Terror in der Türkei:Türkische Polizei nimmt fünf Verdächtige fest

  • Nach Angaben der türkischen Regierung sind im Zusammenhang mit dem Attentat mittlerweile fünf Verdächtige festgenommen worden.
  • Nach bisherigem Kenntnisstand soll der Attentäter als Flüchtling eingereist sein.
  • Er soll sich nicht gezielt deutsche Touristen als Opfer ausgesucht haben.
  • Zeitgleich hat die türkische Polizei eine Großoffensive gegen IS-Anhänger im ganzen Land gestartet. Bisher sollen 74 Menschen festgenommen worden sein.

Attentäter soll als Flüchtling in die Türkei eingereist sein

Nach dem Selbstmordanschlag von Istanbul sind nach Angaben der türkischen Regierung weitere vier Verdächtige festgenommen worden. Das gab Ministerpräsident Ahmet Davutoğlu am Mittwoch bekannt. Ein erster Verdächtiger war bereits am Dienstagabend festgenommen worden. Bei dem Anschlag am Dienstag waren zehn Deutsche getötet worden.

Davutoğlu bestätigte außerdem, dass der Selbstmordattentäter von Istanbul syrischer Staatangehöriger gewesen und als Flüchtling in die Türkei eingereist sei. Allerdings habe er nicht als Terrorverdächtiger unter Beobachtung gestanden.

Die türkische Nachrichtenagentur DHA meldete, dass dem Attentäter namens Nabil Fadli am 5. Januar in Istanbul bei seiner Registrierung als Flüchtling Fingerabdrücke abgenommen worden seien. Diese hätten nun dabei geholfen, den 27-Jährigen zu identifizieren. Fadli sei bei der Registrierung von vier Menschen begleitet worden, nach denen gefahndet werde. Unklar blieb, ob es sich bei diesen vier Gesuchten um die Festgenommenen vom Mittwoch handelte.

Der Regierungschef sagte weiter, die Verbindung des Attentäters zur Terrormiliz Islamischer Staat (IS) sei erwiesen. Er äußerte aber den Verdacht, dass andere "Akteure" den IS als "Subunternehmer" für den Anschlag instrumentalisiert hätten. Wer das sein könnte, untersuche man mit Hochdruck. Der IS selbst hat sich bisher nicht zu dem Anschlag bekannt.

Deutsches BKA-Ermittlerteam reist nach Istanbul

Der Attentäter von Istanbul hat sich nach bisherigen Erkenntnissen nicht gezielt deutsche Touristen als Opfer ausgesucht. "Es liegen keine Anzeichen vor, dass der Anschlag gezielt gegen Deutsche gerichtet war", sagte Bundesinnenminister Thomas de Maizière auf einer Pressekonferenz mit dem türkischen Innenminister Efkan Ala in Istanbul. Zuvor hatten er und Ala Blumen am Tatort abgelegt und verletzte Anschlagsopfer im Krankenhaus besucht. "Ich sehe keinen Grund, von Reisen in die Türkei abzusehen", so de Maizière. Allerdings müssten die Reisehinweise des Auswärtigen Amtes beachtet werden. Deutsches Ermittlerteam des BKA reist nach Istanbul.

Sowohl de Maizière als auch der türkische Innenminister Efkan Ala sagten, die Türkei und Deutschland wollten bei der Aufklärung der Tat und im Kampf gegen Terrorismus eng zusammenarbeiten. "Wir wissen, wir sind beide bedroht vom Terrorismus. Deshalb muss auch die Antwort eine gemeinsame sein", so der deutsche Innenminister. "Deutschland und die Türkei rücken noch enger zusammen."

Tatsächlich wurde bereits ein Ermittlerteam des Bundeskriminalamts (BKA) nach Istanbul entsandt. Es unterstütze die Ermittlungen vor Ort, sagte ein Sprecher des Bundesinnenministeriums in Berlin. Außerdem solle es einen intensiveren Datenaustausch über Terrorverdächtige geben.

Türkische Polizei nimmt Dutzende IS-Verdächtige fest

Der türkischen Nachrichtenagentur Anadolu zufolge hat die türkische Polizei zeitgleich mit der Fahndung nach den Hintermännern des Attentats eine Großoffensive gegen IS-Anhänger im ganzen Land gestartet. Bis Mittwochabend sollen insgesamt 74 mutmaßliche Mitglieder der Organisation festgenommen worden sein.

16 von ihnen stünden im Verdacht, einen schweren Anschlag in Ankara geplant zu haben, meldete Anadolu. Im Badeort Antalya wurden drei weitere mutmaßliche IS-Kämpfer gefasst. Alle drei seien Russen. Die Polizei habe in der Unterkunft der Russen zudem zahlreiche Dokumente und Datenträger beschlagnahmt. Dies könnte das Verhältnis zwischen den beiden Ländern weiter belasten. Seit das türkische Militär Ende November einen russischen Kampfjet an der türkisch-syrischen Grenze abgeschossen hat, ist die Stimmung angespannt.

Die Festnahmen seien vom russischen Konsulat bestätigt worden, meldeten die russische Nachrichtenagentur RIA und der britische Guardian. Unklar blieb, ob die Festnahmen in direktem Zusammenhang mit dem Anschlag in Istanbul stehen. Antalya ist eines der beliebtesten Urlaubsziele vieler Deutscher in der Türkei.

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