Anschläge:Merkel: "Wir weinen mit Ihnen"

Kanzlerin Merkel reagiert auf den Terror mit einer emotionalen Botschaft an die Franzosen. Und appelliert an die Bürger.

Von Thorsten Denkler, Berlin

Es sind mehr als die üblichen Floskeln, wenn irgendwo in der Welt wieder Menschen dem Terror zum Opfer fallen. An diesem Samstagmorgen wird Merkel persönlich und lässt durchblicken, wie tief sie selbst diese Anschläge vom Vorabend getroffen haben. "Wir weinen mit Ihnen", lautet ihre emotionale Botschaft an die Franzosen, an ganz Frankreich.

Doch nicht nur an Frankreich. Merkel macht schon in ihrem ersten Satz deutlich, dass diese Anschläge weit darüber hinaus wirken: "Hinter uns liegt eine der schrecklichsten Nächte, die Europa seit langer Zeit erlebt hat." Für Merkel ist dies ein "Angriff auf die Freiheit". Dieser "meint uns alle. Und er trifft uns alle. Und deswegen werden wir auch alle gemeinsam die Antwort geben."

Die Menschen in Paris hätten in dieser Nacht einen Albtraum aus Gewalt, Terror und Angst durchlitten. Sie sichert den Menschen zu: "Wir, die deutschen Freunde, wir fühlen uns Ihnen so nah." Sie verspricht: "Wir werden gemeinsam mit Ihnen den Kampf gegen die führen, die Ihnen etwas so Unfassbares angetan haben. Deutschland fühlt mit Ihnen in Ihrem Schmerz und Ihrer Trauer." Die Menschen, die getötet wurden, in Cafés, Restaurants, in einem Konzertsaal, sie "wollten das Leben freier Menschen leben in einer Stadt, die das Leben feiert. Und sie sind auf Mörder getroffen, die genau dieses Leben in Freiheit hassen."

Merkel spricht jetzt von einer "Jagd" auf die Hintermänner der Anschläge, für die sie jedwede deutsche Beteiligung zusichert. Im Laufe des Tages werde sie mit den zuständigen Ministern ihres Kabinetts zusammenkommen, um die Lage zu besprechen.

Gegen Mittag werden Innenminister Thomas de Maizière, Außenminister Frank-Walter Steinmeier, Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen, der Chef des Bundeskanzleramtes, Peter Altmaier , und Vizekanzler Sigmar Gabriel, im Kanzleramt erwartet. Gabriel sagte einen Auftritt auf dem SPD-Landesparteitag Rheinland-Pfalz ab, um nach Berlin zu kommen. De Maizière hatte angekündigt, seine Anwesenheit auf einer Parteiveranstaltung deutlich zu verkürzen.

Merkel dürfte ahnen, welche Debatten jetzt auch auf Deutschland zukommen werden. Einige werden die Anschläge nutzen, ihre Flüchtlingspolitik in Frage zu stellen und eine Ausweitung der Sicherheitsgesetze zu fordern.

Merkel beendet ihr knapp vierminütiges Statement im Bundeskanzleramt mit einem Appell an die Bürger. Die müssten eine "klare Antwort" geben. "Wir leben von der Mitmenschlichkeit, von der Nächstenliebe, von der Freude an der Gemeinschaft. Wir glauben an das Recht jedes Einzelnen, sein Glück zu suchen und zu leben, an den Respekt vor dem anderen und an die Toleranz." Sie stellt fest: "Wir wissen, dass unser freies Leben stärker ist als jeder Terror." Merkel fordert die Menschen auf, diese Werte "selbstbewusst" zu leben und in ganz Europa zu bekräftigen. "Jetzt mehr denn je."

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