Termin im Weißen Haus:Hitzige Diskussion um Sofa-Foto im Oval Office

Kellyanne Conway, Donald Trump, Oval Office

Dieses Foto zeigt, dass Kellyanne Conway tatsächlich vom Sofa aus ein Foto des Präsidenten und seiner Besucher im Oval Office machte.

(Foto: AFP)
  • Kellyanne Conway hat sich für ein Foto entschuldigt, das sie bei einem offiziellen Termin im Oval Office auf einem Sofa sitzend zeigt.
  • Der Trump-Beraterin war mangelnder Respekt für die anwesenden Gäste - afroamerikanische Uni-Vertreter - vorgeworfen worden.
  • Die 50-Jährige sagte dem TV-Sender Fox, sie sei gebeten worden, ein Foto aus einem bestimmten Winkel zu machen.
  • Andere Bilder, die bei dem Termin entstanden sind, bestätigen ihre Darstellung.

Wenn es einen Begriff gibt, der die ersten zwei Monate der Trump-Präsidentschaft geprägt hat, ist es die Wortkomposition "Fake News". Der US-Präsident und sein Team und die amerikanischen Medien werfen sich gegenseitig vor, selbige zu verbreiten. Trumps Beraterin Kellyanne Conway musste jetzt die Erfahrung machen, dass auch ein Bild einen völlig falschen Eindruck vermitteln kann.

Am Dienstag entschuldigte sich die 50-Jährige für ein umstrittenes Foto, das sie kniend und mit Schuhen auf einem Sofa im Oval Office zeigt. Angesichts der Empörung in sozialen Netzwerken über ihr mutmaßlich respektloses Verhalten rechtfertigte sich die Trump-Beraterin beim Fernsehsender Fox: Sie sei darum gebeten worden, "in einem Raum voller Menschen mit der Presse im Rücken ein Foto zu machen" und zudem aus "einem bestimmten Winkel". "Das war bestimmt kein Mangel an Respekt, ich hatte nicht die Absicht, meine Füße auf das Sofa zu setzen", sagte Conway dem TV-Sender.

Das Foto der Nachrichtenagentur AFP zeigt Conway, wie sie in einem weinroten Kleid auf einem cremefarbenen Sofa im Präsidentenbüro des Weißen Hauses kniet und auf ihr Handy blickt. Vor Conway stehen afroamerikanische Universitätsvertreter rund um den ebenfalls stehenden Präsidenten. Trump hatte die hochrangigen Hochschulvertreter in seinem Büro empfangen. Auf anderen Bildern ist zu sehen, dass die Präsidentenberaterin tatsächlich mit ihrem Handy ein Foto von Trump und seinen Besuchern macht - allerdings verbreitete sich genau das Foto des Termins, das auch andere Deutungsmöglichkeiten zulässt.

Kellyanne Conway, Donald Trump, Weißes Haus

Dieses Foto hatte am Dienstagmorgen für Aufruhr in den sozialen Medien gesorgt: Es zeigt die Trump-Beraterin, wie sie auf dem Sofa sitzend vermeintlich von ihrem Handy abgelenkt ist.

(Foto: AFP)

"Passend zum generellen Grad der Respektlosigkeit, die Trumps Team gezeigt hat"

Dass Conway salopp auf dem Sofa kniet, während alle anderen stehen - und dann auch noch mit Schuhen - wurde als Zeichen der Respektlosigkeit gewertet. "Die meistgeschätzten afroamerikanischen Pädagogen sind im Weißen Haus zusammengekommen und Kellyanne Conway macht sich nicht die Mühe, ihnen den Respekt formeller Höflichkeit zu erweisen", lautete der Kommentar einer Nutzerin auf Jezebel.com, einem Online-Newsportal, das sich vor allem an Frauen richtet. "Conway mit ihren Schuhen auf der Couch im Oval Office - passend zum generellen Grad der Respektlosigkeit, die Trumps Team gezeigt hat", schrieb ein Nutzer bei Twitter. "Das neue Illustrationsfoto für 'weiße Privilegien'", lautete ein anderer Kommentar.

Der Wall-Street-Journal-Kolumnist Bret Stephens schrieb, wenn die Beraterinnen von Trumps Vorgänger Barack Obama sich wie Conway verhalten hätten, hätte dies wohl einen noch viel lauteren Aufschrei ausgelöst. "Wenn (Susan) Rice oder (Valerie) Jarrett so im Oval Office gesessen hätten, hätten sich die Konservativen wochenlang heiser geschrien", schrieb der Journalist.

Es gab allerdings auch früh Stimmen, die die Aufregung um das vermeintlich unverschämte Verhalten der Trump-Beraterin als scheinheilig verurteilten. So kommentierte der Washington-Post-Journalist Chris Cillizza: "Dieser Sturm im Wasserglas ist, in einem Wort, dumm. In zwei Wörtern: unglaublich dumm." Es sei eine beliebte Routine, dass immer diejenige Partei, die gerade nicht im Weißen Haus residiere, kritisiere, dass die andere Partei das Präsidentenbüro nicht mit dem nötigen Respekt behandle. So hätten die Republikaner seinerzeit Anstoß genommen, weil Bill Clinton und Barack Obama es im Oval Office nicht so streng nahmen mit der politischen Etikette - ganz im Gegensatz zu Ronald Reagan, der dort stets ein Jackett trug.

Cillizza schreibt weiter: "Die simple Wahrheit ist, dass dies eine vollkommen gekünstelte 'Kontroverse' ist, die aus dem blinden Hass mancher Menschen für Conway geboren wurde - ein Hass, der auch Trump und das Weiße Haus einschließt." Die amerikanische Politik sei - auch dank Trump - an einem Punkt angekommen, an dem selbst die gewöhnlichsten Ereignisse mit einem "schändlichen Symbolismus" aufgeladen würden. Das sei gefährlich, weil es von jenen Debatten ablenke, die eigentlich geführt werden müssten.

Kellyanne Conway steht nicht das erste Mal in der Kritik

Conway hatte bereits Kritik geerntet, als sie Anfang Februar in einem Fernsehinterview offensiv für die Modelinie von Trumps Tochter Ivanka geworben hatte. Kurz nach Trumps Amtseinführung hatte sie von "alternativen Fakten" gesprochen und damit für Belustigung und scharfer Kritik gleichermaßen gesorgt. Konkret bezog sie sich damals auf die falsche Behauptung von Präsidentensprecher Sean Spicer, niemals zuvor hätten mehr Menschen die Vereidigung eines Präsidenten gesehen als bei Trumps Inauguration. An anderer Stelle bezog sich Conway auf einen islamistischen Anschlag, der so nie in den USA stattgefunden hatte.

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