Terror in Mumbai:Polizeiaktion endet blutig

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Am dritten Tag der Terrorwelle in Mumbai sind die Einsätze am Oberoi-Hotel und am jüdischen Zentrum blutig beendet worden. Nach der Erstürmung des Luxushotels haben die Sicherheitskräfte 24 Leichen im Gebäude entdeckt, im jüdischen Zentrum sind fünf Geiseln getötet worden.

45 Stunden nach Beginn der Terrorangriffe in Mumbai haben die Sicherheitskräfte Medienberichten zufolge auch das umkämpfte Nariman-Gebäude in Mumbai unter ihre Kontrolle gebracht und dabei fünf getötete Geiseln entdeckt. Das teilte ein israelischer Diplomat mit. Die Kämpfe seien nun vorbei.

Indische Sicherheitskräfte positionieren sich vor dem Oberoi Trident. Bei Gefechten im Gebäude sind zwei Terroristen getötet worden. (Foto: Foto:)

Die Sondereinheiten sprengten vor dem Sturmangriff ein Loch in die Außenmauer des Gebäudes, in dem die mutmaßlich muslimischen Extremisten sich mit mehreren jüdischen Gefangenen verschanzt hatten. Unter den Toten sind auch ein aus den USA stammender Rabbiner und seine Frau, wie deren in New York ansässige Organisation mitteilte.

Zuvor hatten Sicherheitskräfte bereits das von Terroristen besetzte Oberoi Trident-Hotel unter ihre Kontrolle gebracht. Die Kämpfe am Taj Mahal-Hotel dauerten an.

Der Chef der indischen Elite-Einheit NSG (National Security Guard), J.K. Dutt, sagte nach der Aktion am Oberoi-Hotel, die beiden Terroristen, die sich in dem Hotel verschanzt hatten, seien getötet worden.

Nach der Erstürmung des Luxushotels Oberoi Trident in Mumbai haben die Sicherheitskräfte dort 24 Leichen entdeckt. "Der Einsatz im Oberoi ist zu Ende", sagte der Polizeichef von Mumbai, Hassan Gafoor. "Wir glauben, dass dort keine weiteren Terroristen sind." Am ebenfalls von Terroristen gestürmten Taj-Hotel und am nahe gelegenen Nariman-Gebäude waren auch am dritten Tag weiterhin Schüsse zu hören.

Nach Angaben des indischen Innenministeriums wurden vier Deutsche bei den Anschlägen getötet. Das teilte das Ministerium am Freitag in Neu Delhi mit. Unter den 22 verletzten Ausländern seien ebenfalls drei Deutsche.

Im jüdischen Zentrum hielten Extremisten nach israelischen Angaben sechs oder mehr Israelis als Geiseln. Der israelische Botschafter Mark Sofer sagte dem TV-Sender "Times Now", genaue Informationen lägen nicht vor. Indische Sicherheitskräfte hatten sich zuvor vom Hubschrauber auf das Gebäude abgeseilt. Danach kam es Zeugen zufolge zu einem Schusswechsel.

Zwei deutsche Mitarbeiter des Auswärtigen Amtes und mehrere Lufthansa-Mitarbeiter waren am Freitagmorgen aus dem Oberoi-Trident-Hotel in Mumbai freigekommen. "Sie konnten das Hotel verlassen", sagte ein Sprecher der Fluggesellschaft in Frankfurt. Damit sind laut Lufthansa alle Mitarbeiter des Unternehmens in Mumbai in Sicherheit. Zu den Nationalitäten wollte die Fluggesellschaft nichts sagen. Es soll sich um drei Deutsche, eine Österreicherin und drei Inder handeln.

Die von der indischen Polizei befreiten Außenamtsmitarbeiter seien wohlauf und befänden sich in der Obhut des Generalkonsulats, sagte eine Sprecherin des Außenministeriums in Berlin. Unklar ist, ob die Deutschen als Geiseln festgehalten worden waren, oder ob sie sich in Hotelzimmern verschanzt hatten.

Nach Angaben der Nachrichtenagentur dpa sind auch fünf Italiener am Freitagmorgen aus dem Hotel gerettet worden. Darunter seien die Frau und die sechs Monate alte Tochter des Hotel-Chefkochs, teilte der Krisenstab des italienischen Außenministeriums in Rom mit.

Zwei Italiener hielten sich noch in dem Hotel auf. Die Menschen, die in dem Hotel während der Anschlagswelle als Geiseln gehalten wurden oder sich verschanzt hatten, "haben extreme Entbehrungen erlebt und zwei Tage lang nichts gegessen", erklärte Fabrizio Romano, der Leiter des Krisenstabs. Man sei in den vergangenen mehr als 36 Stunden häufig in telefonischem Kontakt mit den festgehaltenen Italienern gewesen.

Frankreich hat ein Flugzeug in die indische Finanzmetropole geschickt, um Europäer nach den Terroranschlägen in ihre Heimat zurückzubringen. Außenminister Bernard Kouchner erklärte, an Bord seien neben drei Ärzten auch Konsularmitarbeiter. Diese sollten Menschen helfen, die in dem Chaos der Terrorwelle ihre Ausweise verloren haben.

Neue Gefechte am Hotel Taj Mahal

Deutschland und Spanien hätten Paris gebeten, auch ihre Staatsangehörigen nach Hause zu bringen, sagte Kouchner. Das Flugzeug habe Platz für 150 Passagiere. Die Maschine traf am Morgen in Mumbai ein und sollte bereits am Abend die Rückreise antreten.

Die beiden deutschen Europaabgeordneten Erika Mann (SPD) und Daniel Caspary (CDU), die den Anschlag auf das Hotel Taj Mahal heil überstanden haben, sind bereits am Donnerstag den Heimflug angetreten. Sie seien mit drei anderen Abgeordneten am Morgen in Mumbai in eine Maschine nach London gestiegen, sagte Parlamentssprecher Jaume Duch in Brüssel.

Auch nach dem Freikommen mehrerer Deutscher bleibt zunächst unklar, ob sich weitere Bundesbürger in den von Terroristen überfallenen Hotels in Mumbai befinden. Es sei nicht auszuschließen, dass noch weitere Deutsche betroffen seien, sagte der Sprecher des Auswärtigen Amtes, Jens Plötner.

Auch am dritten Tag der Terrorwelle in der indischen Finanzmetropole Mumbai hatten sich noch Attentäter in den Hotels und im Jüdischen Zentrum verschanzt. Generalleutnant N. Thamburaj hatte allerdings am Morgen bereits erklärt, dass die Anti-Terror-Aktionen kurz vor dem Abschluss stünden. Allerdings meldete der Nachrichtensender CNN neue Schusswechsel am Hotel Taj Mahal.

Unter den Geretteten aus dem Oberoi Trident waren rund 20 westliche Mitarbeiter von Fluggesellschaften sowie zwei Mitarbeiter des Auswärtigen Amtes. Sie wurden in Bussen vom Oberoi-Hotel weggebracht. Zuvor waren bereits etwa zwei Dutzend Menschen aus dem Gebäude gerettet worden. Elite-Einheiten mit geschwärzten Gesichtern waren unter dem Jubel einer großen Menschenmenge in das Hotel eingedrungen. Aus einer oberen Etage schlugen riesige Flammen.

Nach Angaben der indischen Polizei wurden mindestens 93 Menschen aus dem Oberoi Trident befreit. Nach Angaben der Times of India waren mindestens es 140 Menschen, die meisten davon Ausländer. Ein Fotograf vor Ort berichtete, die Gäste verließen nach einem Einsatz von Polizei und Armee das Hotel und würden von Polizisten zu Minibussen gebracht, die sie fortbrächten. Einer der Gäste hielt ein Baby auf dem Arm. Nur einige der befreiten Hotelgäste hätten Taschen oder Koffer bei sich getragen.

Im Hotel Taj Mahal fand eine weitere Durchsuchungsaktion statt, bei der nach Angaben der Nachrichtenagentur Reuters mindestens 50 Leichen entdeckt wurden.

Bei der am Mittwochabend begonnenen koordinierten Angriffswelle mehrerer Gruppen schwer bewaffneter Männer sind mindestens 143 Menschen getötet worden. Unter den Toten war auch der deutsche Geschäftsmann Ralph Burkei. Mindestens 320 Menschen wurden nach Polizeiangaben verletzt.

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© dpa/Reuters/AFP/AP/gba/liv - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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