Terror-Pläne:Anschlag am Flughafen Frankfurt vereitelt

Sechs arabischstämmige Männer wollten offenbar eine israelische Maschine sprengen - die Bundesanwaltschaft ermittelt.

Annette Ramelsberger

Eine Gruppe arabischstämmiger Männer hat nach Angaben der Bundesanwaltschaft über Monate hinweg geplant, einen Anschlag auf dem Frankfurter Flughafen zu verüben. Offenbar sollte eine Tasche voller Sprengstoff an Bord eines israelischen Verkehrsflugzeugs geschmuggelt werden.

Die Bundesanwaltschaft ermittelt gegen eine Gruppe von Verdächtigen aus dem Rhein-Main-Gebiet, die im Juli an einen Mann herantrat, der am Frankfurter Flughafen Zugang zum Sicherheitsbereich hatte. Der Mann wandte sich nach Informationen der Süddeutschen Zeitung aber an die Behörden, die die Verhandlungen der Terrorplaner genauestens verfolgten, auch durch Telefonüberwachung.

Uneinigkeit über Höhe der Entlohnung

Wie die Bundesanwaltschaft am Montag mitteilte, erklärte sich der Bedienstete des Flughafens zunächst bereit, gegen Entlohnung einen Koffer oder eine Tasche mit Sprengstoff in ein Verkehrsflugzeug zu schmuggeln.

Die Verdächtigen hätten daraufhin mehrfach mit ihren Hintermännern Kontakt aufgenommen, ohne sich jedoch über die Höhe der Entlohnung einigen zu können, erklärt die Bundesanwaltschaft. Über Hintermänner, so hieß es, sei noch nichts bekannt.

Bei den Verdächtigen handelt es sich um Männer aus Jordanien, Kuwait, dem Irak und dem Libanon, von denen einige schon seit fünf bis sechs Jahren in Deutschland als Asylbewerber leben. Sie hätten einander regelmäßig besucht und seien ständig unterwegs gewesen, sagte ein hoher Sicherheitsverantwortlicher der SZ.

Vor gut einer Woche war einer aus der Gruppe ins Gefängnis gekommen, allerdings nicht wegen Terrorverdachts, sondern wegen einer Vergewaltigung. Offensichtlich befürchteten die Sicherheitsbehörden, dass die Gruppe wegen dieser Verhaftung möglicherweise aufgeschreckt werden und untertauchen könnte und gingen gegen sie vor.

Generalbundesanwältin Monika Harms ließ am Freitag die Wohnungen der sechs Beschuldigten durchsuchen. Die Männer wurden kurzzeitig festgenommen, aber bald wieder auf freien Fuß gesetzt - ein Hinweis, dass die Polizei bei den Durchsuchungen weder Sprengstoff noch Waffen fand.

"Zeichen der Wachsamkeit"

"Die Behörden hatten alles unter Kontrolle, keiner musste sich Sorgen machen", sagte ein Verantwortlicher. Die Durchsuchungen und Festnahmen seien mehr "ein Zeichen der Wachsamkeit als ein Zeichen dafür gewesen, dass sich die Planungen konkretisiert haben". Offensichtlich ist das Verbrechen über die ersten Überlegungen nicht hinausgekommen.

Die mutmaßlichen Täter hatten eine israelische Fluglinie im Visier, ob es die staatliche El Al oder eine der beiden Charterlinien war, ist unklar. Doch gelten gerade die Sicherheitskontrollen bei den Israelis als extrem schwer zu überwinden. Außerdem haben auch die deutschen Behörden mittlerweile viele Informanten unter dem Sicherheitspersonal an den Flughäfen, die schnell auf verdächtige Hinweise reagieren. Nun ermittelt die Generalbundesanwältin gegen die sechs Verdächtigen wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung.

Die zuständigen Behörden zeigten sich erleichtert, dass der Anschlag offenbar im Keim erstickt wurde, anders als bei den versuchten Attentaten mit Kofferbomben im Juli, wo nur ein technischer Defekt Deutschland vor einer Katstrophe bewahrte. In diesem Fall stocken derzeit die Ermittlungen, weil der Libanon noch immer nicht die Befragungsprotokolle des dort inhaftierten Täters an die Deutschen übermittelt hat.

"Wir müssen damit rechnen, dass es immer wieder Gruppen von Leuten gibt, die konkrete Anschlagsplanungen mit sich tragen", sagte der Sprecher des Bundesinnenministeriums, Stefan Kaller, in Berlin. Die Gefahr durch Terroristen sei keine rein abstrakte. "Dieser Fall ist jedoch ermutigend, weil unsere Sicherheitsbehörden offensichtlich sehr aufmerksam und sehr nah dran sind an möglichen Strukturen und es bisher jedenfalls geschafft haben, früh genug einzuschreiten", sagte Kaller.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: