Terror in Mumbai:Ex-CSU-Schatzmeister starb auf der Flucht

Er freute sich auf die Reise, wollte endlich kürzertreten: Der TV-Unternehmer und Münchner Ex-CSU-Schatzmeister Ralph Burkei starb bei den Terrorangriffen in Mumbai.

Klaus Ott

Er wollte zum Ausspannen nach Indien. Endlich einmal Ruhe finden. Sein gesundheitlicher Zustand hatte sich verschlechtert, wahrscheinlich eine Folge der jahrelangen Anspannung. Der Münchner Ralph Burkei hatte im Fußball, im Fernsehen und in der Politik aktiv an vorderster Stelle mitgemischt - beim TSV 1860 München, in der CSU und mit seiner Firma Camp-TV auch im Privatfernsehen.

Terror in Mumbai: Ralph Burkei wurde 51 Jahre alt. Er gehört zu den Todesopfern der Anschläge in Mumbai.

Ralph Burkei wurde 51 Jahre alt. Er gehört zu den Todesopfern der Anschläge in Mumbai.

(Foto: Foto: AP)

Jetzt ist gewiss, dass der Unternehmer unter den Todesopfern der Terroranschläge im indischen Mumbai (Bombay) ist. Camp-TV hat diese Information bestätigt. Die Reise nach Mumbai, ins Luxushotel Taj Mahal, endete mit dem Tod. Seine Freundin ist nach Angaben von Burkeis Geschäftspartner Ralph Piller bei der Flucht vor den Terroristen schwer verletzt worden.

Ralph Burkei war ein notorischer Macher, der zuweilen in der Grauzone agierte. Da er regelmäßig für Skandale sorgte, war ihm die intensive Beobachtung durch die Presse gewiss. Zuletzt kam er durch seine frühere Tätigkeit als Schatzmeister in der CSU in die Schlagzeilen. Er gab Auskunft zu alten Krediten, die die von führenden CSU-Politikern beaufsichtigte staatliche Bayerische Landesbank an die Münchner CSU ausgereicht hatte.

Vor zwei Wochen hatte die Süddeutsche Zeitung noch mit ihm gesprochen, wegen des Landesbank-Kredites für die Partei. Burkei - von 2000 bis 2004 Schatzmeister des CSU-Bezirksverbandes - gab bereitwillig Auskunft.

Nebenbei erzählte er auch ein bisschen von sich. Dass es ihm in den vergangenen Jahren gesundheitlich nicht immer gut gegangen sei, dass er geschäftlich etwas kürzer getreten sei und dass er nun nach Indien fahre, um ein bisschen Abstand zu gewinnen. Und dass er sich sehr auf diese Reise freue.

Dann kamen in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag die Terroristen. Burkei wollte offenbar das Problem lösen, wie er immer Konflikte anging: direkt und schnell. Er wollte aus dem Hotel auf eigene Faust flüchten.

Der Münchner Abendzeitung berichtete ein Freund des Opfers: "Der Ralph wollte über die Hotel-Fassade flüchten und ist dann abgestürzt." Burkei habe seinen Bekannten noch auf dem Vordach liegend angerufen und ihm gesagt: "Ich habe mir alle Knochen gebrochen. Wenn mir jetzt keiner hilft, dann schaffe ich es nicht mehr." Auf dem Weg ins Krankenhaus sei der 51-Jährige dann gestorben.

Etwas kürzertreten, das hatte ja auch seiner Lebensplanung entsprochen. "Mit 50 höre ich auf, dann kannst du das alleine machen", hatte Burkei beizeiten seinem Partner Ralph Piller gesagt, mit dem er zusammen Fernseh- und Immobilienfirmen betrieb. Burkei als Gesellschafter, Piller als Gesellschafter und Geschäftsführer.

Jeder hielt 50 Prozent bei Camp-TV und den anderen gemeinsamen Firmen. Einmal ist eine Einheit aus dem Verbund - die West Net - bekannt geworden, die für die Deutsche Post arbeitete; hier saßen prominente Politiker wie Wolfgang Bötsch im Aufsichtsrat.

Ganz aufgehört hat Ralph Burkei, der nun ums Leben kam, dann doch nicht. Gut, er war nicht mehr jeden Tag in den Firmen - aber die "großen Themen, die haben wir nach wie vor zusammen besprochen", sagt Piller.

40 Jahre haben die beiden zusammengearbeitet. Sie waren seit ihrer ersten Klasse im Gymnasium zusammen, haben gemeinsam die Schülerzeitung gemacht - und später ihre Firmengruppe aufgebaut, mit denen vor allem Burkei immer wieder in die Schlagzeilen geriet.

Der Konservative selbst hatte sein CSU-Schatzmeisteramt im Jahr 2004 abgegeben. Kurz zuvor waren Informationen über eine Zusammenarbeit mit einer dubiosen Finanzfirma publik geworden. Burkei hat die Vorwürfe dementiert.

Auch seine Fußball-Leidenschaft zog Schleifspuren nach sich. So war es beispielsweise beim VfB Leipzig: Burkei wollte mit seinen Millionen den ersten deutschen Fußballmeister von der Regionalliga wieder an die Spitze bringen, doch dann brach das Geschäftsmodell zusammen. Der engagierte Trainer Dragoslav Stepanovic wollte zu teure Spieler.

Beim TSV 1860 München wiederum war Burkei lange Zeit eine feste Größe. In den Wirren rund um den Traditionsklub stieg er zeitweise zum Vizepräsidenten und Schatzmeister auf. Doch auch diese Geschichte endete nicht mit einem Happy End.

Bewegte Zeiten hat Burkei bei den 60ern erlebt, die er über viele Jahre hinweg begleitete, auch bei Auswärtsspielen bis nach Rostock an die Ostsee. Er erlebte 2004 den Abstieg aus der Bundesliga mit. Der Löwenfan saß jahrelang im Aufsichtsrat des Traditionsklub und war mit dabei, als Präsident Karl-Heinz Wildmoser senior im Frühjahr 2004 wegen des Korruptionsskandals um seinen Sohn beim Bau der neuen Fußballarena abdanken musste.

In den Folgejahren stand 1860 zwei Mal kurz vor der Pleite. Hinter den Kulissen bemühte sich Burkei, seinen Klub zu retten. Es waren wilde Zeiten bei den Löwen, in denen der CSU-Mann im Aufsichtsrat parteiübergreifend agierte, gemeinsam mit Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) und dem dritten Bürgermeister Hep Monatzeder (Grüne).

Burkei opponierte intern gegen Wildmosers Nachfolger Karl Auer, der mit der Vereinsführung überfordert war. Als Auer aufgab, rückte Burkei im März 2006 sogar selbst in die Klubspitze auf, als Vizepräsident und Schatzmeister. Er wurde damals einstimmig gewählt, auf Vorschlag von Auers Nachfolger Alfred Lehner, dem ehemaligen Chef der Landesbank und der Stadtsparkasse. Zusammen mit Lehner schied Burkei, der streiterpobt war und Konflikten nie aus dem Weg ging, aber schon im Jahr darauf wieder aus der Vereinsführung aus.

Einen besonderen Auftritt hatte Burkei im Übrigen im Mai 2006 eingeplant, als er mit einer Delegation des Münchner Profiklubs im Vatikan weilte - und eigentlich mit einer Sonderkarte auf die Papst-Empore sollte. Daraus wurde, auch nach zweistündigem Warten, nichts. "Wenigstens habe ich eine schöne Monstranz für meine Kapelle in Grünau gekauft", kommentierte Burkei.

In dieser Kapelle wird sicherlich bald seiner gedacht werden.

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