Arbeitskampf beendet:Der härteste Tarifstreit bei der Post ist zu Ende

Warnstreiks bei der Deutschen Post AG

Von Dienstag an werden viele liegen gebliebene Briefe und Pakete wieder ausgeliefert.

(Foto: dpa)
  • Die Parteien im Tarifstreit der Post einigen sich auf einen neuen Tarifvertrag. Der Poststreik endet damit am Dienstag.
  • Verdi ist es nicht gelungen, die Post von ihren Billiggesellschaften in der Paketzustellung abzubringen.
  • Ihren Erfolg sieht die Gewerkschaft darin, dass keine der verbliebenen Paketzusteller der Post in die neuen Billiggesellschaften versetzt werden.
  • Außerdem gibt es eine Einmalzahlung von 400 Euro sowie schrittweise Gehaltserhöhungen von zwei Prozent und 1,7 Prozent in den kommenden Jahren.

Von Detlef Esslinger

Die Brief- und Paketboten der Deutschen Post werden von Dienstag an alle wieder arbeiten, der Streik wird dann zu Ende sein. Der Konzern und die Gewerkschaft Verdi haben sich am Sonntagabend in Bad Neuenahr auf einen neuen Tarifvertrag für die 140 000 Angestellten der Post geeinigt.

Die Gewerkschaft hat es nicht geschafft, den Konzern von seinen neuen Billiggesellschaften in der Paketzustellung wieder abzubringen. Trotzdem erklärte die stellvertretende Verdi-Vorsitzende Andrea Kocsis, mit dem Abschluss "sehr zufrieden zu sein".

Die Billigfirmen im Paketgeschäft konnte Verdi nicht verhindern

Es war die härteste Auseinandersetzung, die die Gewerkschaft in dem Konzern je geführt hat, und sie hatte einen ungewöhnlichen Anlass. Für die Paketzustellung hatte die Post Tochterfirmen gegründet, in denen sie die 6500 Beschäftigten dort um etwa 20 Prozent schlechter bezahlt als im Haustarifvertrag. Der Einstiegslohn beträgt dort im Schnitt 12,79 Euro pro Stunde. Die Gewerkschaft sah in der Gründung dieser Firmen einen Verstoß gegen einen früheren Vertrag mit der Post. Sie forderte entweder die Schließung der Billigfirmen oder aber zur Kompensation eine Verkürzung der Wochenarbeitszeit im gesamten Konzern von 38,5 auf 36 Stunden, bei vollem Lohnausgleich.

Die Billigfirmen waren der Gewerkschaft so zuwider, dass sie sogar anbot, für das laufende Jahr auf Tariferhöhungen für die Gesamtheit der Post-Beschäftigten zu verzichten. Die Post ließ sich darauf jedoch nicht ein. Sie fürchtete um ihre Wettbewerbsfähigkeit im Paketgeschäft. Die Konkurrenten arbeiten überwiegend mit Subunternehmern, die schlechter zahlen als die Post. Einen vier Wochen langen Streik nahm das Unternehmen in Kauf.

Tariferhöhungen gibt es erst in den nächsten beiden Jahren

Die Einigung sieht vor, dass es bei 38,5 Arbeitsstunden in der Woche bleibt und es in diesem Jahr keine Tariferhöhung, sondern nur eine Einmalzahlung geben wird (in Höhe von 400 Euro, am 1. Oktober). Ein Plus gibt es erst in den nächsten beiden Jahren: im Oktober 2016 um zwei Prozent, ein Jahr später um 1,7 Prozent. Wer in diesem Jahr seine Ausbildung bei der Post beendet, erhält eine unbefristete Vollzeitstelle. Betriebsbedingte Kündigungen wird es bis Ende 2019 nicht geben. Außerdem: Eine Fremdvergabe an Subunternehmer wird in der Brief- sowie in der sogenannten Verbundzustellung bis Ende 2018 ausgeschlossen. Solche Verbundzusteller tragen sowohl Briefe als auch Pakete aus.

Verdi-Verhandlungsführerin Kocsis sah ihren Erfolg darin, dass es gelungen sei, die verbleibenden Paketzusteller der Post auf Dauer abzusichern. Diese 7650 Beschäftigten müssten nun nicht befürchten, irgendwann in die Billigfirmen versetzt zu werden. "Das ist für die Betroffenen von großer Wichtigkeit", sagte Kocsis. Post-Chef Frank Appel sprach von einem "guten Tag für die Post, ihre Kunden und Mitarbeiter". Dass der Streik offiziell nicht sofort, sondern erst um 0 Uhr am Dienstag endet, hat organisatorische Gründe. Eine Gewerkschaft kann nicht garantieren, innerhalb weniger Stunden alle Streikführer zu erreichen.

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