien dem indischen Geheimdienst bekannt. Dessen Informationen decken sich den Quellen zufolge mit Erkenntnissen der USA.

Der neue indische Innenminister Palaniappan Chidambaram gestand unterdessen auch Fehler der Sicherheitskräfte ein. Chidambaram erklärte vor Journalisten, bei den Angriffen hätten die Sicherheitskräfte "einige Fehler" begangen. Er wollte jedoch keine Details nennen. Eine Untersuchung sei im Gange. Wenn sich ein vollständiges Bild ergebe, wolle er sich dazu im Parlament äußern, kündigte der Minister an. Sein Vorgänger Shivraj Patil war am Sonntag zurückgetreten.

Die österreichische Regierung will Hinweisen nachgehen, wonach einer der Angreifer eine österreichische Telefonnummer benutzt haben soll. Die Informationen seien von einem ausländischen Geheimdienst gekommen, die SIM-Karte sei jedoch noch nicht gefunden worden, sagte ein Ministeriumssprecher. Demnach sei die Nummer von einer österreichischen Telefongesellschaft an einen ausländischen Anbieter verkauft worden. So sei der Attentäter an die Nummer gekommen. Er gehe nicht davon aus, dass es eine direkte Verbindung zwischen den Angreifern und Österreich gebe.

Singh sagte nach einem Treffen mit dem russischen Präsidenten Dmitri Medwedew: "Wir sagen der Welt, dass die Inder wegen der Terrorangriffe von Bombay wie nie zuvor verletzt und wütend sind." Die Anschläge verlangten eine Intensivierung der Anstrengungen beim Kampf gegen den Terrorismus überall in der Welt.

Laut Hindustan Times wollen die indischen Behörden, dass die USA Beweise für die Verwicklung vorlegen, dies könne Islamabad stärker unter Druck setzen. "Wir überlassen das den Amerikanern", hieß es. Nach Angaben des Indian Express wurden Kommunikationswege gewählt, die auch der ISI benutzt.

Der ISI habe jedoch unabängig von der zivilen Regierung Pakistans gehandelt. Die Times of India geht daher von einem Konflikt zwischen dem mächtigen pakistanischen Militär und der Regierung aus.

Attentäter möglicherweise entwischt

Indes ist nicht klar, wie viele Attentäter insgesamt an den Anschlägen in den indischen Luxushotels beteiligt waren. Ein Attentäter konnte verhaftet werden und habe ausgesagt, in den vergangenen anderthalb Jahren an vier Schulungen in Ausbildungslagern in Pakistan teilgenommen zu haben, berichtete die Zeitung Mail Today. Er gehöre der Lashkar-e-Taiba-Gruppe an, der bereits mehrere Anschläge in Indien zur Last gelegt werden. Die anderen Täter sind ums Leben gekommen. Jetzt kommt die Vermutung auf, dass doch noch nicht alle Täter gefasst sein könnten.

"Die indischen Behörden sprechen von zehn Tätern - basierend auf der Tatsache, dass sie einen festgenommen und neun getötet haben", sagte Anti-Terror-Berater David Kilcullen am Donnerstag auf einer Konferenz in Washington.

Er gehe jedoch davon aus, dass es mehr waren und daher auch einige entkommen sind. Zu Beginn der dreitägigen Anschlagsserie in der indischen Metropole hatte die Polizei von etwa 25 Attentätern gesprochen.

Neben Kilcullen, der unter anderem US-Außenministerin Condoleezza Rice in Anti-Terror-Fragen beraten hat, äußerte auch die Rand-Analystin und frühere CIA-Agentin Farhana Ali die Vermutung, dass einige der Attentäter im Chaos der Gewaltwelle entkommen konnten. "Ich denke, es waren mehr. Meine Quellen gehen von mindestens 23 Bewaffneten aus", sagte die Expertin, die kurz vor den Anschlägen Indien und Pakistan besucht hatte. Ihre Informanten befänden sich in Pakistan, fügte sie hinzu, ohne jedoch weitere Angaben zu machen.

Spannungen zwischen Indien und Pakistan

Mehr als 170 Menschen wurden bei dem beispiellosen Sturmlauf der Extremistem getötet. Indien und die USA vermuten die pakistanische Untergrundgruppe Lashkar-e-Taiba hinter den Anschlägen.

Die islamistische Gruppe kämpft gegen die indische Herrschaft im umstrittenen Kaschmir-Gebiet. Ihr wurden in der Vergangenheit Beziehungen zum pakistanischen Geheimdienst ISI nachgesagt.

Die Beziehungen zwischen den Erzrivalen und Atommächten Indien und Pakistan haben nach den Anschlägen von Mumbai einen neuen Tiefpunkt erreicht. Indien vermutet die Urheber in Pakistan und verlangt die Auslieferung von 20 Verdächtigen. Die Krise beeinträchtigt auch die Bemühungen zur Stabilisierung des ebenfalls an Pakistan grenzenden Afghanistans, wo sich islamische Gruppen Kämpfe mit Nato- und US-Truppen sowie der afghanischen Armee liefern.

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