Terrorangriffe:Dutzende Tote bei Anschlägen auf Touristenziele

Terroristen haben im indischen Mumbai touristische Einrichtungen angegriffen und dabei rund 80 Menschen getötet. Die Attentäter nahmen Geiseln in zwei Hotels. Islamisten verschickten Bekennerschreiben.

Tobias Matern und Cornelia Bolesch

Bei einer Serie von Terrorangriffen sind in der indischen Metropole Mumbai mindestens 78 Menschen getötet worden, mehr als 200 wurden verletzt. Laut Polizei attackierten die Terroristen am späten Mittwochabend gleichzeitig wenigsten sieben verschiedene Orte in der Stadt mit Handgranaten und Schnellfeuerwaffen, darunter zwei Luxushotels und den Hauptbahnhof.

Terrorangriffe: Rauch steigt aus den Flammen des Hotels Taj Mahal aus.

Rauch steigt aus den Flammen des Hotels Taj Mahal aus.

(Foto: Foto: Reuters)

Auch ein bei westlichen Touristen beliebtes Café und ein Kino waren unter den Zielen. Eine islamistische Gruppe namens Deccan Mudschaheddin behauptete in E-Mails an mehrere Medien, für die Anschläge verantwortlich zu sein. Die Polizei hatte zuvor "Terroristen" der Tat bezichtigt. "Es scheint sich um eine Verschwörung zu handeln", sagte Innenminister Shivraj Patil im Fernsehen.

Ein Augenzeuge berichtete, die Angreifer seien in ein Restaurant gestürmt und hätten gefragt, wer Brite oder Amerikaner sei, bevor sie losfeuerten. Ob sich unter den Toten auch Deutsche befanden, war am späten Abend unklar. Das Auswärtige Amt in Berlin erklärte, das Generalkonsulat in Mumbai, früher Bombay genannt, stehe in Kontakt mit indischen Behörden.

Nach Angaben der indischen Regierung kam es im Laufe der Nacht zu Kämpfen mit den Attentätern. Die Opferzahlen könnten noch weiter steigen, hieß es. Der Polizei gelang es zunächst nicht, die Situation in den Griff zu bekommen. Die Armee erhielt den Einsatzbefehl.

Das Fernsehen zeigte Bilder von blutüberströmten Menschen, die von Helfern zu Rettungswagen getragen wurden. Sogar vor einem Krankenhaus, zu dem die Verletzten gebracht wurden, sei es zu einer Schießerei zwischen Attentätern und der Polizei gekommen, hieß es.

Der Ministerpräsident der Region rief die Einwohner Mumbais auf, Ruhe zu bewahren und zu Hause zu bleiben. Die indische Regierung kam zu einer Notstandssitzung zusammen. Premierminister Manmohan Singh verurteilte die Anschläge und sicherte Mumbai seine Unterstützung zu.

Die Angriffe begannen gegen 22.30 Uhr Ortszeit am Hauptbahnhof von Mumbai, wo die Terroristen in die Menge feuerten und mindestens zehn Menschen töteten. Wie die Polizei bestätigte, nahmen die Angreifer in zwei Luxushotels Geiseln. Unter ihnen waren laut Augenzeugen auch sieben Ausländer. Aus der Hauptstadt Neu-Delhi wurde eine Spezialeinheit eingeflogen, die auf Geiselbefreiungen spezialisiert ist.

Gegen Mitternacht kam es zu einer schweren Explosion in einem der Hotels, das anschließend in Flammen aufging. Das Fernsehen zeigte Bilder, auf denen Rauch und Feuer zu sehen war. In dem Hotel waren auch acht Europaabgeordnete untergebracht.

Der Sprecher des EU-Parlaments, Jaume Duch, sagte der Süddeutschen Zeitung, "die meisten von ihnen sind in Sicherheit". Sie würden sich in zwei Restaurants aufhalten, die sie jedoch nicht verlassen könnten. Völlig unklar war jedoch die Situation der deutschen SPD-Abgeordneten Erika Mann. Sie hatte sich vor den Angreifern versteckt. Über ihr Mobiltelefon sei es ihr gelungen, den deutschen Botschafter in Indien zu kontaktieren, sagte der Sprecher. "Aber wir wissen nicht, was wirklich passiert."

Der CDU-Europaabgeordnete Elmar Brok sagte der SZ, Erika Mann habe ihn per SMS gebeten, Außenminister Frank-Walter Steinmeier einzuschalten. Zwei weitere Abgeordnete befanden sich offenbar in ihren Hotelzimmern. Mumbai ist mit mehr als 16 Millionen Einwohnern die größte Stadt Indiens und das Handelszentrum. Islamisten verübten in den vergangenen Jahren viele Anschläge in Indien.

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